Besonders tragisch ist die Geschichte der beiden Hundebabys: Die kleinen Labrador-Mischlinge waren in Peine beziehungsweise Stederdorf entdeckt und ans Peiner Tierheim übergeben worden. Sie wurden viel zu früh von ihrer Mutter getrennt, waren verwurmt und mit dem hochansteckenden Parvovirus infiziert. Ihr Zustand war so schlecht, dass ihnen auch die Mitarbeitenden der Tierärztlichen Hochschule in Hannover nicht mehr helfen konnten: Die Tiere mussten eingeschläfert werden. Für die Behandlung der jungen Hunde haben Peiner das Tierheim spontan mit Spenden in Höhe von insgesamt mehr als 5.000 Euro unterstützt. „Wir erleben hier sehr viel, aber solche Fälle gehen auch uns Profis nah“, sagt Tierheim-Leiterin Heike Brakemeier. Dass es sich bei den beiden Hunden um Geschwister handelt, liege nahe, sei aber nicht sicher. Ein Gentest soll für Klarheit sorgen.
Auch das Schicksal der Katzenmutter und ihrer Kitten, die vor dem Tierheim abgeladen wurden, berührt: Wie später aufgrund der Überwachungskamera des Tierheims nachzuvollziehen war, wurden die Tiere gegen 22 Uhr ausgesetzt. Entdeckt wurden sie nach einer eiskalten Nacht erst am darauffolgenden Morgen von Mitarbeitenden. Ähnlich verhielt es sich nur einen Tag später im Fall von fünf Katzenjungen, die auf dem Parkplatz entdeckt wurden. „Dabei haben wir an der Tür extra eine Notfallnummer angebracht, die man anonym anrufen kann. Kein Tier muss die ganze Nacht vor dem Tierheim frieren“, macht Tierheim-Leiterin Heike Brakemeier deutlich. Die Katzen sind mittlerweile in Pflegestellen untergebracht.
Doch sie und ihr Team kennen noch viele weitere zu Herzen gehende Geschichten. Ein Beispiel aus der jüngsten Zeit handelt von einer Kaninchen-Familie: Vor Kurzem wurden über das Internet-Portal Ebay zwei Weibchen angeboten. Am Wochenende erlebte die neue Besitzerin beim Reinigen des Käfigs eine faustdicke Überraschung: In einem Nestchen lagen fünf neugeborene kleine Kaninchen, denn bei einem der vermeintlichen Weibchen handelte es sich tatsächlich um einen Bock. „So etwas kommt recht häufig vor“, sagt Brakemeier. Die Halterin sei mit der Situation völlig überfordert gewesen, zumal sie den Eindruck hatte, dass die Kaninchen-Mama sich nicht um ihre Kinder kümmere.
„Dabei hat die Zippe sich völlig artgerecht verhalten. Kaninchen hocken nicht die ganze Zeit bei den Jungen, sondern überlassen sie sich selbst und gehen lediglich ein paar Mal am Tag zu ihnen, um sie zu säugen – das ist auch in der Natur so“, erklärt die Fachfrau. Weil die Halterin sich nicht anders zu helfen wusste, hat sie die Kaninchen kurzerhand ins Auto geladen und ins Tierheim gebracht. Für die Neugeborenen war dieser frühe Transport das Todesurteil, keines von ihnen hat den „Umzug“ überlebt. „Das wäre leicht zu vermeiden gewesen: Tierhalter, die in eine solche Situation geraten, können uns gern anrufen. Wir geben dann telefonisch Auskunft, was zu tun ist“, bietet Brakemeier an. In diesem Fall wäre es das Beste gewesen, Mutter und Kinder einfach etwa zehn Tage ganz in Ruhe zu lassen und – ganz wichtig – das Böckchen sofort von ihnen zu trennen, denn Zippen können schon sehr kurz nach einer Geburt wieder trächtig werden.
Im Spätsommer des vergangenen Jahres war die Situation im Tierheim besonders angespannt, etwa ab Oktober habe es sich etwas beruhigt. So werden demnächst sogar Hunde aus anderen Tierheimen aufgenommen, weil einige Plätze frei sind. Doch das ist aller Voraussicht nach nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm, für den sich die Mitarbeitenden bereits wappnen: „Jetzt beginnt die Zeit, in der geboren wird. Da landen erfahrungsgemäß viele tragende und junge Tiere bei uns. Wir haben schon wieder die ersten trächtigen Katzen aufgenommen, und das wird erst der Anfang sein“, blickt Brakemeier voraus. In den vergangenen Jahren hat sich das Tierheim jährlich im Schnitt allein um 150 Baby-Kätzchen gekümmert. Um das zu bewältigen, sind die Tierschützer auf Unterstützung angewiesen.
So werden ständig Pflegestellen gesucht. Um Pflegestelle zu werden, müssen Interessierte eine Selbstauskunft ausfüllen. Zudem muss ausreichend Platz für das aufzunehmende Jungtier sowie Vorwissen zum Aufziehen von Hund oder Katze vorhanden sein. Ein Mitarbeiter des Tierheims kommt zu den Interessenten nach Hause und bespricht alle wichtigen Fragen. Sobald die Tiere dann in einem vermittlungsfähigen Alter sind, werden sie wieder abgegeben oder das Tier bleibt – falls gewünscht – in der Pflegefamilie. Auch für kranke Tiere werden Pflegestellen gesucht – auf Zeit oder aber auch lebenslang.
Helfen kann man aber auch, wenn man selbst kein Tier aufnehmen kann oder möchte. Natürlich sind einmalige Spenden jederzeit willkommen. „Eine andere Möglichkeit ist die Übernahme einer Patenschaft. Dann trägt der Pate die Kosten für ein bestimmtes Tier – etwa für Futter und Tierarzt – ganz oder teilweise“, erklärt Brakemeier.