Wolfgang Meirich, gerade mal 28 Jahre alt, saß mit dem Telefonhörer in der Hand am Nummernstellpult. Gerade war das neue Stellwerk am Peiner Bahnhof in Betrieb genommen worden, das nun mehrere mechanische Stellwerke mit Schranken- und Weichenwärtern, unter anderem in Woltorf, Vöhrum und Peine, ersetzte. Nach dreieinhalb Jahren Bauzeit war das rund 16 Millionen Mark teure Projekt fertiggestellt worden. Vom Stellwerk überwachten und stellten fortan zwei Mitarbeiter über eine große Panorama-Stelltafel alle Signale und Weichen der Bahnhöfe Vöhrum, Peine und Woltorf.
Als diensthabender Fahrdienstleiter war Meirich damals für die Regelung des Zugverkehrs zuständig. Er traf bei Störungen die nötigen Entscheidungen, sodass der Zugverkehr sicher und reibungslos lief. „Damals, 1983, gab es noch einen Bahnübergangsbeobachter, der die Schranken in Vöhrum und Woltorf unter Kontrolle hatte“, erzählt Meirich.
Erst, wenn die Schranken der einzelnen Bahnüberübergänge unten waren und der Beobachter auf dem Monitor sah, dass der Bahnübergang frei von Fahrzeugen war, drückte er die Bahnübergangsfreimeldetaste, und das Signal für den herannahenden Zug konnte auf Grün, also auf „Fahrt“, gestellt werden. Diese Aufgaben musste dann nach einiger Zeit der Fahrdienstleiter mit übernehmen, der Beobachter wurde eingespart.
Außerdem gab es 1983 noch zur Unterstützung des Fahrdienstleiters einen Fahrdienstleiter-Helfer. Dieser kümmerte sich hauptsächlich um die Rangierarbeiten in Woltorf, Peine und Vöhrum. Auch diese Aufgaben musste dann nach einiger Zeit der Fahrdienstleiter teilweise miterledigen. Ein Fahrdienstleiter-Helfer war nur noch stundenweise am Tag im Stellwerk.
Mit den Drucktasten stellte der Fahrdienstleiter die Fahrstraße für den Zug. Sicherheit war dabei oberstes Gebot: Es musste ausgeschlossen werden, dass zwei Züge kollidierten oder durch eine Rangierfahrt eine Bahn einer anderen in die „Flanke“ fuhr. „Erst wenn alle für eine Fahrstraße zugehörenden Weichen in der richtigen Lage sind, kommt das Signal in die Fahrstellung Grün und der Zug kann fahren“, erläutert Meirich.
Wolfgang Meirich wechselte nach einigen Monaten ins Büro, er wurde Personalsachbearbeiter, dann Betriebssachbearbeiter. Dazu gehörte auch die Tätigkeit des Unfallbereitschaftshabenden – des heutigen Unfallmanagers. „Das hieß, wenn ein Unfall passierte, musste der diensthabende Unfallbereitschaftshabende zur Unfallstelle und Maßnahmen ergreifen, damit der Zugverkehr wieder lief“, so Meirich. Das sei meist kein schöner Anblick gewesen.
Dass es das Stellwerk in Peine noch gibt, ist nicht selbstverständlich. Viele Stellwerke wurden an die Betriebszentrale Hannover an der Lindemannallee angeschlossen. Die Stellwerke Groß Gleidingen-Vechelde-Peine-Hämelerwald-Lehrte sind bis heute selbstständig. Allerdings sollen auch sie in der Zukunft an die Betriebszentrale angeschlossen werden, teilt eine Bahnsprecherin auf Anfrage mit.
Die 37 Kilometer lange Strecke von Lehrte bis Groß Gleidingen ist Teil der Verbindung von Hannover nach Braunschweig und liegt auf einer wichtigen Ost-West-Verbindung im nationalen Schienengüterverkehr. Den Streckenabschnitt befahren Züge im Mischverkehr – also Züge des Personen- und des Güterverkehrs. Die Güterzüge befördern unter anderem Stahl und Erz. Im Zuge einer geplanten Generalsanierung bei der Deutschen Bahn sollen auf der Strecke der Oberbau und das Stellwerk Groß Gleidingen erneuert werden.
Bei der Generalsanierung handelt es sich um das seit der Bahnreform 1994 größte und umfassendste Infrastrukturprogramm für das Schienennetz und die Bahnhöfe. Ziel ist es, den Zugverkehr durch eine leistungsfähige Infrastruktur nachhaltig pünktlicher zu machen. „In der Regel sind die Strecken für die Generalsanierung fünf Monate lang gesperrt“, so die Bahnsprecherin. Die Planungen für die Strecke seien aber noch in einer frühen Phase, sodass derzeit keine konkreten Details oder Investitionssummen genannt werden könnten. Voraussichtlich im ersten Halbjahr 2029 sollen die Arbeiten beginnen.
Während der Sperrungen fahren die Züge im Fern- und Güterverkehr über Umleitungsstrecken. Im Regionalverkehr bringen während der Generalsanierung Busse die Fahrgäste ans Ziel.
Nach Abschluss der Arbeiten sollen Reisende und Güterverkehrsunternehmen von einem stabilen Betrieb auf leistungsfähigeren Strecken profitieren. Anschließend sollen in der Regel für mehrere Jahre keine größeren Baustellen mehr erforderlich sein.