Kaufen, leasen oder mieten – es gibt verschiedene Wege, wie Ärztinnen und Ärzte sich selbstständig machen können. Die Allgemeinmedizinerin Dr. Katja Glaß hat sich bei ihrer Praxiseröffnung in Vöhrum für das Mietkonzept „Leasymed“ der Firma „Com²Med“ entschieden. Die Hürden, allein eine teure Praxis zu eröffnen, seien groß gewesen. Bei dem Gedanken an die zahlreichen Umbauplanungen, Versicherungen, Hygiene-Vorschriften und Anträge, die für eine Praxiseröffnung nötig waren, läuft ihr noch immer ein Schauder über den Rücken.
„Es wäre schön, wenn man einiges an Bürokratie vereinfachen könnte“, findet die verheiratete Mutter einer Tochter. Nichts davon hätte sie im Medizin-Studium gelernt. Zugute kam ihr dabei lediglich ihre Herkunft aus einer Arzt-Familie. „Meine Eltern haben mich mit ihrem Rat immer unterstützt“, erinnert sich die Medizinerin. Bei der Frage, ob sie es auch ohne das Konzept gemacht hätte, zuckt sie mit den Schultern. „Ich bin aber in jedem Fall froh, nicht mit hohen Schulden in die Selbstständigkeit starten zu müssen“, ist sich Glaß sicher.
Wer sich dafür entscheide, könne – wie Glaß – eine komplett ausgestattete Praxis oder auch nur bestimmte medizinische Geräte mieten. Danach richte sich auch der monatliche Preis, der bei Geräten mit 400 Euro starte und mit kompletter Praxis bei etwa 3.000 Euro im Monat liege. „Das entspricht etwa dem Gehalt eines Angestellten in einer Großpraxis“, macht Jens-Uwe Mühlan, Geschäftsführer Firma „Com²Med“ am Standort Braunschweig anschaulich deutlich.
Katja Glaß hat sich zusätzlich zu den Räumen noch für drei Geräte entschieden: „Ein Ultraschallgerät, ein Lungenfunktionsgerät und ein Blutdruckmessgerät“, zählt die 40-Jährige auf. Hätte sie die selbst gekauft, hätte sie etwa 40.000 Euro dafür investieren und bei möglichen Schäden selbst dafür aufkommen müssen. „Wir beraten Ärzte bei der Eröffnung ihrer Praxis, empfehlen Geräte, besorgen sie und bauen sie in den Räumen auf“, macht Mühlan deutlich.
Das Modell soll dem Fachärztemangel – gerade in ländlichen Regionen – entgegenwirken. „Aktuell gehen mehr Ärzte in den Ruhestand als nachkommen“, erklärt Jens-Uwe Mühlan, der selbst Medizintechnik studiert hat. Für eine eigene Praxis muss man mit etwa 100.000 Euro, also dem Preis für ein günstiges Einfamilienhaus, rechnen. Neben der Erstinvestition kämen laufende Kosten für die EDV sowie die Gerätschaften hinzu. „Die Patienten suchen sich ihre Praxis nach dem Stand der Entwicklung aus“, weiß Mühlan. „Ich wollte meine eigene Chefin sein“, begründet Katja Glaß ihre Motivation für den Weg in die Selbstständigkeit. Die 40-jährige war zuvor insgesamt fünf Jahre in zwei verschiedenen Praxen angestellt. Jetzt hat sie die Praxis in Vöhrum allein übernommen und arbeitet dort zusammen mit ihren drei Angestellten. Neben den regulären Öffnungszeiten gehören auch Hausbesuche, Sprechstunden und jede Menge Bürokratie zu ihren Aufgaben. „Die ersten drei Monate liefen gut. Der Andrang war ordentlich“, erzählt sie strahlend. Bisher habe sie auch alle Patienten aufnehmen können. Ob das so bleibt, wird sich in der Zukunft zeigen.