Schon der amüsante Titel „Mein Hund malt auch und steht gern auf der Bühne“ von Wilts dürfte mit dazu beigetragen haben, mehr als 60 Gäste trotz bestem Wetter ins Museum zu locken. So viel, dass noch einige Stuhlreihen mehr in den Raum gestellt werden mussten. In dem hatte schon Kunsthof-Chef Pieper Schiefer mit vielen Künstlern für einen reizvollen Rahmen für die ungewöhnliche Lesung vorgesorgt. Denn die fand in der Jubiläumsstellung „12 23“ des Hofes statt, in der 53 Kunstschaffende seit einigen Tagen zum Beispiel Gemälde, Fotos oder Skulpturen präsentieren.
Nach Schiefers herzlicher Begrüßung ließ der erste große – aber auch ein bisschen nachdenkliche – Lacher nicht lange auf sich warten, als Wilts mit einem schelmischen Augenzwinkern die Bemerkungen von zwei ganz großen Künstlern aufeinanderkrachen ließ. Nämlich Goethes Spruch: „Selbst im Augenblick des höchsten Glücks und der höchsten Not bedürfen wird des Künstlers.“ Und von John Lennon: „Avantgarde ist ein französisches Wort für Bullshit!“
Wenn auch dies ein kleiner Auftakt mit Tiefgang war, so präsentierte Wilts daraufhin umgehend einen humorvollen Text der Galerie Stenkelfeld, bei denen den Gästen nicht nur ein Lacher über die Gesichter huschte: „Die Inspektionsrechnung, Autohaus Oertel 1989“. In der machen sich die Autoren des Textes in amüsantem Ton über die Fachsprache einer Rechnung lustig, in der vom stundenlangen „Umwuchten einer Gelenkwelle“ und dem „Entlöten einer Manschettennippelschelle“ die Rede ist.
Schnell sprang bei diesem Auftakt der Funke über und das Publikum applaudierte nach jedem Text. Wilts las souverän, glasklar und mit angenehmer Betonung. „Gut, auch wenn einige Stücke etwas lang waren“, bemerkten Gäste in der Pause. Insgesamt jedoch war es eine unterhaltsame und amüsante Reise durch Texte, Sprüche, Gedichte über Kunst, Literatur und Theater. Für musikalische Entspannung sorgten dabei Janne Klein und Julia Ohm – Applaus nach jedem Stück. Sie umrahmten bereits den ersten Lesungsblock mit Goethe, Lennon und Stenkelfeld in ihrem virtuosen vierhändigen Klavierspiel mit den Stücken „Ma mère l’oye“von Maurice Ravel und „Ballet“ von Debussy. Und wenn beim ersten Stück vorwiegend Staunen und Begeisterung in den Gesichtern der Gäste zu sehen war, schlossen spätestens beim zweiten einige die Augen, um den gefühlvollen Vortrag der Pianistinnen zu genießen.
Aber natürlich war nicht nur Entspannung angesagt. Denn Wilts legte noch sieben verschiedene Textausschnitte nach, bei denen es einige bei allem Humor durchaus in sich hatten. Darunter „Alte Meister“ von Thomas Bernhard, ein Kapitel von Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ und von Christoph Schlingensief „Schmeißt das Geld weg“. Und Wilts versäumte auch nicht, auf den Titel ihrer Lesung mit dem malenden und schauspielernden Hund einzugehen. „Das ist schlicht ein Arbeitstitel“, erklärte sie. Der sei amüsant-ironisch gemeint und sollte humorvoll andeuten, dass es gar nicht so einfach ist – wie manche denken mögen –, ein Künstler zu sein. Das hat diese abwechslungsreiche Lesung mit Musik auf humorvolle, skurrile und nachdenklich machende Weise gezeigt.
Anlässlich des zehnjährigen Bestehens präsentiert der Kunsthof Mehrum im Rahmen seiner Jubiläumsausstellung im Kreismuseum Peine am Freitag, 5. Mai, ab 19 Uhr das Figurentheater Vagantei Erhardt. Aufgeführt wird das Stück „Nibelungen – gelungen ?!“. Das Ensemble von zwanzig böhmischen historischen Marionetten zeigt die Geschichte der Nibelungen von Siegfrieds Jugend bis zum bitteren Ende an Etzels Hof, befreit von jeglicher Ideologie und in verständlicher Sprache. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.