Das Projekt lief gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH (KÖN), der Regionalwert Leistungen GmbH und der Regionalwert Research gGmbH. Mit einer Software haben die Landwirte ermittelt, inwiefern ihr Betrieb die Gesellschaft nachhaltiger macht. Gefragt wurde unter anderem nach der Form der Düngung oder der Herkunft von Futtermitteln. Auch Themen wie Arbeitsplatzqualität und regionale Vernetzung flossen in die Bewertung ein.
Die Studie nennt einen Geldbetrag, der diese Leistung mit beziffern soll: 5,8 Millionen Euro, sind es, die die Landwirte glauben, jährlich für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und das Gemeinwohl zu erwirtschaften. Es seien aber keine realen Kosten, die die Landwirte hätten, betont Karina Neitzel von der Marketinggesellschaft für Land- und Ernährungswirtschaft. „Vielmehr soll der Betrag verdeutlichen, welchen Aufwand Landwirte bereits für die Umwelt betreiben, für den sie sich von der Gesellschaft aber noch nicht entlohnt sehen“, sagt sie.
Geht es nach der Gesellschaft, soll das in Zukunft aber passieren. „Zum Beispiel durch staatliche Födergelder oder durch Beiträge vom Handel oder von den Verbrauchern selbst“, erklärt sie. „Mit solchen Zahlen haben wir gute Argumente für den tatsächlichen Wert der Arbeit der meist familiär geführten Betriebe“, freut sich Ulrich Löhr, Vorstandsvorsitzender der Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft. Dieser Wert ist auch aus Sicht der Bierberger Landwirtin Anke Decker vielen Politikern nicht klar, wenn sie neue Auflagen einführen und die Bauern damit unter großen wirtschaftlichen Druck setzen. Sie und ihr Mann Lutz Decker haben mit dem eigenen Betrieb am Projekt teilgenommen.
Decker: „Für uns Landwirte und Landwirtinnen ist es äußerst wichtig, die Bedeutung unseres Sektors mit seinen vielfältigen Leistungen für die Gesellschaft sichtbar zu machen.“ In den vergangenen Jahren hätten viele Landwirte immer mehr Auflagen, geringe politische Planungssicherheit und eine überbordende Bürokratie erdulden müssen.
„Besonders Familien mit kleinen und mittelgroßen Höfen, die ihren Betrieb nicht so einfach umstellen können, trifft so etwas sehr hart und treibt manche zu der bitteren Entscheidung, ihren Betrieb aufzugeben“, sagt Decker. „Von Studien wie dieser erhoffe ich mir, dass politische Entscheidungen zukünftig wissensbasierter und mit größerem Verständnis für praxisorientierte Lösungen getroffen werden“, betont sie.