Ich muss gestehen, dass ich sie nicht gesehen habe – die (wahrscheinlich) letzte „Wetten-dass-Ausgabe“. Ich stand in der Nähe von Bonn auf der Kabarettbühne und habe, wenn ich ehrlich bin, überhaupt erst später durch das Internet mitbekommen, dass eine solche Sendung lief. Im festen Glauben, dass es „Wetten, dass?“ schon längst nicht mehr gäbe, war ich überrascht und habe mir einige Kommentare und Analysen dazu durchgelesen. Dabei erinnerte ich mich an zwei große Unterhaltungsshows, die ich schon als Kind geliebt habe: „Einer wird gewinnen“ (EWG) mit Hans-Joachim Kulenkampff und „Dalli Dalli“ mit Hans Rosenthal. Und ich erinnere mich auch dran, wie oft sich einige fürchterlich darüber aufregten, dass ein erwachsener Mann im Fernsehen in die Luft springt, wenn er meinte: „Das war spitze!“ Eine Art Shitstorm der Frühzeit, über den sich Rosenthal anders als Gottschalk nicht beklagte. Er hat ganz andere Zeiten durchmachen müssen. Als Jude hat er die Nazi-Zeit nur überlebt, weil drei mutige Frauen ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt haben, um seines zu retten. Sie haben ihn in einer Berliner Kleingartenkolonie versteckt und versorgt. Damit ihre Namen nicht vergessen werden:
Ida Jauch, Maria Schönebeck und Emma Harndt.
Rosenthals Bruder Gert wurde 1942 von den Nazis ermordet. Er war gerade einmal zehn Jahre alt.
Als Jugendlicher habe ich Rosenthals Autobiografie „Zwei Leben in Deutschland“ gelesen. Ein Buch, das äußerst empfehlenswert ist. Es ist noch antiquarisch erhältlich. Bis heute fasziniert es mich, dass Hans Rosenthal, der so viel Leid erfahren musste, nicht verbittert war, sondern später in diesem Land für so viel unbeschwerte und unterhaltsame Zeit sorgte als einer der bedeutenden Showmaster. Bescheiden, liebenswürdig und bedeutsam.
Matthias Brodowy