Für die ersten Vorfälle zeigte der Vater von zwei Kindern zunächst Verständnis: „Schwamm drüber, wenn es mal vorkommt. Am Anfang dachten wir als Eltern, es liege an der kindlichen Unsicherheit, zum richtigen Zeitpunkt auf den Halteknopf zu drücken“. Aber die Häufigkeit rief ihn auf den Plan. Als Elternvertretungsmitglied der Grundschule Rosenthal/Schwicheldt kontaktierte er das betreffende Busunternehmen Omnibus-Nahverkehrs-Service GmbH (ONS). „Sie haben sich entschuldigt und versichert, der Thematik nachzugehen“, sagt Selchow.
Das Problem liege in der Kommunikation zwischen dem Unternehmen und den Personen hinter dem Steuer: „Die Busfahrer haben ja keinen Zeitstress. Es ist kein regulärer Linienbus, sondern ein Schulbus“, sagt der Familienvater, der vor allem Bedenken, nach dem Aussteigen seines Kindes hat: „Als Eltern wünschen wir uns Sicherheit. Unser Junge musste mehrere Male die drei Kilometer zurücklaufen. Zum Glück gibt es auf dem Weg von Mehrum zur Remmertsbrücke einen Fuß- und Fahrradweg.“
Das Busunternehmen ONS bestätigte die Beschwerden von Selchow. „Wir waren mit ihm schriftlich sowie telefonisch im Austausch. Wir benötigen für die fundierte Recherche entsprechendes Feedback der Fahrgäste. Leider war Herr Selchow nicht mehr erreichbar. Daher konnten wir den Fall leider aufgrund fehlender Rückmeldung nicht abschließend bearbeiten“, sagt ein Sprecher des Fahrbetreibers. Betroffen sind die Buslinien 502 und 504, die aus Schwicheldt kommend in Richtung Mehrum unterwegs sind. Mit genaueren Informationen zum Vorfall, hätte ONS aktiv werden können, denn: „Unsere Busse werden mit Echtzeitsystemen überwacht, folglich können wir feststellen, wo sich welches Fahrzeug befindet, wo angehalten wird und auch, ob Türen geöffnet wurden oder nicht“.
Ein Problem bei der Bushaltestelle Remmertsbrücke sei die geringe Anzahl an Fahrgästen, die den Stopp nutzen: „Die Haltestelle ist sehr wenig frequentiert. Wir haben außer von Herrn Selchow keinerlei Beschwerden erhalten“, sagt ein ONS-Sprecher, der angesprochen auf die Vorwürfe vom Familienvater entgegnet: „Selbstverständlich nehmen wir Kritik sehr ernst, sensibilisieren und schulen die Fahrer kontinuierlich. Sie geben ihr Bestes, um den Betrieb weiterhin zu gewährleisten, und sind unser wichtigstes Rad im Getriebe.“ Auch Selchow weiß um die wenigen Anwohner im betroffenen Gebiet. Trotzdem stelle er sich die Frage, ob die Haltestelle unbekannt sei oder die Fahrer den Haltewunsch ignorierten.
Aktuell fährt der Bus aufgrund einer Baustelle zwischen Equord und Mehrum aus Schwicheldt kommend zuerst durch Mehrum, dreht und fährt zurück zum Kreisel, um nach Equord zu fahren. „An der Stelle, wo der Bus dann hält, ist Tempo 70. Die Kinder werden fast auf der Straße abgesetzt, weil es keine richtige Haltebucht in Richtung Equord gibt“, sagt Corinna Szanwald, die das Thema auch als Mitglied des Equorder Ortsrates ansprach, doch ohne Erfolg. Die Haltestelle sei in Zusammenarbeit mit dem Landkreis extra eingerichtet worden, gibt ONS auf Nachfrage bekannt.
Die Aufregung um die Remmertsbrücke sei nicht überraschend, wie die ehemalige Elternvorsitzende der Grundschule Rosenthal/Schwicheldt unterstreicht: „Die Bushaltestelle wurde erst zu den Sommerferien wieder in Betrieb genommen. Vorher war sie bestimmt zehn Jahre kein Teil des Busfahrplans“, sagt Szanwald.
Auch ihr sind die Probleme von Herrn Selchow mit dem Busunternehmen bekannt. In ihrer Zeit als Elternvorsitzende hat sie einige Kontroversen mit ONS erlebt, von der eine besonders im Gedächtnis blieb: „Vor drei Jahren wurden Busse eingesetzt, die nicht durch den TÜV gekommen wären.“
2020 berichtete die PAZ über die Probleme der ONS-Busse: Ein Vater, dessen Kinder zur Grundschule in Rosenthal gingen, wollte sichergehen, dass sie dort sicher ankommen und ging hinterher. Die Reifen des Busses hatten tiefe Risse im Gummi, teilweise fehlte die erste Schicht. Der Vater erstattete Anzeige bei der Polizei. Der Landkreis und die Polizei setzten sich damals mit ONS in Verbindung. Das Busunternehmen nahm die Fahrzeuge aus dem Verkehr, die Mängel aufwiesen.