Wie unzufrieden die Landwirte mit der aktuellen Politik, aber auch mit der Rolle sind, die die CDU in der Opposition einnimmt, machten sie bei dem Treffen deutlich. So forderte etwa Kreislandwirt Wilfried Henties den Bundestagsabgeordneten und agrarpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann, auf, endlich tätig zu werden. „Sie müssen die Aufmerksamkeit, die wir generiert haben, nutzen, um sichtbar zu werden, um die Veränderungen durchzubringen“, so Henties.
Ärger über die Abschaffung des Agrardiesels und strengere Düngemittel- sowie Pflanzenschutzmittelverordnungen mischten sich mit Frust über Bürokratiehürden und ungleiche Wettbewerbsbedingungen in der Europäischen Union. „Die CDU hätte den Agrardiesel nicht abgeschafft“, versicherte Bundestagsabgeordneter Stegemann den versammelten Landwirten und forderte ein „Bekenntnis zu Investitionen in der Landwirtschaft“. Die Agrarkredite seien um 40 Prozent eingebrochen, in neue Ställe und Maschinenhallen werde kaum noch investiert. Es gebe in der Politik eine regelrechte „Entscheidungsmüdigkeit“. „Wir brauchen eine neue Verantwortungskultur, sonst wird es bald nur noch große Ackerbaubetriebe geben.“ Die Bürokratie lähme das Land. „Das müssen wir abschaffen, wenn wir an die Regierung kommen.“
Europa-Abgeordnete Lena Düpont rühmte, dass durch die Anstrengungen der CDU im EU-Parlament das Totalverbot für Pflanzenschutzmittel in sensiblen Gebieten nun vom Tisch sei. „Sonst wären 50 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen weggefallen“, sagte sie. Kern der sogenannten Sustainable Use Regulation (SUR) war, den Pflanzenschutzmitteleinsatz in Europa in den kommenden sechs Jahren um bis zu 50 Prozent zu reduzieren.
Düpont begrüßte auch die weitere Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat. Deutschland hatte sich bei der Abstimmung über die weitere Nutzung des hochumstrittenen Pflanzengifts enthalten. Weil sich die EU-Mitgliedsstaaten nicht einigen konnten, hatte die EU-Kommission die Zulassung um weitere zehn Jahre verlängert. Ein weiteres Ziel der Union sei es nun, die Landwirtschaft aus der Industrie-Emissionsrichtlinie herauszubekommen.
Vom Tisch ist offenbar auch die Pflicht zur Stilllegung von vier Prozent der betrieblichen Ackerflächen. Diese soll ein weiteres Jahr ausgesetzt werden. „Die Aussetzung für ein Jahr hilft keinem Landwirt, wir bräuchten zehn Jahre“, monierte ein Zuhörer. Die Entscheidung für das aktuelle Anbaujahr komme viel zu spät.
Kritik gab es auch an unterschiedlichen Pflanzenschutzmittel-Verordnungen innerhalb der EU. „Wir sind eine Gemeinschaft, aber so herrschen ungleiche Wettbewerbsbedingungen in der EU“, kritisierte ein Landwirt. Trotz EU-Vorschriften gebe es auf nationaler Ebene Spielräume, erklärte Europa-Abgeordnete Düpont. Diese würden von manchen Ländern genutzt, von anderen dagegen nicht.
Insgesamt forderten die versammelten Bauern Erleichterungen für die Landwirtschaft. „Wir machen uns alle selbst kaputt“, ärgerte sich Frederik Böker, Landwirt aus Eickenrode. Aufgrund der Düngemittel-Reduzierung komme er bei Futtergerste nicht auf den benötigten Eiweißgehalt, sodass er für die Fütterung seiner Schweine Sojaschrot aus Brasilien zukaufen müsse. „All das hat auch finanzielle Auswirkungen“, erklärte er.
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann sagte: „Wir reden von Regionalität, aber wir treiben Betriebe ins Ausland. Wir brauchen Realitätssinn – auch in der Politik.“