„Wenn die Temperaturen nachts über dem Gefrierpunkt liegen, ist bei den Amphibien kein Halten mehr. Dabei ist ihnen egal, was der Kalender sagt“, macht Hockauf deutlich. Bereits im vergangenen Jahr habe die Wanderung recht zeitig eingesetzt, nun sei es sogar noch ein paar Tage früher. „Bei einem Treffen mit Vertretern des Landkreises wurde uns mitgeteilt, dass die Zäune in diesem Jahr aus organisatorischen Gründen erst ein wenig später aufgestellt werden können als sonst. Wir haben sehr gehofft, dass es lange so kalt bleibt, dass die Kröten noch in der Winterstarre verharren. Leider hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt“, sagt die Tierschützerin.
Eine viel frequentierte Stelle ist die Sundernstraße im Bereich Herzberg. „Allein an einem Abend haben wir dort 593 Tiere eingesammelt, trotzdem wurden 200 bis 300 überfahren – und das nur in der Zeit, in der die Helfer dort unterwegs waren. Die Kröten wandern die ganze Nacht, so lange können wir natürlich nicht vor Ort sein“, sagt Hockauf. Normalerweise wandern die Tiere an den für sie unpassierbaren Schutzzäunen entlang, fallen in bereitgestellte Eimer und können von zwei Helfern bequem auf die andere Straßenseite transportiert werden. Zurzeit sind jeden Abend sechs bis acht Personen unterwegs, um so viele Kröten wie möglich vor dem Überqueren der Straße einzusammeln und ihnen so möglicherweise das Leben zu retten.
Zwar sei ein Schild aufgestellt worden, das die Durchfahrt einschränkt, doch das zeige nicht die erwünschte Wirkung. „Entweder wird es von vielen Autofahrern gar nicht wahrgenommen, oder sie ignorieren es bewusst“, so die Tierschützerin. Deshalb möchte sie dringend an die Autofahrer appellieren, diese Strecke vorerst in der Dämmerung und Dunkelheit zu meiden.
Ähnlich sehe es am sogenannten Bullenweg zwischen der Kreisstraße 69 in der Nähe von Duttenstedt und Essinghausen aus. Hier sollten nach Aussage von Hockauf in diesem Jahr erstmals Schranken aufgestellt und die Durchfahrt sollte komplett verboten werden. Auch das sei noch nicht erfolgt. In diesem Bereich würden Tausende Amphibien die Straße überqueren, darunter viele sehr seltene. „Es wäre wirklich sehr traurig, wenn unzählige von ihnen die Wanderung nicht überleben“, macht Hockauf deutlich.
„Die originäre Zuständigkeit liegt hier beim Landkreis Peine“, sagt Moritz Becker, der stellvertretende Sprecher der Peiner Stadtverwaltung. Die Beschilderung und der Aufbau der Schrankenanlagen erfolge gemäß den Anforderungen des Landkreises. „Neu ist in diesem Jahr, dass im Bereich Duttenstedt eine Schrankenanlage statt der bisherigen Schutzzäune aufgebaut wird, die den Verbindungsweg nach Essinghausen entlang des Kiesteichs von 19 Uhr bis 7 Uhr absperrt“, sagt Becker. Durch eine kurzfristige Änderung des Standortes für die Schrankenanlage könne diese erste Mitte nächster Woche aufgebaut werden, da erst das Fundament gegossen werden musste und nun noch aushärten müsse.
Die Beschilderung an der Sundernstraße entspreche der des letzten Jahres. „Aufgrund des Gaststättenbetriebes am Eixer See muss der Sundernweg offen bleiben. Ansonsten gilt ein Durchfahrtsverbot von Eixe bis zum Sundern“, erklärt Becker. Die Beschilderung sei ausreichen. „Dass dieses Verbot teilweise nicht eingehalten wird, ist zutreffend, liegt aber nicht an einer mangelnden Erkennbarkeit“, so die Einschätzung der Verantwortlichen. Die Stadt Peine appelliert daher an die Verkehrsteilnehmer, die Verkehrsregelungen im Sinne des Artenschutzes zu beachten. Der Landkreis Peine ließ eine Presseanfrage zunächst unbeantwortet.