Ulrich Seffer (SPD) freute sich darüber, dass so viele aus Menschen aus Vereinen, Verbänden, aus verschiedenen Parteien und Gremien oder aber auch einfach so gekommen seien. Unter anderem nahmen die Peiner Landtagsabgeordneten Julius Schneider (SPD) und Christoph Plett (CDU) sowie der frühere SPD-Landtagsabgeordnete Matthias Möhle teil. „Es ist Samstag kurz nach 11 Uhr – oder schon kurz vor 12?“, fragte Seffer. Extremismus und fremdenfeindliche Remigrationspläne seien ein Desaster für Deutschland und Europa.
„Wer meint, dass extreme Parteien irgendetwas besser machen würden, unterliegt einem dramatischen Irrtum“, betonte Seffer. Das sogenannte Remigrations-Treffen von AfD-Mitgliedern und anderen rüttele uns auf. Remigration bezeichnet die Rückkehr von Migrantinnen und Migranten in ihr Herkunftsland beziehungsweise an den Ausgangsort ihrer Migration.„Wer meint, nur eine Protest-Stimme zu geben, sollte gut überlegen, welche Methoden er unterstützt.“ Es gebe einen gewaltigen Unterschied zwischen einem Protest und Bestrebungen gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung.
Vor fast 80 Jahren sei das dunkelste Kapitel in Deutschland geendet. Die Anfänge hätte man ändern können, der Zug habe aber schnell Fahrt aufgenommen und die Massen mitgenommen. „Was ich möchte, dass unsere Kinder und Enkel genauso in Frieden aufwachsen, wie wir es konnten“, betonte Seffer. Es sei noch nicht kurz vor 12, „wir dürfen aber die Fehler unserer Großeltern nicht wiederholen“.
„Ich bin überwältigt von der großen Anzahl Menschen hier vor unserem Rathaus Edemissen, von der Vielfalt, die wir hier erleben können“, freute sich Hans-Jürgen Giere (CDU). Nach den schrecklichen Ereignissen des „1.000-jährigen Reiches“ habe sich eine demokratische Kultur entwickelt und durchgesetzt, die auf gegenseitigem Respekt aufbaue. „Diese Demokratie, die unser Land wieder zu einem anerkannten Partner in Europa und der Welt hat werden lassen, ist in Gefahr“, warnte Giere. Er sehe deutliche Parallelen zu der Entwicklung in den 1930er-Jahren. „Die schockierenden Nachrichten über rechtsradikale Treffen, auf denen menschenverachtende Themen behandelt wurden, sollten jetzt unsere Bevölkerung aufrütteln und nachdenklich machen.“ Durch Rechts- und Linksextremisten sei die demokratische Grundordnungen in Gefahr – eine Entwicklung, die weltweit zu beobachten ist. „Jetzt ist es Zeit, sich dagegen einzusetzen, offen bei solchen Kundgebungen, im privaten und beruflichen Umfeld.“
Giere erzählte von seinem Vater Friedel Giere, Jahrgang 1925, der als 18-Jähriger 1943 in die Wehrmacht musste. Am 20. Oktober 1949 sei er als Spätheimkehrer aus Gefangenschaft in der UdSSR nach Hause gekommen. Seit 1952 bis zu seinem Tod 1995 hatte er sich in Gemeinde und Kreistag in unterschiedlichen demokratischen Gremien und Ehrenämtern engagiert. „Sein Antrieb war, zu verhindern, dass sich solch eine Katastrophe wie die Nazizeit in unserem Land wiederholt. Und das ist mir eine Verpflichtung, für die ich gerne eintrete“, sagte Giere.
Die Menschen seien verunsichert angesichts schwieriger Probleme. Dies nutzten Björn Höcke und Co. für sich aus, warnte Regina Eggers (Grüne). Sie würden einfache Lösungen und Antworten versprechen und damit Menschen ködern. Eggers sah ebenfalls Parallelen zur Nazi-Zeit der 1930er-Jahre. Die Nazis seien zunächst auch nicht ernst genommen worden. „Wehret den Anfängen, das ist jetzt, das ist hier und heute auf der Straße.“ Es sei mühsam dagegen anzugehen. „Freiheit ist wichtig. Für Freiheit einzutreten ist leicht, wenn man sie hat“, sagte Eggers. In Thüringen würden aber schon jetzt Menschen bedroht und eingeschüchtert. Seien wir laut und überlassen wir den Rechten nicht die Straßen, die Medien und die Macht. „Demokratie ist nicht nur konsumieren. Mischen wir uns ein, bringen wir uns ein“, forderte sie.
„Seit einigen Wochen demonstrieren Tausende in Deutschland auf den Straßen gegen Extremisten und für Menschenrechte“, sagte Benedikt Schurm (FDP). „Jetzt endlich spüren sie Gegenwind.“ Jeder könne sich einsetzen, aktiv sein und etwas dagegen tun. „Extremisten von rechts oder links lösen keine Probleme, sondern verursachen Probleme“, mahnte Schurm. Deutschland sei ein Einwanderungsland und Deutschland sei auf Zuwanderung angewiesen.
So bunt wie die Proteste gegen rechts in den vergangenen Wochen, so bunt war auch die Menge vor dem Edemisser Rathaus. Kinder, junge und ältere Menschen applaudierten den Rednern und hielten Plakate in die Höhe. „Für unsere Demokratie und Verfassung“ war zu lesen, „Sei ein Mensch“ oder „Wegschauen und schweigen = Demokratie vergeigen“.
Sarah Spickschen hielt einen Teddybären hoch mit einem Schild „Teddy’s gegen rechts“. Sie war mit ihren Söhnen Manolo (11) und Gianni (7) bei der Kundgebung. Begleitet wurden sie von Katharina Payne. Ihr 21-jähriger Sohn Joan habe leider schon Erfahrungen mit Rassismus gemacht. „Für mich und die Kinder ist es wichtig, Haltung zu zeigen.“