„Die Lage ist schon außergewöhnlich“, sagt Achaz Graf von Hardenberg. Der 47-Jährige hat seinen Familienbetrieb in Schwicheldt, rund 300 Hektar Fläche gehören dazu. Angebaut werden Zuckerrüben, Winterraps, Weizen, Mais, Sommerweizen und Ackerbohnen. Auf seinen Feldern stehe zum Teil noch das Wasser. „Die Bodenfeuchte ist sehr hoch“, sagt er. Die Äcker können somit nicht von Traktoren befahren werden. Und es ist weiterer Niederschlag vorausgesagt.
Die Auswirkungen sind jetzt bereits absehbar. „Die Rübenaussaat, die normalerweise ab Mitte März erfolgt, wird sich verspäten“, meint Graf von Hardenberg. Dies wiederum werde sich auf die Rübenmasse auswirken, die pro Hektar geerntet werde. Auch der ausdauernde Niederschlag hat Folgen für die Rübe: „Der Zuckergehalt ist dann niedriger so wie im letzten Jahr auch schon“, erläutert der Landwirt.
Auch für das Getreide, das bereits im Herbst ausgesät wurde, ist die anhaltende Nässe ein Problem. „Der Weizen hat unter der Staunässe sehr gelitten“, kann Landwirt Sören Borsum aus Duttenstedt berichten. „Er fault und hat keinen Sauerstoff mehr.“ Borsum prognostiziert, dass es neben dem Weizen auch Ernteausfälle beim Raps, vor allem aber bei der Winterbraugerste geben wird. „Sie wird im Herbst ausgesät und ist im Januar komplett kaputt gefroren.“ Für den 37-Jährigen bedeutet das, auf 15 Hektar noch einmal neu auszusäen.
Doch bis es so weit ist, wird noch einige Zeit ins Land gehen. „Eigentlich wären jetzt die Düngemaßnahmen dran“, sagt Borsum. Die Lager der Biogasanlagen seien voll mit Gärresten, die Betreiber wüssten nicht wohin damit. Auf die Felder könnten sie aber nach wie vor nicht gebracht werden, auch wenn die Düngesaison am 1. Februar beginnt. „Wenn wir jetzt mit schwerem Gerät auf die Felder fahren, würden wir tiefe Spuren hinterlassen. Der Unterboden würde zusammengedrückt und das Bodenleben dadurch nachhaltig geschädigt“, führt er aus. Daher müsse nun abgewartet werden, bis die Böden abgetrocknet seien.
Schon im Herbst hätten die Böden nicht so für die Aussaat vorbereitet werden können, wie üblich, erklärt Landwirt Achaz Graf von Hardenberg, dem die Vorbereitung der Böden derzeit die größten Sorgen macht. „Normalerweise zerkrümelt sich der Boden dann durch Frost und Witterung von selber, sodass das Saatgut vernünftig in den Boden gebracht werden kann“, so der Schwicheldter. Stattdessen gebe es große Klumpen, die tonigen Böden seien „wie bei einem Töpferkurs“: „Die Erde geht gar nicht vom Spaten ab. Das wird eine Weile dauern, bis man da dran gehen kann.“
Nichtsdestotrotz: Der Regen sei dringend nötig gewesen, betont Landwirt Borsum. „Die Grundwasserstände hatten durch die drei vorangegangenen trockenen Jahre sehr gelitten. Jetzt sind wir wieder auf Normalstand.“
Für die Landwirte heißt es nun erstmal abwarten und auf besseres Wetter hoffen. „Wir können damit umgehen“, sagt Borsum, „wenn man unter freiem Himmel arbeitet dann passiert so etwas. Aber wir sind darauf eingestellt.“ So könnten als Plan B etwa Anbauflächen getauscht und andere Früchte als ursprünglich geplant angebaut werden, erklärt Graf von Hardenberg. Wenn da nicht die Verfügbarkeit des Saatguts den Landwirten einen Strich durch die Rechnung macht, denn auch das ist knapp und teuer.
Dass die Verbraucher die Ernteausfälle groß zu spüren bekommen, glauben die beiden Landwirte nicht. Die Getreideimporte aus der Ukraine sättigten den Markt. Anders sieht es bei den Kartoffeln aus: Die Kartoffelpreise steigen seit Dezember 2023 an. Pflanzkartoffeln sind knapp und teuer. Wer sich hier nicht bevorratet habe, werde Probleme bekommen.