Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) überprüft seit Jahren in seinem „Fahrradklima-Test“ wie zufrieden die Radfahrerinnen und -fahrer mit der Situation in ihren Städten sind. In der aktuellen Ausgabe für 2022 zeigt sich für Peine, dass die Radfahrerinnen und Radfahrer mit den Ampelschaltungen (4,7), den Oberflächen der Radwege (4,7) und der Führung an Baustellen (4,5) besonders unzufrieden sind. Besser bewertet wurden von den Peinern dagegen die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (2,5), in Gegenrichtung geöffnete Einbahnstraßen (2,8) und zügiges Radfahren (3,1).
Eine Teilnehmerin der Umfrage ist Regina Eggers. Die Edemisserin empfindet die Situation noch schlechter, als in dem Fahrradklima-Test zum Ausdruck kommt. „Ein großer Kritikpunkt ist die Fahrradwegeführung. Oft bleibt man stecken und weiß nicht, wo der Weg weitergehen soll“, schildert sie. Als insbesondere für Vielfahrer ärgerlich empfindet sie die Drückerampeln. „Man steht zu 70 Prozent eine Runde länger da als die Autos“, kritisiert sie. Dies sei etwa an der Stahlwerksbrücke der Fall.
Laternen, Ampeln und Schildern stehen auf dem kombinierten Geh- und Radweg an der Stederdorfer Ortsdurchfahrt (B 444) im Weg. „Wenn dann noch Schüler dort warten, dann wird das einfach zu schmal“, ist Eggers Erfahrung. Und: „Ein Fahrradfahrer, der zügig unterwegs ist, ist vier Mal so schnell wie ein Fußgänger. Die Verträglichkeit von Fahrradfahrer und Fußgänger ist einfach nicht gegeben.“
Als Ansporn, wieder besser zu werden, will die Peiner Stadtverwaltung das Ergebnis der Umfrage nehmen. Schließlich sei die Fuhsestadt vor gut 20 Jahren als „Fahrradfreundliche Kommune 2003“ ausgezeichnet worden. „Dennoch ist die Platzierung von insgesamt 113 Städten mit vergleichbarer Größenordnung im guten Mittelfeld auch nicht ganz schlecht“, heißt es von Seiten der Verwaltung. „Wir sind angespornt, wieder eine Platzierung auf einem der vorderen Ränge zu erlangen.“ Darüber hinaus spiele das Thema Radverkehr als Teil der Mobilitätswende und wichtiger Beitrag zum Klimaschutz eine große Rolle bei der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans der Stadt, der demnächst in den politischen Gremien beraten wird.
Noch in diesem Jahr sollen in der Innenstadt zwei sogenannte Bike-Ports installiert werden, an denen E-Bikes aufgeladen werden können. Zudem hat der Stadtrat beschlossen, am Bahnhof eine Fahrradabstellanlage zu errichten, in der auch hochwertige Fahrräder verschlossen abgestellt werden können. Firmen, die Leih-Fahrräder anbieten, seien noch nicht an die Stadt herangetreten.
In Peines Ortsgrößenklasse von 50.000 bis 100.000 Einwohner landete Nordhorn mit einer Gesamtbewertung von 2,8 auf dem ersten Platz, gefolgt von Bocholt (3,1) und Tübingen (3,1). Schlusslicht ist Lüdenscheid auf Rang 113 mit der Note 5,2.
Das beste Fahrradklima bei den Großstädten über 500.000 Einwohner hat Bremen (Note 3,6). Auf Platz 2 kommt Frankfurt am Main (3,6), das fahrradfreundlicher geworden ist. Knapp dahinter folgt Hannover (3,6) auf Platz 3. Bundesweit hatten sich rund 245.000 Menschen an der nicht-repräsentativen Umfrage des ADFC beteiligt. Sie stellten Deutschland hinsichtlich der Fahrradfreundlichkeit lediglich die Note 3,96 aus. Damit hat sich die Stimmung im Vergleich zum Fahrradklimatest vor zwei Jahren sogar verschlechtert (Stand 2020: 3,93). Während es in Metropolen leicht aufwärtsgehe, gebe es im ländlichen Raum eine Stagnation: Das Fahrradklima ändere sich nicht spürbar. Zwar seien die Bedingungen zum Radfahren hier besser als in den großen Städten, weil mehr Platz vorhanden sei und es weniger Konflikte mit Autos gebe, doch von einer Verkehrswende sei im ländlichen Raum nicht viel zu spüren. Die nicht-repräsentative Umfrage des ADFC ist dem Verein zufolge offen für alle, richtet sich jedoch speziell an Radfahrende. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden könnten, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten ab 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern mindestens 75 und bei Städten ab 200 000 Bewohnern wenigstens 100 Leute mitgemacht haben.