Angeboten wurden unter anderem diverse Kräuterliköre wie Holunderblüten- oder Löwenzahnblütenlikör, ein Apfel-Giersch-Pfefferminzgetränk, Bärlauch-Pesto, Kräuterfrischkäse sowie Brennnessel-Mettbällchen. Doch wie fing alles an? „Schon in der Steinzeit gab es Kräuterfrauen. Es gab eigentlich schon immer Menschen, die die Natur beobachtet haben“, erklärt Petra Siegert. Marlis Leinemann ergänzt: „Das war früher überlebenswichtig.“
In Deutschland kannte man damals nur wenige Gewürze. Die meisten davon führte man aus dem Ausland ein, wie beispielsweise aus dem Mittelmeer-Raum, Indien und auch aus Ägypten. Diese Gewürz- und Kräuterarten wurden dann hier heimisch. Zum Beispiel Pfeffer, Zimt, Salbei, Lavendel oder Rosmarin. Legionäre und Mönche brachten sie mit. „Aber der Liesch wurde aus Deutschland nach Amerika und in andere Länder exportiert“, erzählt Leinemann.
Doch einige Kräuter passen nicht zusammen, wie beispielsweise das Wermutkraut. Dazu erläutert Leinemann: „Wermut vertreibt andere Kräuter. Auch andere Pflanzen vertragen es nicht.“ Da wäre es doch schön zu wissen, welche Pflanzen und Kräuter für die Liebe stehen. Da haben die beiden Profis sofort eine Antwort parat: „Die Rose natürlich, der Lavendel, die Weißdorne, Myrrhe oder der Steinklee, der damals bei Hochzeiten als Kranz gebunden an die Tür gehängt wurde. Ebenso gibt es Heilkräuter, die auch heutzutage noch gerne verwendet werden. Die Kräuterfrauen verraten, wofür man sie einsetzen kann. Zum Beispiel soll Giersch gut gegen Gicht sein. Gemixt im Spinat, in der Brause oder als Pesto wirke er entzündungshemmend.
Des Weiteren sei Bärlauch gut für die Cholesterin- und Blutdrucksenkung. Und gegen Erkältung und Bronchitis helfe der Gundermann. Für die Psyche würden die Zitronenmelisse, Johanniskraut und der Borretsch gut tun, denn diese wirken stimmungsaufhellend. Die Expertinnen erklären weiter, dass es durch den Klimawandel auch in der Pflanzen- und Tierwelt Veränderungen gegeben habe. „Es gibt jetzt zum Beispiel mehr invasive Arten in beiden Bereichen. Unter anderem sind jetzt vermehrt der Waschbär, der Marderhund, die Holzbiene oder die Wildkatze unterwegs“, berichtet die in Dingelbe lebende Kräuterfrau Leinemann.
Die beiden Spezialisten haben im Laufe der Jahre immer mehr ihr Wissen über Kräuterkunde erweitert. Petra Siegert beschäftigt sich seit ihrer Kindheit damit, dank ihrer Eltern und Großeltern, die auch Experten auf diesem Gebiet waren. Die Alfelderin betreibt sogar eine eigene Kräutermanufaktur. Marlis Leinemann wuchs mit der Landwirtschaft auf, und eines Tages bekam sie eine Anfrage der Landwirtschaftskammer, ob sie nicht Lust habe, sich ein zweites Standbein aufzubauen. Sie belegte mehrere Kurse und ließ sich zu einer zertifizierten Kräuterfrau ausbilden. Kräuterfrau kann jeder werden, der sich dafür interessiert und sich damit befasst. Es gibt Heilpflanzenschulen, Selbstversorger-Lehrgänge oder die Volkshochschule bietet ebenfalls Kurse an, wo man sich ausbilden lassen kann. Ein wirklich spannendes Thema, die Kräuterkunde.