„Seit 1996 ist der 27. Januar, der Befreiungstag des Konzentrationslagers Auschwitz, offizieller bundesweiter Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“, sagte Peter Baumeister, Vorsitzender der Peiner Kreisvereinigung des Bundes der Antifaschisten, in seiner Begrüßung. „Ich freue mich, dass heute so viele Teilnehmer gekommen sind.“
Rund 70 Peinerinnen und Peiner, darunter auch Landtagsabgeordnete und Kreispolitiker, waren zur Kranzniederlegung am Standort der ehemaligen Peiner Synagoge gekommen – so viele wie lange nicht. Auf die Hintergründe dafür – etwa das Treffen rechtsextremer Kreise in Potsdam – ging Baumeister in seiner Ansprache ein, wie auch auf die seitdem zahlreichen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. Die Enthüllung des Treffens Rechtsextremer mit AfD-Vertretern, bei dem im November über die Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland gesprochen wurde, hatte Besorgnis und Empörung ausgelöst. Auch Fragen eines möglichen AfD-Verbots werden wieder verstärkt diskutiert.
„Remigration darf niemals Wirklichkeit werden“, betonte Kreisvorsitzender Baumeister und zeigte sich überwältigt von der Demonstration am 16. Januar in Stederdorf mit 500 Teilnehmenden, die ein Zeichen gegen Rechts gesetzt hatten. Das Bündnis für Toleranz hatte zu der Veranstaltung aufgerufen, nachdem bekannt geworden war, dass die AfD-Landtagsfraktion in Stederdorf ein Treffen abhalten wollte.
Anschließend ergriff Rainer Hülzenbecher, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Peine (SPD), das Wort: „Es ist unsere Pflicht, uns zu erinnern, damit so etwas wie der Holocaust nicht wieder geschehen kann“, sagte er. Unterschiedliche Kulturen, Religionen und Traditionen bereicherten eine Gesellschaft. „Wir müssen gegen Hass und Vorurteile ankämpfen“, unterstrich er.
Superintendent Volker Menke sprach davon, dass seit dem 10. Januar ein Ruck durch die Gesellschaft gegangen sei im Zusammenhang mit dem Treffen rechtsextremer Kreise in Potsdam. Hunderttausende seien seitdem überall auf die Straßen und Plätze gegangen, um für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus und die AfD zu demonstrieren.
Das Treffen von Vertretern der AfD mit Rechtsextremisten in Potsdam in der Villa Adlon habe nur 15 Kilometer entfernt von dem Ort stattgefunden, an dem sich 1942 hochrangige Vertreter des NS-Regimes zur sogenannten Wannseekonferenz getroffen hatten, um die Ermordung der europäischen Juden zu koordinieren. „Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit sind bis heute nicht überwunden“, sagte Menke. „In einer Demokratie darf und soll man die Stimme erheben. Protest ja, unbedingt! Aber nicht durch die Unterstützung von Parteien, die menschenverachtend sind“, führte er aus. Die DNA eines jeden Menschen sei bunt, nicht braun. „Wir alle tragen in uns die Migration, die, der ganzen Menschheitsgeschichte.“
Torsten Gutsmann, Kreisvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) erinnerte daran, dass vor 79 Jahren das Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit wurde. „Es reicht nicht aus, wenn sich Konzerne und Firmen gegen Rechtsextremismus positionieren“, merkte er an. „Sie müssen sich engagieren. „Das muss in der Ausbildung beginnen und die Arbeitswelt begleiten.“
Musikalisch umrahmt wurde die Kranzniederlegung von Helmut Horneffer, der seinen Gesang auf der Gitarre begleitete.
Am 27. Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz im besetzten Polen befreit. Die Nazis hatten dort mehr als eine Million Menschen ermordet. Seit 1996 wird das Datum in Deutschland als Holocaust-Gedenktag begangen. An vielen Orten werden an diesem Samstag zur Erinnerung Kränze niedergelegt.