Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten eigenen Kühlschrank? Ich weiß, das ist eine seltsame Frage. Ich komme nur drauf, weil ich mir diese Woche einen neuen Kühlschrank kaufen musste. Mein alter hatte den Geist aufgegeben. Und da erinnerte ich mich an den Kauf meines ersten Kühlschranks. Damals zog ich in eine neue Wohnung und leistete mir aus lange Erspartem einen richtig guten. Namhafter Hersteller! Zwei Gefrierfächer! Er wurde geliefert, ich schaltete ihn feierlich ein und bestückte ihn mit ... – ja, wie nennt man das eigentlich korrekt? Mit Kühlgut. Man hatte mir gesagt, es dauere eine Weile, bis der Kühlschrank auf Betriebstemperatur käme, so war ich nicht allzu sehr verwundert, dass er am nächsten Tag irgendwie noch nicht wirklich kühl wirkte. Ich mochte ihn. Er war so unfassbar leise. Am zweiten und dritten Tag machte ich immer wieder einen Fühltest und redete mir ein, dass er inzwischen seinen Dienst tue. Ich wollte, dass das teure Ding einwandfrei funktionierte, also fühlte er sich kühl an. Und mehr verlange ich nicht von einem Kühlschrank. Am fünften Tag allerdings war mir klar: Ich konnte mich nicht darauf verlassen, zu erspüren, was ich gerne hätte, sondern brauchte nüchterne wissenschaftliche Fakten, Daten und Beweise. Also stellte ich ein Thermometer rein. Dieses zeigte nach 10 Minuten 18 Grad an. Ich wollte meinem neuen sympathischen Kühlfreund eine Chance geben und schaute nach zwei Stunden noch einmal nach. 18 Grad! Ich mache es kurz: Irgendwas war ab Werk kaputt und musste repariert werden. Und ich staunte, wie sehr man sich doch selbst betrügen kann, wenn nicht sein kann, was nicht sein darf. Und die Moral von der Geschicht’: Dem Wunschgefühl vertrau mal nicht – und gibt es auch ein Mordsgezeter, glaub schlicht allein dem Thermometer! Matthias Brodowy