„Durch die Wucht der Explosion flog das Dach des unbewohnten Hauses komplett hoch und landete wieder auf dem Gebäude“, schildert eine Sprecherin der ZKI. Insgesamt seien vier Sprengsätze in zwei Durchgängen gezündet worden. „Zunächst haben die Täter die Tür zur Filiale aufgehebelt, um an die Geldautomaten zu gelangen“, so die Sprecherin. Anschließend seien an einem Geldautomaten und einem Ein- und Auszahlungsautomaten jeweils ein Sprengsatz befestigt und ein etwa 20 Meter langes Zündkabel nach außen verlegt worden. „Nach der Detonation der ersten beiden Sprengsätze brachten die Täter an beiden Automaten jeweils einen weiteren Sprengsatz an, die ebenfalls zeitgleich gezündet wurden“, so die ZKI-Sprecherin. „Die Anwohner aus dem Nachbargebäude wurden durch die Explosion aus dem Schlaf gerissen.“ An den Nachbargebäuden sind trotz der hohen Druckwelle keine Schäden entstanden, verletzt wurde glücklicherweise niemand.
Die Nachbarn sollen nach dem Sprengangriff auch drei bis vier maskierte Personen gesehen haben, die mit einem „hochmotorisierten, dunklen Fahrzeug“, das ein mutmaßlich gestohlenes Hannoveraner Kennzeichen hatte, in Richtung Klein Lafferde flüchteten. „Das ist schon eher untypisch“, meint die ZKI-Sprecherin. „Üblicherweise sind diese Täter eher in Richtung Süden als in den Norden geflohen. Es gibt partielle Veränderungen gegenüber vorherigen Taten.“
Dennoch gehe die ZKI derzeit davon aus, dass es sich um dieselbe Tätergruppierung handelt, wie bei den vorherigen Anschlägen im Kreis Peine und der Region. Die Ermittler des Landeskriminalamtes haben vor Ort Spuren gesichert und werten diese nun gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Osnabrück aus. Bilder aus den Überwachungskameras gibt es laut ZKI nicht. „Aber alle Sicherungsmaßnahmen der Volksbank haben gegriffen“, betont die ZKI-Sprecherin. „Das Geld wurde bei der Explosion unbrauchbar gemacht. Trotzdem haben die Täter einige Geldkassetten mitgenommen.“
Über die Höhe der erbeuteten Geldsumme hält sich die Polizei bedeckt. Auch die entstandene Schadenshöhe am völlig zerstörten Gebäude an der Broistedter Straße in Lengede ist noch nicht bekannt. „Zur genauen Schadenshöhe kann die Bank noch keine Angaben machen, da die Untersuchungen gerade erst eingesetzt hätten“, gibt Sprecher Fabien Tronnier von der Volksbank Brawo bekannt. „Wir sind seit vielen Jahren in engem Austausch mit den zuständigen Stellen der Polizei für den Schutz unserer Geldautomaten. Unsere Sicherheitsmaßnahmen entsprechen dem aktuellen Stand der Technik. Allerdings sind wir gegen die massive Gewaltanwendung der Täter machtlos. Hier ist für uns ganz klar der Staat gefordert, den Täterbanden das Handwerk zu legen und die Banken und vor allem die Bevölkerung zu schützen“, betont Jürgen Brinkmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Brawo, der entsetzt ist: „Was wir erleben, ist Terror. Was ich vermisse, sind Reaktionen staatlicher oder internationaler Stellen, wie sie sonst bei Terror erfolgen.“
„Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung für unsere Kundinnen und Kunden vor Ort“, so Stefan Honrath, Leiter der Brawo-Direktion Peine. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle seien ab sofort vorübergehend in der Filiale in Salzgitter-Lebenstedt, Albert-Schweitzer-Straße 1, eingesetzt und dort für die Kunden ansprechbar.
„Ich bin ziemlich erschüttert über die Härte des Anschlags“, sagt Elke Brandes, Sprecherin der Sparkasse Hildesheim-Peine-Goslar, deren Filialen in Abbensen und Edemissen in der Vergangenheit ebenfalls schon Opfer von Sprengangriffen waren. „Ich hoffe, dass nicht auch mal jemand verletzt wird.“ Grundsätzlich sei es zuletzt „erfreulich ruhig“ gewesen. Jüngste Fälle aus dem Westen Deutschlands hätten allerdings auch die Sparkasse wieder in Wachstellung gebracht, „jetzt natürlich ganz besonders.“
Und auch Lengedes Bürgermeisterin Maren Wegener (SPD) ist erschüttert: „Ich habe in den frühen Morgenstunden in meinem Urlaub davon erfahren. Ich bin entsetzt, dass derartige Sprengungen deutschlandweit nicht eingedämmt werden können.“
Neben der Kriminalpolizei war auch die Feuerwehr Lengede in der Nacht ausgerückt, da es durch die Sprengungen auch zu einer Rauchentwicklung gekommen war. Ein Feuer war allerdings nicht entstanden. Zudem wurde über das Technische Hilfswerk (THW) in Peine ein Bausachverständiger angefordert, der die Statik des stark beschädigten Gebäudes untersuchte.
Die Sprengung in Lengede war der insgesamt achte Angriff dieser Art im Landkreis Peine. Zuletzt war es ruhig um die kriminelle Bande geworden. Nach insgesamt sieben Anschlägen im Jahr 2022 im Kreis Peine, war es in 2023 noch nicht wieder zu einer Sprengung gekommen. Die Banken verwiesen erst Anfang September auf neuere Sicherheitstechnik und vermehrte Kontrollen.