„Ich finde es sehr interessant“, sagt Alexandra Hönisch von der IGS Lengede. Die 14-Jährige hat sich gemeinsam mit ihren Freunden verschiedene soziale Berufe angeschaut, auch über den Beruf der Verwaltungsfachangestellten hat sich die Schülerin informiert. „Am besten gefällt mit allerdings die Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistentin. Ich konnte mir da heute einen guten Eindruck verschaffen.“ Gemeinsam mit ihren Klassenkameradinnen Catharina Sorg und Romy Luna Kock sowie dem gleichaltrigen Phil Viedt hat sie verschiedene Stationen ausprobiert. „Wir haben schon ein Kräuter-Duft-Quiz und ein Quiz zum Thema Zuckerkonsum gemacht. Einiges wussten wir schon, bei anderen Dingen waren wir aber doch erstaunt.“
Und auch in der Auto-Werkstatt ging vielen Interessierten wortwörtlich ein Licht auf. René Rettig, Lehrer für Fachpraxis im Bereich Fahrzeugtechnik hatte gemeinsam mit seinen Auszubildenden verschiedene Mitmach-Stationen für die interessierten Schülerinnen und Schüler vorbereitet. Vom Quiz über Schaltkreise bis Steuerung, Lichtanlage und dem Einbau von Zündkerzen konnten die mehrheitlich männlichen Interessierten alles ausprobieren.
„Genau das ist es auch, was unseren Berufsfindungsmarkt ausmacht“, sagt Maria Zerhusen, Schulleiterin der BBS Peine. „Bei uns gibt es Berufe zum Anfassen.“ Informationen würden nicht einfach an wenig ansprechenden Ständen übermittelt, sondern direkt anhand von praktischen Beispielen. „Vor allem ist unser Angebot auch auf Augenhöhe“, betont Zerhusen. „Lehrkräfte halten sich komplett im Hintergrund auf. Unsere Schülerinnen und Schüler leiten die Stationen an und informieren über die jeweilige Ausbildung. Das kommt super an – auf beiden Seiten.“
Mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler sind mit Bussen nach Vöhrum gekommen, um das beliebte Angebot der BBS anzunehmen. „Wir freuen uns immer sehr über den regen Zulauf. Noch schöner wäre es, wenn auch die Gymnasien im Landkreis unser Angebot annehmen würden“, meint Zerhusen. Lediglich das Gymnasium Ilsede sei angereist. „Es ist schade, dass die Hemmschwelle noch so groß ist“, so Zerhusen. Immerhin würde nicht jeder Abiturient auch studieren und nicht jeder Student sein Studium auch abschließen.
Gut besucht war auch die Holz-Werkstatt der BBS. Dort konnten die Interessierten Fotoständer und Kugelschreiber aus Holz fertigen. „Es ist schön, mit den Händen zu arbeiten“, sagt Leonard Cosmapiccione von der Albert-Schweizer-Hauptschule in Vechelde. „Ich könnte mir eine Ausbildung zum Tischer gut vorstellen.“ Beim Berufsfindungsmarkt hat sich der 15-Jährige auch die Bereiche Hauswirtschaft und Sozialpädagogik angeschaut. „Ich finde, der Markt bietet eine sehr gute Gelegenheit, um zu schauen, welche Berufe es überhaupt so gibt.“
Viele der künftigen Auszubildenden in den Handwerksberufen haben erste Kontakte über den Berufsfindungsmarkt geknüpft. In Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft ist der Berufsfindungsmarkt genau deshalb einst entstanden. „Gerade in den Werkstätten lassen sich Berufe natürlich wunderbar darstellen. Ganz anders als an einem schlichten Stand“, sagt Peines Kreishandwerksmeister Ulf Glagow und Dr. Andreas Bierich, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Peine, ergänzt: „Hier können die Interessierten die Berufe im wahrsten Sinne des Wortes begreifen. Besser geht es gar nicht.“ Und Nachwuchs wird dringend benötigt. „Wir kämpfen weiter mit dem Fachkräftemangel“, sagt Glagow. „Ich bin seit über 25 Jahren selbstständig und habe in diesem Jahr erstmals keinen Auszubildenden.“
Neben den praktischen Ausbildungsberufen konnten sich die Schülerinnen und Schüler auch über die Fachoberschule Wirtschaft, Technik und Sozialpädagogik sowie über das berufliche Gymnasium informieren. Ole und Niklas von der IGS Lengede haben sich in den Bereichen Industrie, Verwaltung und am beruflichen Gymnasium umgeschaut. „Das ist schon eine gute Sache“, meint Ole Jablonski. „Man kann sich dadurch gut vorbereiten und ich habe heute Berufe kennengelernt, die ich noch gar nicht so im Blick hatte.“
Am Abend vor dem Berufsfindungsmarkt fand traditionell die Auftaktveranstaltung in den BBS mit rund 100 Gästen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Kultur, Bildung und Soziales statt. Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Niedersachsenmetall, hielt ein Impulsreferat über die Transformation der beruflichen Bildung und die damit verbundenen Herausforderungen zur Fachkräftegewinnung für Unternehmen. Schülerinnen und Schüler der Industriekaufleuteklasse leiteten anschließend eine Diskussionsrunde mit Dr. Schmidt und weiteren Experten der Kreishandwerkskammer und der BBS.