Dies bestätigt auch Jürgen Heise vom Nabu Peine. „Dass Falken schon einmal auf einem Balkon im Kreis Peine genistet haben, ist mir nicht bekannt.“ Brietzkes Vermieter Helmut Brüchow hat so etwas ebenfalls noch nie gehört, geschweige denn live miterlebt. Er berichtet, dass der Landwirt gegenüber in seinem Lüftungsschacht kürzlich Turmfalken gehabt hätte, die jetzt ausgeflogen seien. Brüchow hat da eine Vermutung: „Vielleicht sind das genau dieselben Falken bei meiner Mieterin wie bei dem Landwirt.“ Doch genau weiß das niemand.
Aber wie spielte sich das Leben mit den Besuchern auf dem Balkon von Brietzke weiter ab? „Die ersten vier Wochen waren eher unspektakulär. Das Weibchen saß nur auf den Eiern und brütete, während das Männchen ihr immer Futter, wie beispielsweise Mäuse, brachte. Dann flog es zurück in den Walnussbaum. Nach dem Schlüpfen der fünf Jungvögel beobachtete Brietzke, dass sich das Weibchen auf die Nestlinge setzte, um sie zu wärmen.
„Es kam die Zeit, in der das Weibchen ab und zu alleine ausgeflogen ist, während das Männchen auf die Jungen aufpasste“, berichtet Brietzke. Nach insgesamt neun Wochen ging sie wieder auf ihren Balkon und staunte nicht schlecht. Die Falken mitsamt den Jungfalken waren nicht mehr da. Hinterlassen haben sie zwei zerstörte Blumenkästen, nur eine einzige Blume hätte überlebt. Allerdings würden die Falken bis jetzt immer wieder zurück auf ihren Balkon kommen und sich danach in die Tanne in der Nähe setzen. Dies sei nichts Ungewöhnliches, denn tatsächlich kommen die Turmfalken meistens zurück an den Ort, wo sie gebrütet haben. Allerdings würden sie dort nur einmal nisten, weiß Heise.
Aber warum brüten sie gerade auf einem Balkon? „Falken brauchen es hoch, einen guten Anflug und sie wollen nicht gestört werden. Wenn der Balkon das bietet, könnte es auch schon einmal vorkommen, dass dort genistet wird, denn heutzutage sind viele Scheunen und Türme verschwunden. Da suchen sich die Turmfalken andere Nistmöglichkeiten“, erklärt der Nabu-Experte. Brietzke brauche auch keine Angst haben, denn die Turmfalken greifen keine Menschen an. Füttern war ebenfalls nicht nötig, denn dafür sorgte ja das Männchen und die Flüssigkeit bekommen sie Tiere aus der Nahrung, erläutert Heise. Aber eines erstaunt die Berkumerin: „Das Weibchen hat in all der Zeit nie ihr Geschäft auf meinem Balkon erledigt.“