Die Bergung der Turmspitze im April vergangenen Jahres hatte für Aufsehen gesorgt. Eine Anwohnerin hatte bemerkt, dass die Spitze schief war, und die Kirchengemeinde informiert. Daraufhin hatte das Ordnungsamt den Bereich um die St.-Jakobi-Kirche weiträumig abgesperrt. Wegen der Sperrung waren auch mehrere Geschäfte sowie die Sparkassen-Filiale in der Breiten Straße und das Café Mitte geschlossen worden. Mit einem großen, hydraulischen Bergungskran aus Hildesheim wurden dann Restaurator Zeyher und Mitglieder des Teams um Dachdeckermeister Ulrich Dornbusch aus Hohenhameln in einem kleinen, freischwingenden Korb in die Höhe gezogen. In 66 Metern Höhe stellte sich schnell heraus, dass die gesamte etwa fünf Meter hohe Turmspitze instabil war, abzustürzen drohte und daher Stück für Stück demontiert werden musste. Beim Abbau der historischen Einzelteile stürzten zwei Zeitkapseln, die sich in der Kugel befanden, zu Boden. Verletzt wurde zum Glück niemand. „Da hat sich gezeigt, dass die weiträumige Absperrung richtig war“, sagt Gunkel.
Die Ursache für die Beschädigung der Kirchturmspitze sind Witterungseinflüsse, seinerzeit hatte es Sturm und Gewitter gegeben. Das Experten-Gutachten liegt nun vor. Zurzeit prüfe die Versicherung auf dessen Grundlage, für welchen Schaden sie aufkommen muss, erklärte die Pastorin. Und dann müsse sich die St.-Jakobi-Kirchengemeinde überlegen, was sie selber finanziell leisten will, um die Vergoldung der Turmspitze wieder aufzuhübschen. „Denkbar ist eine Spendenaktion. Die Namen der Spenderinnen und Spender könnten mit anderen Dingen in eine neue Zeitkapsel gelegt werden.“
Immer, wenn an der Kirchturmspitze etwas gemacht wurde, ist eine Zeitkapsel mit aktuellen Ereignissen in die Kugel gelegt worden. Zuletzt war dies in den 1980er-Jahren der Fall. In der Kugel müssten sich sieben bis neun Zeitkapseln befinden, schätzt Gunkel. Auch diese konnten bislang noch nicht ausgewertet werden. Bis die Bekrönung repariert und für eine neue Montage bereit ist, verschließt eine Bleikappe die Turmspitze.
Die Kirche „Sankt Jakobi“ (St.-Jakobi-Kirche) wurde 1899 fertiggestellt und ist seit ihrer Renovierung 1994 ein Juwel der Stadt Peine. Der Ursprung der Kirche geht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Nach dem verheerenden Stadtbrand 1557 wurde die Peiner Kirche etwa an der Stelle wieder aufgebaut, an der heute St. Jakobi an der Breiten Straße steht. 1692 wurde die Kirche als barocker Putzbau neu errichtet, 1726 um Stützpfeiler ergänzt und in den Jahren 1896 bis 1899 im neugotischen Stil neu erbaut. Spätestens im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts entstand die erste Peiner Jakobus-Kirche. Wie die Pfarrkirchen der Stadt Hildesheim, deren Rat Peine damals unterstand, wurde St. Jakobi 1542 lutherisch.