Denn Wolfgang Miosga, studierter Architekt für Kirchenbauten, entschloss sich, „nicht nur Kirchen aus Stein zu bauen“ sondern sich als „Diakon im Zivilberuf“ in die katholische Kirche und speziell in die Groß Ilseder St. Bernward-Gemeinde einzubringen. Aus „frohem Herzen“ hätten sowohl Ehefrau Elisabeth als auch die drei Töchter damals zugestimmt, dass der Ehemann und Papa „Gott zu seinem Hobby macht“.
„Das Diakonat gehört zum sakramentalen Weiheamt“, erklärt Miosga, der seit 57 Jahren verheiratet, Vater dreier Töchter und Großvater von fünf Enkeln ist. Durch die Weihe vor 40 Jahren sei er „Geistlicher“. Und dass sich diese „dienstrechtliche Stellung aus der Einheit von sakramentaler Befähigung und kirchlicher Sendung“ gründe. Welchem katholischen „Laien“ das zu kompliziert klingt, braucht Wolfgang Miosga nur selbst zu erleben: ob nun einerseits in der „Verkündigung“, wenn er seinen festen Platz im Gottesdienst hat, predigt, tauft und traut oder sich andererseits im sozial-karitativen Bereich engagiert oder ihm einfach nur „privat“ begegnet.
Um seinen Weihegottesdienst vor 40 Jahren im Hildesheimer Dom gemeinsam mit ihm zu feiern, charterten die Groß Ilseder damals gleich zwei Busse. Mit Miosga wurden zwei weitere Männer zu Diakonen geweiht, die aber inzwischen verstorben seien, bedauert der Jubilar. Seine Weihe, die damals der gerade eine Woche zuvor zum Bischof von Hildesheim geweihte Josef Homeyer vollzog, habe er „wie in einem Nebel“ erlebt. Sehr aufmerksam hat allerdings die damals neunjährige Yvonne Herschel die aufwendige Liturgiefeier verfolgt und berichtete unter der Rubrik „PAZ-Kinderreporter“ unter anderem über „Tränen in den Augen“ der Groß Ilseder während der Weihezeremonie.
Ob dem Diakon in den vier Jahrzehnten seines Wirkens ebenfalls aus unterschiedlichen Gründen Tränen flossen, lässt er offen, sei aber immer – und er betont „immer“ - in diesem Amt auch von seiner Familie getragen worden. Sein großer Vorteil: „Ich darf meine Freude mit meiner Ehefrau daheim teilen oder auch Trost empfangen“. Dafür könne er nicht dankbar genug sein. Als „glücklichster Diakon“ habe er sich aber stets gefühlt, als er seine fünf Enkelkinder taufte: „Solch wunderbare und erhebende Erlebnisse bleiben einem katholischen Priester versagt.“
40 Jahre Gott als Hobby: Taufen, Trauen, Trauern, Familienkreise betreuen, Wortgottesdienste feiern, wo immer es sich ergibt. Diakon Miosga war und ist unermüdlich auf dem Weg zu den Menschen – und kommt an, nicht nur bei seinen katholischen Glaubensgeschwistern. „Gott hat mich mit der Gnade ausgestattet, mit Menschen gut umgehen zu können.“ Allerdings bezeichnet er sich selbst auch als „Suchender“, der seine Fragen und sogar Zweifel nicht aufgebe. „Weil ich nur dann offen für Gott bin, wenn ich auch mal riskiere, dass er eventuell ganz anders in mein Leben eingreift, als ich es selbst gut finden würde.“
Zwar ist der Jubilar seit einem Jahr offiziell im Ruhestand, aber der Begriff „aufhören“ kommt in seinem Wortschatz nicht vor. Viele Menschen unterschiedlicher Konfession bestehen weiterhin darauf, ausschließlich von ihm getraut, bestattet oder getröstet zu werden. Seine größte Schwäche? „Ich bringe es nicht übers Herz, nein zu sagen.“