Derzeit befindet sich auf der Fläche südwestlich der Kernstadt nahe der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) ein Waldgebiet mit Lebensräumen für etliche gefährdete und geschützte Tierarten. Entsprechend sei eine Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Peine notwendig, um eine entsprechende Kartierung zu erstellen, heißt es in der Vorlage. Der Flächennutzungsplan aus dem Jahr 2004 sieht das Gebiet tatsächlich als Fläche für Schutz, Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft vor. Wenig verwunderlich: Ein Photovoltaik-Park passt nicht in diese Vorgabe, darum ist eine entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans nötig. Wobei aber nur die freien Grundstücksteile für eine Nutzung mit Solar-Anlagen vorgesehen sind, die vorhandenen Baumbestände stehen laut Vorlage nicht zur Disposition.
Die Stadt Peine ist allerdings gar nicht Eigentümerin des Areals: Es handele sich um eine Fläche des Bundes, erklärt Petra Neumann, Sprecherin der Stadtverwaltung. Es habe eine Vermarktung stattgefunden, dafür habe sich jetzt ein Interessent gefunden. Nun gelte es, das notwendige Planungsrecht für das Vorhaben zu schaffen.
Für die künftigen Planungen soll ein Umweltbericht erstellt werden, der die Auswirkungen der Sondergebiet-Nutzung mit Photovoltaik-Anlagen ermittelt und bewertet. Ebenso sei eine Eingriffs- beziehungsweise Ausgleichsbilanzierung nötig. Soll heißen: An anderer Stelle müsste gegebenenfalls ein gleich großes Gebiet ausgewiesen werden, das als Schutz und Pflege von Natur und Landschaft dient.
„Wir haben da allergrößte Bedenken“, sagt Hans-Werner Kuklik, Vorsitzender der Peiner Biologischen Arbeitsgemeinschaft, zu den Plänen. Seiner Meinung nach sollte das Areal geschützt werden, da es dort unter anderem ein Vorkommen sehr seltener Orchideen- und auch Heuschreckenarten gebe.
Ein Bau eines Photovoltaik-Parks sollte an der Stelle nur erfolgen, wenn es keine zumutbaren Alternativen gebe und Flora und Fauna nicht gefährdet würden. Beides sei bei den aktuellen Plänen aber nicht der Fall, sagt Kuklik. Vorrangig sollten seiner Ansicht nach für Solar-Anlagen „reichlich vorhandene öffentliche und private Dachflächen nutzbar gemacht werden“. Denkbar sei auch die Beanspruchung einer ehemaligen Schlammdeponie südlich des Kanals in der Gemarkung Berkum, auf der kaum Pflanzenwuchs vorhanden sei. „Klimaschutz ist richtig und wichtig, Artenschutz und Biodiversität auch. Sie dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden“, betont Kuklik.
Es gibt nur Vermutungen, was sich früher einmal auf dem Gebiet der Horstkippe südwestlich der Kernstadt zwischen Berkumer Weg, Gewerbegebiet Peine-West und Mittellandkanal, befunden hat. Die Untere Naturschutzbehörde führt es als sogenannte „Verdachtsfläche 48“. Zeitzeugen berichten, dass sich dort einst ein großer Kohle-Lagerplatz des Peiner Stahlwerks befunden hat. Dafür spricht, dass der Boden in bis zu fünf Meter Tiefe von Menschenhand aufgefüllt wurde. Genauere Erkenntnisse hierzu gebe es aber bislang nicht, sie müssten erst ermittelt werden.
Ob der Flächennutzungsplan für die Errichtung eines Photovoltaik-Parks geändert wird, muss der Rat der Stadt Peine per Abstimmung entscheiden. Gleiches gilt für die Aufstellung eines entsprechenden Bebauungsplans. Insgesamt ist laut Vorlage mit einer verlängerten Verfahrensdauer zu rechnen – unter anderem deshalb, weil die entsprechenden Kartierungen nicht das ganze Jahr über möglich seien. Höhlenbaumkartierungen müsse man in der vegetationsfreien Zeit zwischen November und März vornehmen, die Brutvogelkartierung hingegen zwischen März bis Juli oder August.
Wie lang der gesamte Untersuchungsaufwand – auch in Zusammenspiel mit den zuständigen Behörden – dauern wird, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen, sagt Petra Neumann.