Insgesamt 18 Organisationen nahmen an der Börse, die von den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern der Schulen organisiert wurde, teil. So stellten sich unter anderem die Hospizbewegung und der Kinderschutzbund vor. Aber auch Pro Familia, Arcus, die Caritas oder Labora präsentierten den rund 250 Jugendlichen ihr Beratungsangebot.
Die Zwölf- bis 15-Jährigen erhielten vorab einen Fragebogen mit Fragen aus der Praxis der Beratungsstellen. Diese galt es nun geeigneten Beratungsstellen zuzuordnen und sie aufzusuchen. Anschließend stellten die Jugendlichen den Experten ihre erste Frage, die innerhalb von zehn Minuten beantwortet werden musste. Nachdem die zehn Minuten vergangen waren, hatten sie noch einmal zehn Minuten Zeit, um ihre zweite Frage zu erörtern. Danach konnten sich die Jugendlichen 15 Minuten frei bewegen und weitere Fragen stellen, ehe die nächste Gruppe eintreten durfte.
Sinn der Börse war es, dass die Jugendlichen bei diesem Ablauf nicht nur ihre eigenen Probleme schildern, sondern auch etwas über die jeweiligen Beratungsstellen herausfinden. Gabriele Ritter und Lydia Meyer, beide Sterbe- und Trauerbegleiterinnen für alle Altersgruppen bei der Hospizbewegung Peine, waren schon nach wenigen Minuten sichtlich mitgenommen. „Es kamen mehrere Kinder in kürzester Zeit mit schweren Verlusterfahrungen zu uns. Damit hätten wir auch nicht gerechnet“, schilderten die beiden Frauen bedrückt. Ritter fügte hinzu: „Es ist wichtig, dass wir hier sind, und wir hoffen, dass unsere Hilfe in Anspruch genommen wird. Die Jugendlichen sollen wissen, dass sie bei uns Hilfe bekommen.“
Das hofft auch Ulrike Hauswaldt, Stellenleiterin bei der Pro Familia in Peine: „Wir sind oft in Schulen unterwegs und wollen nahbar sein. Wir lassen nichts unversucht, um mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen.“ Auch die Sozialarbeiterin der Realschule Ilsede, Alexandra Buchsal, sieht den Grundgedanken dieser Veranstaltung darin, den Jugendlichen die Beratungsstellen näherzubringen und die Hemmschwelle zu senken, diese auch zu nutzen.
Auch Mathias Reisewitz, Leiter der Kontakt- und Beratungsstelle bei Arcus, findet es wichtig, Präsenz zu zeigen. „Ich bin hier, um zu sensibilisieren und um Nähe zu schaffen“, sagte er. Um den Kindern die Hemmschwelle zu nehmen, empfiehlt er: „Man muss schnell erreichbar sein, viele Kanäle haben und auf Augenhöhe beraten, das heißt auf die Jugendlichen eingehen.“
Bei den Jugendlichen kam die Veranstaltung super an. Der Ilseder Realschüler Luca Bröker meinte: „Es ist ganz toll. Wenn man mal Hilfe braucht, weiß man jetzt, wo man hingehen soll.“ Er ließ sich mit seinem Klassenkameraden und Freund Malik Handrich vom Jobcenter beraten. Ihre Frage war: „Was müssen wir machen, wenn wir keinen Abschluss haben?“
Auch die 12-jährige Charlotte Schneehage war ganz angetan von der Aktion und stimmte ihrem Mitschüler voll und ganz zu. „Es ist super, dass es die Beratungsstellen gibt und dass man sich bei Problemen an sie wenden kann. Wenn ich Probleme hätte, dann würde ich mich auch an sie wenden.“
Zwar keine Beratungsstelle, aber trotzdem beliebt bei den Schülerinnen und Schülern war der Stand der Polizei. Hier stellte sich Sandra Ohlendorf, Polizeioberkommissarin und Präventionsbeamtin in Peine, den Fragen der Heranwachsenden. Viele wollten zum Beispiel die Voraussetzungen für einen Einstieg in den Polizeiberuf wissen oder auch strafrechtliche Dinge wie „Ich habe eine Prügelei gefilmt und bei TikTok hochgeladen – bekomme ich jetzt Ärger?“ Dazu sagte Ohlendorf: „Ich finde es gut, dass man es den Jugendlichen hier alles direkt erklären kann.“