Von außen zu sehen ist kaum etwas: Der für Lebensmitteltransporte ausgelegte Spezial-Lastwagen parkt auf dem vom markanten Brauerei-Tor aus gesehenen linken Teil des Hofes, wo seit 2013 die Tanks stehen, in denen das frisch gebraute Bier auf den Abtransport wartet. 272 Hektoliter – also 27.200 Liter – sind es laut Werksleiter Nils Ole Schiemann an diesem letzten Tag. Die Tanks auf dem Brauereigelände und auf dem Lkw sind mit Schläuchen verbunden, eine Pumpe summt. Ein wenig ähnelt die Szene an eine Öl-Lieferung, doch der würzige Geruch nach frischem Bier und das blitzblanke Umfeld weisen darauf hin, was hier verfüllt wird.
Direkt hinter dem Lastwagen steht ein bunt bemalter Trafo, auf dem neben dem typischen Härke-Schriftzug auch fröhlich wirkende, stilisierte Bierflaschen und der Schriftzug „Gebraut in Peine“ zu sehen sind. Dieser Slogan gehört nun der Vergangenheit an. Auch wenn das beliebte Peiner Bier künftig weiter zu haben sein wird: „Die Stimmung hier in Peine ist gedrückt“, sagt der Werksleiter, der an diesem Tag nicht mit aufs Foto möchte. Er kam 2019 aus Einbeck nach Peine und wird nun wieder ans Stammhaus zurückgehen.Auch wenn das Härke dann für viele Fans gefühlt kein „echtes“ Peiner Bier mehr ist: Auf ihr vertrautes Bier verzichten müssen die Peiner nicht, denn die Biere der Marke Härke sollen in vollem Umfang in Einbeck hergestellt werden. Die Einbecker AG hatte die Peiner Braumanufaktur nach einer Insolvenz im Jahr 2013 übernommen. Bereits seit 2011 wird das Bier mit Tankzügen von Peine nach Einbeck gefahren und dort abgefüllt.
Als Grund für die Schließung des ehemaligen Familienbetriebs hat der Geschäftsführer der Braumanufaktur Härke, Martin Deutsch, Mitte September die mangelnde Wirtschaftlichkeit angeführt. Dafür gebe es zwei Gründe: Die Absatzzahlen seien deutlich rückläufig, die Herstellungskosten jedoch massiv gestiegen. Im Vergleich zu 2019 sei der Verkauf der Härke-Biere um ein Viertel geschrumpft. Damit ist das Produktionsvolumen weggebrochen, für das das Sudhaus mindestens ausgelegt ist. Zudem fallen die aufgrund des Ukraine-Kriegs massiv gestiegenen Kosten für Roh- und Betriebsstoffe maßgeblich ins Gewicht.
Mit dem „Braustübchen“ geht es vorerst noch weiter, der Betrieb ist für 2024 gesichert. Auch die beliebten Brauerei-Führungen im Betrieb Am Werderpark sollen fortgeführt werden. Im 2008 für 2,5 Millionen Euro technisch erneuerten Sudhaus bleiben die Kessel bestehen und die Technik des Bierbrauens kann veranschaulicht werden. Möglich ist dies durch die Zusammenarbeit der Brauerei mit dem Gastronomen Christian Horneffer, der vielen als Inhaber der Gaststätte „Eixer Haus am See“ bekannt ist. Er wird die Räume auf dem Brauerei-Gelände mieten und betreiben.Nach den Führungen kann man alles wie gewohnt im Braustübchen mit einer Verköstigung ausklingen lassen. „Wer darüber hinaus noch länger bleiben will, kann dies tun, muss dann aber selber bezahlen“, ergänzt Horneffer. Außerdem will Horneffer Biersommelier-Seminare anbieten und das Angebot um Firmen- und Privatfeiern wie Weihnachtsfeiern oder Hochzeiten erweitern. Das Braustübchen in seiner jetzigen Form gibt es seit 1977.Positiv aufgenommen wurde die Ankündigung, dass die Marke Härke auch aus dem Veranstaltungskalender von Peine nicht verschwinden wird: Die Termine Härke-Pokal im Fußball, Freischießen, Roadster-Treffen und Hoffest für 2024 sind gesetzt – und auch der Härke-Fanshop bleibt erhalten.