Er und seine Frau sind ungewöhnlich lange berufstätig gewesen – sogar für Selbstständige, die ja häufiger bis zum höheren Alter im Beruf bleiben als Angestellte. „Wir sind jetzt beide 88“, sagt Heinz Böhnisch. Da müsse dann auch mal Schluss sein. In Familienhand bleiben könne der Betrieb auch nicht. Böhnischs Töchter – eine von ihnen ist selbst Schlachtermeisterin – würden zwar berufstätig bleiben wollen, doch nicht in der Peiner Fleischerei, erklärt der gelernte Schlachter.
Doch gebe es noch einen weiteren Grund: die hohen Betriebskosten, sagt Böhnisch. Alles kam zusammen, darum habe er sich kurzerhand dazu entschlossen, den Betrieb zu schließen. Er habe sogar kurz vorher noch neue Ware gekauft. „Zum Glück konnte ich sie zurückgeben.“
Heinz Böhnisch hat seine Schlachterlehre mit gerade einmal 13 Jahren begonnen, in der damaligen DDR. Danach gelangte er nach Westdeutschland, besuchte die Meisterschule und pachtete 1962 in Peine eine Schlachterei, die er wenige Jahre später kaufte. Als Meister hat er im Laufe der Zeit mehr als 100 Lehrlinge ausgebildet.
Lange Zeit bereitete Böhnisch jedes Jahr die beliebte Erbsensuppe – wahlweise mit Würstchen – zu, die zugunsten des Hilfsvereins „Keiner soll einsam sein“ in der Peiner Fußgängerzone während der Adventszeit verkauft wurde. Dafür war der Fleischermeister immer selbst mit vor Ort und wurde beim Verteilen der Portionen von mehreren Peiner Persönlichkeiten unterstützt.Im Herbst 2019 gab es Beanstandungen der Behörden bei der Bausubstanz und Technik von Böhnischs Betrieb, der vorübergehend schließen musste. Im selben Jahr war der Peiner dann auch nicht mehr beim Erbsensuppenverkauf dabei, dafür sprang einmalig die Fleischerei Führmann aus Meerdorf ein, später sollte es dann die Oberger Fleischerei Müller werden.Nach einigen nötigen Investitionen im mittleren fünfstelligen Bereich konnte Böhnischs Geschäft im Januar 2020 – kurz vor Beginn der Corona-Pandemie – wieder geöffnet werden. Neu waren unter anderem die Kesselanlagen, ein instandgesetztes Kühlhaus und ein zentraler Produktionsraum. Danach wurde unter anderem noch der Fußboden erneuert.Schon damals erklärte Anja Böhnisch-Hansen, Tochter des Inhabers, dass das Fleisch wohl teurer werde. Vor allem liege das an den vielen Ausgaben, um Lizenzen für Verpackungen und die CO2-Steuer für Lieferfahrzeuge bezahlen zu können. Fachkräftemangel und Änderungen auf dem Weltmarkt gab es schon 2020, und dabei sollten die Preissteigerungen durch Corona und den Ukraine-Krieg erst noch kommen. Klar war aber zu dem Zeitpunkt schon längst, dass kleine Betriebe es auf Dauer schwer haben würden.
Ans Aufhören dachte Heinz Böhnisch im Jahr 2020 allerdings noch nicht. Trotz seines schon damals hohen Alters wollte er „weitermachen, so lange es geht“. Dieser Punkt scheint nun erreicht. Im Verkaufsbereich des Gebäudes Damm 3 in Peine sind die Lichter aus. Am Donnerstag standen noch einige Dosen im Schaufenster, dahinter waren ein paar Gerätschaften zu sehen. Bald soll das Geschäft komplett ausgeräumt sein. Was mit der Ladenfläche passieren soll, steht bisher nicht fest.