Die Katzenbabys, die nun im Tierheim gelandet sind, stammen aus dem gesamten Landkreis Peine. Sie sind die Nachkommen von Freigängerkatzen oder Straßenkatzen. „Es gibt bislang nur in zwei Gemeinden Kastrationsverordnungen, und zwar in Edemissen und in der Stadt Peine“, erklärt Tierheimleiterin Brakemeier. Das bedeutet, dass Freigängerkatzen kastriert werden müssen. In den restlichen Gemeinden sei dies nicht der Fall, und in der Konsequenz könnten sich dadurch die Katzen weiter unkontrolliert vermehren, was zu viel Leid für die Tiere führe.
Als domestizierte Haustiere sind Katzen auf menschliche Fürsorge angewiesen. Ohne diese leiden die meist versteckt lebenden Straßentiere oft an Mangel- und Unterernährung, haben Parasiten und Infektionskrankheiten wie Katzenschnupfen. Dies sei auch bei den Fundkätzchen der Fall gewesen.
Ein weiteres Problem ist, dass die Katzen, die in freier Wildbahn geboren werden und aufwachsen, nicht mehr vermittelt werden können. „Sie sind dann wild, lassen sich nicht anfassen und greifen sofort an“, schildert Brakemeier. So sei es auch bei den acht nur zwölf Wochen alten Kätzchen gewesen, die am Röhrser Teich eingefangen wurden. Sie seien nach erfolgter Kastration wieder ausgewildert worden.
Die anderen Kätzchen seien inzwischen entfloht, entwurmt, geimpft und gechipt worden und könnten nun jeweils zu zweit in einen tierlieben Haushalt abgegeben werden. Ist schon eine Katze im Haushalt vorhanden, werden auch einzelne Tiere abgegeben.
Um das Problem in den Griff zu bekommen, beteiligt sich das Peiner Tierheim auch an der Katzenkastrations-Aktion des Landes Niedersachsen, das dafür 250.000 Euro zur Verfügung stellt. Tierschutzorganisationen steuern insgesamt weitere 55.000 Euro hinzu. Seit dem 1. November und noch bis zum 28. November können damit Tierschutzvereine, Tierheime und Futterstellen-Betreuer kostenfreie Kastrationen durch Tierärzte für freilebende Straßenkatzen in Anspruch zu nehmen.
„Wir haben schon alle umliegenden Tierärzte informiert“, sagt die Peiner Tierheimleiterin. Doch erfahrungsgemäß seien die Gelder schon nach kurzer Zeit ausgeschöpft. Auch deshalb warte man händeringend darauf, dass das Land Niedersachsen die im Juli 2023 beschlossene Katzenschutzverordnung umsetzt, nach der neben der Kastrationspflicht für Freigängerkatzen auch deren Kennzeichnung und Registrierung vorgeschrieben wird. „Das würde helfen, die unkontrollierte Vermehrung der Katzen einzudämmen und die Tierheime zu entlasten“, so Brakemeier.
Darüber hinaus plant das Tierheim, eine neue Quarantäne-Station für Hunde zu bauen. „Die Auflagen haben sich geändert und wir können die Tiere nicht mehr artgerecht unterbringen“, erklärt Günter Diederichs, Vorsitzender des Peiner Tierschutzvereins, der das Tierheim betreibt. Statt Hundezwinger mit einer Größe von acht Quadratmetern seien nun etwa zehn Quadratmeter vorgeschrieben.
In die Quarantäne kommen Hunde, deren Impfstatus unbekannt ist. Wie etwa bei den zuletzt in einem Kofferraum entdeckten Hundewelpen, die auf der A2 von der Polizei sichergestellt wurden. Sie kamen zunächst ins Peiner Tierheim, durften dort aber nicht bleiben und mussten ins Tierheim nach Braunschweig abgegeben werden. „Das ist sehr ärgerlich, denn so gehen uns auch Einnahmen verloren“, erklärt Diederichs. Die reinrassigen Hunde hätten gut weitervermittelt werden können. „Und wir müssen um jeden Euro kämpfen“, so der Vorsitzende.Den Neubau der Quarantäne-Station, der schätzungsweise eine halbe Million Euro kosten soll, will der Tierschutzverein aus eigenen Mitteln stemmen. Eine große Belastung, denn: „Wir sind nicht städtisch, sondern nur ein Verein“, verdeutlicht Diederichs.
Für den Neubau hatte sich der Verein eigentlich eine Wiese direkt neben dem bestehenden Gebäude an der Fritz-Stegen-Allee ausgesucht, die sich im Besitz der Stadt Peine befindet. „Aber wir können sie nicht kaufen, denn sie liegt im Landschaftsschutzgebiet“, erklärt der Vorsitzende. Um dort bauen zu können, hätte die Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen werden müssen, was vom Landkreis Peine abgelehnt worden sei.Stattdessen will der Verein nun auf dem eigenen Gelände eine 25 mal 14 Meter große Halle bauen. „Der Auslauf wird dadurch deutlich kleiner, aber es geht nicht anders“, bedauert Diederichs. Ein Umzug für das Tierheim sei ebenfalls nicht machbar. „Wir haben das Geld dafür einfach nicht, wir werden dort bleiben müssen, wo wir sind.“ Dies sei besonders bitter, weil das Hundeaufkommen in Peine stetig gestiegen sei, eine Möglichkeit, das Heim zu vergrößern gebe es aber nicht.
Der Bauantrag für die Quarantäne-Station sei mittlerweile bei der Stadt eingereicht. „Wenn wir Glück haben, kriegen wir die Baugenehmigung noch in diesem Jahr“, sagt Diederichs. Dann könnte im Frühjahr mit dem Bau begonnen werden. „Und wenn es von finanzieller Seite passt, könnte der Neubau Ende nächsten Jahres fertig sein“, hofft der Vereinsvorsitzende.