Es war eine kleine Meldung, die ich fast übersehen hätte: Der Bundesagrarminister fordert, dass bestimmte Lebensmittel wie Honig oder Tee kein Mindesthaltbarkeitsdatum mehr benötigen. Eine vernünftige, überfällige Idee angesichts der Tatsache, dass in der EU jährlich 59 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeschmissen werden. Pro Kopf sind das 130 Kilo. Nun werden Sie sagen: Nie im Leben schmeiße ich so viel weg! Ja, Moment: 15% der Lebensmittelabfälle fallen bereits bei der Produktion an. Und im Handel kommen weitere 7% dazu. All diese Faktoren werden natürlich mit eingerechnet. Trotz alledem bleibt eine ätzende Zahl von 78 Kilogramm weggeschmissener Lebensmittel im eigenen Haushalt übrig. Pro Person! Und wenn Sie, was ich hoffe, immer noch überzeugt sind, bei Ihnen komme das in gar keinem Fall vor, ist leider klar, dass es andere gibt, die sich viel sorg- und rücksichtsloser verhalten und umso mehr wegwerfen.
Viele lassen sich eben auch durch das MHD beirren, das Mindesthaltbarkeitsdatum. Man kann nicht oft genug daran erinnern, dass ein Lebensmittel bis zu diesem Datum mindestens (!) haltbar und der Geschmack garantiert ist. Es heisst eben nicht: Wenn Sie dieses Lebensmittel nach dem aufgedruckten Datum essen, explodieren Sie! Mindestens haltbar ist definitiv kein anderes Wort für abgelaufen! Und wenn auf einem Millionen Jahre alten Salz steht, es sei noch mindestens eine Woche haltbar, vertrauen Sie mir: Sie könnten es auch in 250 Jahren noch zum Verfeinern Ihrer Speisen nutzen.
Matthias Brodowy