In Peine bieten die Unternehmen Tier und Bolt die Roller zum Verleih an. „Mit der bisherigen Bilanz in Peine seit dem Start am 1. März 2022 sind wir sehr zufrieden“, sagt Unternehmenssprecher Patrick Grundmann von Tier. „Unser E-Scooter-Service ist nach wie vor gut ausgelastet und im Juni und Juli haben wir in der Stadt viele Neukunden gewinnen können, die zum ersten Mal einen unserer Tier-Scooter ausprobiert haben.“
Peine läuft bis Ende 2024. Ob es eine Verlängerung gibt? „Das können wir heute noch nicht abschätzen“, sagt Grundmann. Bis zum Ende des Vertrags ist die E-Scooter-Flotte von Tier auf maximal 200 Fahrzeuge begrenzt und damit auch das Geschäftsgebiet.
Die Stadt Peine will in etwa einem Jahr bewerten, ob es von ihrer Seite Gründe für eine Kündigung gibt. Allerdings gebe es aus Woltorf heraus Interesse, das Betriebsgebiet auf die Ortschaft auszudehnen. Eine Entscheidung der Anbieter dazu steht noch aus.
Fälle von schwerwiegendem Vandalismus oder in Gewässern gelandeten E-Scootern seien dem Unternehmen aus Peine nicht bekannt. „Generell gehen die Bewohner und Gäste in Peine sorgfältig mit unseren E-Scootern um“, so Grundmann. Das unterstreicht auch Balthasar Scheder vom E-Scooter-Verleiher Bolt. „Die Zahl der E-Scooter, die in Peine im Wasser landen, ist sehr gering und liegt im niedrigen einstelligen Bereich.“ In letzter Zeit seien keine Fälle bekannt geworden.
Bolt ist seit fast zwei Jahren in Peine aktiv, verfügt über eine Flotte von rund 200 E-Scootern und zieht ebenfalls eine positive Bilanz: „Wir verzeichnen eine gute und konstante Nachfrage nach unserem Angebot“, sagt Scheder. Allein in den vergangenen drei Monaten seien mehr als 30.000 Fahrten verzeichnet worden. Eine durchschnittliche Fahrt dauerte etwa sieben Minuten und war 1,5 Kilometer lang. Eine Aufstockung der Scooter ist derzeit nicht geplant. Für das Unternehmen steht fest, dass es weiter in Peine aktiv sein möchte.
Stadt und Anbieter beraten derzeit, ob am Bahnhof Peine und am Haltepunkt Vöhrum besondere Abstellflächen für E-Scooter eingerichtet werden. Parken sie ihre Fahrzeuge dort, sollen Nutzer Vergünstigungen erhalten. „Davon erhoffen wir uns, dass ÖPNV- und Bahnkunden die E-Scooter besser nutzen können“, sagt Stadtsprecherin Petra Neumann. Grundsätzlich soll es in Peine aber beim sogenannten „Free-Floating-Konzept“ bleiben, da dies den Gegebenheiten gut entspreche. Beschwerden über falsch oder ungünstige abgestellte Scooter halten sich der Stadt zufolge in einem überschaubaren Rahmen.
In Peine zählte die Polizei im Jahr 2022 insgesamt 14 Unfälle mit Beteiligung von E-Scootern. In diesem Jahr waren es bereits neun. Zudem registrierte die Polizei 2022 insgesamt 24 Trunkenheitsfahrten mit E-Scootern. In diesem Jahr waren es bislang drei.
Von 2022 bis 2023 wurden im Stadtgebiet Peine in 78 Fällen private E-Scooter ohne Versicherungsschutz geführt. „Dies ist aus polizeilicher Sicht eine dramatische Entwicklung, wobei die polizeiliche Kontrolle und das eingeleitete Strafverfahren noch die kleineren Übel sein dürften“, sagt Frank Steinke von der Polizeiinspektion Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel. Denn: Im Fall einer Schadensverursachung oder Verletzung anderer Personen hat nämlich der E-Scooter-Fahrer sämtliche Kosten „aus eigener Tasche“ zu zahlen, da keine Versicherung dafür aufkommt. „Im Falle von Personenschäden kann das mitunter den finanziellen Ruin aller Beteiligten bedeuten“, so Steinke.
Das allerdings betrifft nur die privaten E-Scooter. Diese müssen – wie andere Kraftfahrzeuge auch – versichert werden. Eine private Haftpflichtversicherung reicht, anders als bei Pedelecs, nicht aus. Ein gemieteter E-Scooter ist durch den Verleiher Kfz-haftpflichtversichert. Beschwerden über das Abstellen von Scootern an nicht dafür vorgesehenen oder geeigneten Stellen erreichen die Polizei immer noch, „aber eher hin und wieder – nicht mehr zahlenmäßig herausragend“, so Steinke.
Nach einem schweren E-Scooter-Unfall an der Zufahrt der IGS Vöhrum im Herbst vergangenen Jahres soll die dortige Verkehrssituation entschärft werden. Dort herrscht in den Morgenstunden oft Hochbetrieb mit „Elterntaxis“, Fahrradfahrenden, Bussen und Fußgängern. Ein Fachbüro untersucht, ob sich die Situation mit verlegten Bushaltestellen und veränderten Halte- und Absetzpunkten entzerren lassen könnte. „Dafür gibt es Vorschläge, die aber noch von den Planern genauer ausgearbeitet und dann bewertet werden müssen, auch im Hinblick auf notwendige Haushaltsmittel“, so die Stadtsprecherin.
Schwere Unfälle mit E-Scootern sind keine Einzelfälle, wie die Daten des Statistischen Bundesamtes belegen. In ganz Deutschland gab es im Jahr 2022 insgesamt 8.260 E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden – das waren 49 Prozent mehr als im Jahr zuvor (5.535 Unfälle). Viele der Verunglückten waren jünger als 25 Jahre. Die häufigsten Unfallursachen waren dabei Alkohol und Fahren auf dem Bürgersteig.