Angelehnt an das bekannte Poetry-Slam-Prinzip war auch hier alles erlaubt. Es gab keine Vorgaben, worüber man „slammen“ soll. Und so saßen rund 20 Kunstschaffende auf dem roten Sofa und durften je eine Minute und zehn Sekunden erzählen, was sie wollten. Vom Lebenslauf über Gedichte bis hin zu Statements sowie zur Begründung, warum man sich für diese Sparte entschieden hat, waren viele lustige, interessante, aber auch nachdenkliche Beiträge zu hören.
Einer stammte zum Beispiel von Ramona Asche, die sich im Schneidersitz auf das rote Sofa setzte und erzählte, was sie in den vergangenen Tage gemacht hatte – vom Fensterputzen über Unkraut jäten bis hin zum Wochenend-Einkauf. Dann fuhr sie fort: „Ich möchte jetzt die Zeit nutzen, um in die Entspannung zu kommen, und schenke euch allen ein Lächeln.“ Ganz still saß sie lächelnd 30 Sekunden auf dem Sofa. Die Zuschauenden lachten und klatschten begeistert.
Einige Lacher erntete auch Fritz Lutz, der Erfinder des roten Sofas. Zunächst stellte er klar, dass er sich nicht als Künstler sehe, sondern „absolut als Handwerker“. Als der Ilseder in Rente ging, fühlte er sich nicht ganz ausgelastet und besuchte einen Malkurs – bei dem er feststellte, dass er gar nicht malen kann. Doch Lutz hat ein Talent: Er kann mit Farben umgehen. Und so drückte er sich ab dem Zeitpunkt mit Farben aus. „Alles, was mir in die Finger kommt, wird verarbeitet, ob das eine Kühlschranktür, alte Teppichreste oder jegliche Art von Schrott ist“, definierte der Kunstschaffende.
Etwas Außergewöhnliches präsentierte Monika Wegner, nämlich eine „Beziehungskiste“. Aufgebaut als Spieluhr, beinhaltete sie ein Hochzeitstaschentuch ihrer Oma, Fotos von ihrem ersten Hund und ein Selbstportrait sowie ihren ersten Liebesbrief, ein Herz von ihrer verstorbenen Freundin und einen Schlüssel. Diese Freundin gab ihr den Auftrag, das Projekt fortzuführen, und so entstand eine Kette von CDs mit Fotos von unter anderem ihrem Enkelkind und dem Rosenkavalier. Als Wegner ihr Projekt vorstellte, zitierte sie aus einem alten Zeitungsartikel folgende Worte: „Fantasie ist etwas, was sich viele überhaupt nicht vorstellen können.“ Doch die Peinerin hat Fantasie und präsentierte im Kreismuseum ihr erstes Kunstwerk, das beim Publikum bestens ankam.
Vom Rat der Stadt Peine richtete Matthias Wehrmeyer (SPD) einige Worte an die Gäste: „Ich finde es total gut, was sie alle auf die Beine gestellt haben. Kunst lässt Wünsche projizieren und Sehnsüchte entwickeln – und dafür sind Sie alle verantwortlich. Sie stehen dafür, eigenwillig zu sein, Spaß zu haben, Kunst zu machen und diese auch umzusetzen. Und zwar nicht auf hochprofessioneller finanzieller Basis, sondern mit Herzblut. Das finde ich anerkennenswert“, betonte er.