Der vom Insolvenzgericht eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter ist Rechtsanwalt Dr. Franc Zimmermann aus Gifhorn. Er sagt: „Es liegt ein sogenannter Eigen-Insolvenzantrag des Geschäftsführers von ,Brandt’s Wohnwelt’ vor. Meine Aufgabe ist es nun, so schnell wie möglich zu schauen, welche Vermögensmasse noch vorhanden ist und die Sachlage zu ordnen. Es ist so, dass das Insolvenzgericht bildlich gesehen eine Käseglocke über das Verfahren gestülpt hat, um dem vorläufigen Insolvenzverwalter Zeit zur Prüfung und Klärung zu verschaffen, was noch vorhanden ist. Während dieser Zeit darf niemand Werte aus dem Unternehmen herausziehen.“
Mit dem „Wohnwelt-Geschäftsführer“ werde Zimmermann in Kürze sprechen. Der Mann habe Drohungen erhalten und sich daher komplett zurückgezogen. „Ich werde als erstes nach Broistedt fahren und versuchen, vor Ort in die Bücher der Firma schauen. Außerdem sehe ich mich im geschlossenen Verkaufsgebäude um, welche Küchen und Möbelstücke noch vorhanden sind und welchen Wert sie haben.“ Dann werde eine genaue Inventarliste angefertigt. Erschwerend kommt laut dem Rechtsanwalt hinzu, dass das Betriebsgelände samt Gebäude, das der Mutter des Geschäftsführers gehört habe, verkauft worden sei. „Der neue Eigentümer will natürlich so schnell wie möglich das Möbelhaus räumen, aber das kann nur im Einvernehmen geschehen und wenn dadurch die restlichen Vermögenswerte keinen Schaden nehmen“, so Zimmermann.
Jetzt gehe es darum, festzustellen, welche Werte noch vorhanden sind und ob es somit bei „Brandt’s Wohnwelt“ noch Geld gibt, dass dann später aufgeteilt werden kann. Ein weiteres Problem für den Insolvenzverwalter sei, dass die ermittelnde Hildesheimer Staatsanwaltschaft bereits viele Firmenbücher mitgenommen und gesichert habe. „Die müsste ich natürlich auch einsehen“, so Zimmermann. Dazu erklärte die Sprecherin der Strafverfolgungsbehörde, Christina Wotschke, gegenüber unserer Zeitung, dass Akteneinsicht für den Rechtsanwalt möglich sei.
Wie viele Strafanträge genau bezüglich „Brandt’s Wohnwelt“ vorliegen, konnte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft noch nicht sagen. Nur so viel: Der zuständige Staatsanwalt habe alle Hände voll zu tun, die eingegangenen Unterlagen zu prüfen. Das Ladengeschäft in Broistedt ist geschlossen, ans Telefon geht niemand, E-Mails werden nicht beantwortet und beim Wohnhaus des Geschäftsführers gleich neben dem Betrieb sind die Rollläden heruntergelassen.
Unterdessen haben sich viele der geschädigten Käufer organisiert, unter anderem in einer WhatsApp-Gruppe mit dem Namen „Der Küchen Schwindler“. Dort und in anderen Netzwerken werden immer mehr Fälle bekannt, teilweise geht es um immense Summen. So will etwa ein Wolfsburger für Küchen für seine Mietwohnungen insgesamt rund 70.000 Euro anbezahlt und nichts geliefert bekommen haben. Die Gesamtschadenssumme soll nach aktuellen Erkenntnissen bei mehreren Hunderttausend Euro liegen.