Zwar gibt es in Niedersachsen die Schulbuchfreiheit, für die erste Klasse fällt das aber kaum ins Gewicht: Lediglich bei der Fibel handelt es sich um ein Lehrwerk, das von mehreren Kindern genutzt werden kann. Sie kostet neu knapp 18 Euro, kann aber von der Grundschule Essinghausen, die Felix besuchen wird, für 8 Euro ausgeliehen werden. „Da ich nicht abschätzen kann, wie pfleglich ein Sechsjähriger mit so einem Buch umgeht, habe ich die Fibel auch selbst angeschafft – zumal die Ersparnis von 10 Euro bei dem Gesamtpaket ja kaum ins Gewicht fällt“, sagt Warmboldt. Für die Unterrichtsmaterialien, die im Buchhandel bestellt werden müssen, sind rund 80 Euro zu zahlen gewesen.
Bei einem Elternabend vor den Sommerferien bekamen die Eltern zwei DIN-A-4-Blätter mit den Angaben zu den Dingen, die angeschafft werden sollen. „Dazu gab es an dem Abend viele Erläuterungen, so dass ich schon recht genau wusste, was gewünscht wird – und warum die Schule in vielen Fällen bestimmte Vorgaben macht“, sagt die Mutter, die Verständnis hat, dass die Kinder vernünftiges und bewährtes Material zur Verfügung haben sollen. Einiges – etwa den Tuschkasten möglichst einer bestimmten Marke – habe sie im Angebot kaufen können. Den besonderen Pinsel, der von der Schule gewünscht wird, habe sie jedoch in Peine gar nicht bekommen und deshalb im Internet bestellt.
Hauptkostenpunkt der Ausstattung war ganz klar der Schulranzen. „Den durfte ich mir selbst aussuchen“, sagt Felix stolz. Entschieden hat er sich für ein Modell mit Fußball-Motiv eines namhaften Herstellers. 219 Euro hat das Komplettset inklusive Federmappe, Schlampermäppchen und Turnbeutel gekostet. Allein Schulranzen und Arbeitsmaterial sind also mit rund 300 Euro zu Buche geschlagen.
Hinzu kommt eine lange Liste voller „Kleinkram“. So sei die Federmappe zwar mit Stiften bestückt gewesen, die habe sie aber ausgetauscht, sagt Warmbold und erklärt den Grund: „Die Schule hat um Exemplare in zehn bestimmten Farben in ,Dreiecksform mit Grip’ gebeten“, erklärt Warmbold. Die zunächst ausgemusterten Stifte werde sie aber aufheben und zu Hause nutzen oder später als Ersatz verwenden, wenn die Motorik ihres Sohnes geschulter ist.
Eine Kladde, Schnellhefte aus Pappe in unterschiedlichen, festgelegten Farben für Arbeitszettel in den einzelnen Fächern, Radiergummi und Anspitzer, Klebefilm samt Abroller, Klebestifte, eine Bastelschere und vieles mehr vervollständigen die Erstausstattung des angehenden Schulkindes. Hinzu kommen noch Hausschuhe und Sportzeug, Brotdosen, eine Trinkflasche und einiges mehr. Bis hin zum Bleistift ist alles weisungsgemäß mit Namensaufklebern versehen, die die Mutter über das Internet besorgt hat.
Hin und her tragen muss Felix aber nicht alles. „Das meiste kann vorab in der Schule abgegeben werden und bleibt dann dort, so dass es dort jederzeit zur Verfügung steht“, sagt Warmbold. Felix freut sich schon sehr auf seinen großen Tag, für den er extra ein T-Shirt mit der Aufschrift „Schulkind 2023“ bekommen hat. „Ich komme mit Noah und Mika in eine Klasse, und meine Lehrerin habe ich schon kennengelernt“, erzählt er ein wenig aufgeregt.
Die Liste von Felix’ Grundschule mag umfangreich wirken, ungewöhnlich ist das aber nicht. Andere Eltern von Erstklässlern machen ähnliche Erfahrungen. An der Burgschule in Peine etwa gibt es eine vergleichbare Aufstellung, die lediglich in Details abweicht. Zwar werden zum Teil andere Lehrwerke verwendet, aber auch die gibt es nicht umsonst: Etwas mehr als 60 Euro müssen allein dafür ausgegeben werden.