An diesem Abend alles andere als vergessen waren die Entwicklung der Weltwirtschaft nach der Corona-Pandemie auf den Tourismus, Gastronomie sowie Hotellerie und damit auch die Auswirkungen dieser Bereiche im Peiner Land. „Die Übernachtungszahlen steigen, die Menschen haben wieder Lust zu feiern, wollen raus. Für Tourismusstandorte hat sich viel verändert – somit auch im Peiner Land“, leitete Moderatorin Melanie Stallmann den Wirtschaftstalk ein. Sie diskutierte dazu mit: Inga Heine von der Wito-Tourismusförderung, Jan-Christoph Ahrens, Projektmanager der Allianz für die Region sowie Dirk Kischel, Firmenkundenbetreuer der Sparkasse Hildesheim-Goslar-Peine. Wito-Geschäftsführer Matthias Adamski blickte auf das 20-jährige Bestehen und die Entwicklung der Landkreistochter zurück – eine „tolle Arbeit“, die ohne den Spaß und die Motivation des Teams nicht möglich gewesen wäre. „Haus am See“-Gastronom Christian Horneffer und sein Serviceteam zeigten mit Herzblut, dass sie mehr als Bratwurstgrillen drauf haben, ließen Eiswürfel im Cocktailglas klimpern und punkteten mit familiärer Atmosphäre.
Mit einem „Ahoi“ und Schifferklaviermusik sorgte zuvor Dirk Langer alias Nagelritz für den Stapellauf des aktuellen Peiner Wirtschaftsspiegels. Mit Doppeldeutigkeiten und Augenzwinkern hinterließ er bei seinem Landgang am Eixer See Spuren und wickelte das Publikum in sein Seemannsgarn, verteilte Brausepulver und motivierte zum gemeinsam gesungenen Lied „Far away“.
Weit weg muss es gar nicht sein, denn die Vorzüge des Peiner Lands liegen nah: „Der typische Peine-Tourist ist vielseitig, besucht Freunde oder Bekannte und schaut, was sich in der Stadt verändert hat“, berichtete Inga Heine und ergänzte: „Er macht zugleich Ausflüge in die Peiner Altstadt und interessiert sich für unsere Industriegeschichte.“ Charme hätten beispielsweise viele Gutshöfe und die Rad-Freizeit habe einen hohen Stellenwert. Angebote für Kinder im „sehr naturnahen“ Peiner Land gelte es auszubauen.
Zwischen Autostadt Wolfsburg und Mühlenmuseum Gifhorn müsse sich „das Peiner Land nicht verstecken“, empfand Jan-Christoph Ahrens und ging auf das sichtbare Ausflugsverhalten der Menschen ein: „Seit Corona sind aktive, bestenfalls kostenlose Draußenangebote wie Wandern, Radfahren und Discgolf angesagt.“ Viele Menschen seien spontaner in ihren Unternehmungen geworden, die Touristinfos vor Ort reagierten entsprechend, bündelten ihr Wissen in der Region und sorgten über Datenbanken für die Verbreitung in die Welt.
„Künstliche Intelligenz kann uns helfen zu erzählen, was uns ausmacht, jedoch keine Emotionen herüberbringen“, war Ahrens überzeugt. Auch die Gastronomie brauche Menschen, besonders Fachkräfte. Das geht nur gemeinsam, waren sich die Talkteilnehmer einig. Kontroverse Ansichten vertraten sie zum Umgang mit dem Fachkräftemangel in Gastronomie und Hotellerie. Ahrens fand, dass Peine im deutschlandweiten Wettbewerb stehe und man Fachkräften zeigen müsse, wie lebenswert es hier vor Ort sei: „Alle, die sich hier wohlfühlen, erzählen es weiter.“
Dirk Kischel war nicht „so optimistisch, Fachkräfte aus ganz Deutschland nach Peine zu holen“. Der Firmenkundenbetreuer der Sparkasse plädierte dafür, zunächst die Fachkräfte vor Ort „monetär und mit dem, was Peine bietet, zufrieden zu machen“, dann könnten „Mitarbeiter Mitarbeiter werben“. Die Sparkasse sei als eine der wenigen noch aktiv im Bankengeschäft mit Hotellerie und Gastronomie, habe regionale Nähe zu den Betrieben. Es komme auf „Unternehmerpersönlichkeiten“ an. „Wir entwickeln ein Gefühl, was sich trägt“, betonte Kischel.
„Raus aufs Rad“ – das Motto könnte künftig der „Marke“ Peine im Speckgürtel Braunschweig, Hannover und Hildesheim ein Gesicht geben: Derzeit ist eine 450 Kilometer lange Themenroute von der Südheide bis in den Nordharz geplant. „Sie führt durchs Peiner Land“, informierte Ahrens. Hofläden und frische Beeren, Walderlebnispfad, Discgolf auf dem Hüttengelände sowie ein Eis oder Getränk auf dem Marktplatz – das und mehr an den Lieblingsorten der Talkteilnehmer hätte Potenzial für die „Marke“ Peine.
Wortwolken kamen über dem Eixer See also gar nicht erst auf – so geht eben „ein Abend am Strand“. Das aktuelle Wirtschaftsspiegel-Magazin zum Thema Tourismus ist erhältlich in der PAZ-Geschäftsstelle an der Werderstraße 49 in Peine. Und das Video vom PAZ- Wirtschaftstalk ist online zu sehen unter www.paz- online.de/ws-talk.