Schauder ist als Dienstleisterin der Deutschen Messe AG mit einem Projekt aus mehreren Teilen an den Start gegangen. Im Messebau sei ein Wandel zur Nachhaltigkeit zu erkennen, sagt die Ilsederin. Ihre Aufgabe war daher klar: Ein nachhaltiges Konzept zum Messebau erstellen. „Ich konnte völlig frei arbeiten. Die Idee war, die Regale neu zu interpretieren. Es wurden Acrylplatten verwendet, von jeder Ecke entstehen dadurch neue Lichtverhältnisse“, sagt Schauder. Weiter umfasst der nachhaltige Bau einfache Stehtische, die nach der Messe wieder anders genutzt werden könnten, Teppichfliesen, die gewaschen und verstaut werden können sowie Leihpflanzen, die nach der Ausstellung wieder zurück in den Handel gingen.
Nach der Fertigstellung folgte die Präsentation vor der Projektleitung. „Zunächst haben die Messeleute gar nichts gesagt. Es war einfach still“, erinnert sich Schauder. „Doch dann sagten die Projektdirektoren, dass es genau das sei, was sie suchen. Etwas komplett Neues.“ Die Idee, mit dem Entwurf für eine Auszeichnung an den Start zu gehen, hatte aber nicht die Architektin. „Die Projektdirektoren fragten mich, ob wir den Messestand nicht beim Iconic Award ausstellen sollten. Das Hauptthema war die innovative Architektur in der Kategorie Nachhaltigkeit.“ Für den ersten Platz hat es bei der Preisverleihung in München aber nicht gereicht, doch die Jury wurde überzeugt und zog den Messestand von Schauder in die engere Auswahl. „Dadurch konnten wir am German Design Award teilnehmen, den wir am Ende gewannen“, so Schauder.
Die meiste Arbeit findet im Büro in Bülten statt. Auch hier handelt es sich nicht um einen beliebigen Raum: „Es ist ein alter Kohleschuppen, den wir zu einer Art Loft renoviert haben“, sagt Schauder, die fast ausschließlich aus oder im Umkreis von Ilsede arbeitete. Gab es keine Überlegungen, in eine Großstadt zu gehen? „Die Idee, Bülten zu verlassen, gab es mal. Aber es musste nicht sein. Es geht darum, welche Ideen man hat und nicht, wo man arbeitet.“
Schauder verwirklichte unter anderem Messe-Projekte für die Region Köln/Bonn. Im Anschluss erhielt der Messebauer mit ihrem Konzept drei Jahre lang die Projekte. Das Argument, in die Großstadt zu ziehen, weil auf dem Land wenig geboten wird, galt für Schauder nicht: „Mir gefiel die Idee, hier etwas loszumachen, wenn nichts los ist.“ Die Ilsederin erwartet in der nächsten Zeit auch eher eine Landflucht. Als Grund dafür nennt sie eine Kombination aus dem Platzmangel und den gestiegenden Preisen für Wohnraum in den Städten.
Neben der Messearbeit engagiert sich die Architektin im „Wow!Club“, einem Verein für progressive Kulturentwicklung im Peiner Land. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Diplom-Designer Sven Rohde, gründete sie den Club 2022. In der Zwischenzeit ist die Mitgliederzahl auf 18 gestiegen. Gemeinsam mit Kulturwissenschaftlern, Lehrern und Designern führt der Verein verschiedene Kulturveranstaltungen durch. Beispielsweise die Ausstellung vergangenes Jahr in der Ilseder Hütte oder in Kooperation mit der Braunschweigischen Landschaft das Picknick Konzert in Ilsede.„Ich bin immer auf der Suche nach etwas Neuem“, sagt Schauder und berichtet in diesem Zusammenhang von ihrem Projekt in Peine, das im Sommer Eröffnung feiern wird. Die Bauherren eines alten Kornspeichers in Hofschwicheldt kontaktierten die Architektin, um die Scheune wiederzubeleben. Eine Idee ganz nach dem Geschmack der Ilsederin. „Auch wenn ich viel im Messebau tätig bin, habe ich auch immer viel klassische Architektur gemacht. Es geht um Schönes erkennen, bewahren und etwas Neues hinzufügen, klassische Baukultur.“ Der alte Kornspeicher wurde 1910 erbaut und soll jetzt als Erlebnisspeicher wiedereröffnen und für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden.Die gebürtige Peinerin studierte in Hildesheim an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) und schloss ihr Architekturstudium 1997 ab. Danach arbeitete sie in verschiedenen Architekturbüros in Peine und Wunstorf. Seit 2008 arbeitet die Ilsederin als freischaffende Architektin. Zu Beginn arbeitete sie aus dem Kugelwasserturm in Ilsede heraus. „Ich bin immer wieder auf der Suche nach etwas Neuem und suche den Ausgleich“, sagt Schauder. Als Gruppenfitnesstrainerin arbeitete sie 15 Jahre in einem Peiner Fitnessstudio, im vergangenen Jahr kam ein weiterer Lehrschein dazu. „Ich gebe jetzt auch Yoga-Kurse.“ Die geistigen und körperlichen Übungen finden in der alten Direktorenvilla in Groß Ilsede statt. „Auch das ist ein sehr schönes, altes Gebäude“, sagt die Architektin lachend.