Die Blaualgen hätten sich dabei nicht über die aktuell laufende kältere Jahreszeit entwickelt. Im Winterhalbjahr können sich manche Cyanobakterienarten im See sammeln, andere überdauern auf dem Boden. Die Biomassen der Blaualgen haben sich in der Regel bereits im vorangegangenen Jahr gebildet, so Dörr. „Durch zunehmende Sonneneinstrahlung führt die ansteigende Photosynthese der Cyanobakterien zusätzlich zur Bildung von Wasserbakterien“, sagt die Sprecherin des NLWKN.
Nach einem Bericht des internationalen Netzwerks zum wissenschaftlichen Seenmonitoring (Global Lake Ecosystem Observatory Network) zeigte sich zuletzt aber auch, dass die Cyanobakterien auch bei relativ kalten Temperaturen unter 15 Grad entstehen könnten. Sogar unter einer Eisschicht könnten die Blaualgen wachsen – diese Erkenntnis ist selbst für die Forscher überraschend. „Im Frühjahr erwärmt sich der Wasserkörper zunehmend, sodass sich die Schichtung des Wasserkörpers auflöst“, sagt NLWKN-Sprecherin Dörr.
Die Naturschutzexpertin führt weiter aus, dass auch starke Winde, die es auch Ende Februar im Landkreis Peine gab, Auswirkungen auf die Blaualgen-Produktion im Eixer See hätten. Wegen der Durchmischung des Wassers durch den Wind konnten die Blaualgen an die Wasseroberfläche gelangen. „Auflandige Winde treiben die Biomassen der Blaualgen dann an die Uferbereiche und führten so zu den beobachteten Auffälligkeiten“, sagt Dörr.
Die eigentliche Biomasse-Entwicklung der Blaualgen findet jedoch in der einstrahlungsreichen Vegetationsperiode von März bis Oktober statt. In klaren Seen können sich bestimmte Cyanobakterien dabei in der Tiefe an der Grenze zur Sprungschicht entwickeln und erst bei der Durchmischung im Herbst oder Frühjahr an der Wasseroberfläche auftauchen. „Grundsätzlich profitieren Cyanobakterien von höheren Wassertemperaturen“, sagt Dörr. Damit sind die Blaualgen offenbar Profiteure des Klimawandels.
Blaualgen bleiben dennoch weiterhin ein Problem im Sommer und könnten hier wieder zu weiteren Sperrungen von Badeseen führen. „Die Hauptzeit der Blaualgen-Massenentwicklungen ist das wärmere Sommerhalbjahr. Aus eben benannten Gründen mehren sich in den letzten Jahren bundesweit allerdings auch die Beobachtungen von Blaualgen im zeitigen Frühjahr“, sagt Dörr.
So fanden sich in Niedersachsen in den zurückliegenden Jahren ähnliche cyanobakterielle Massenvorkommen bereits im Frühjahr im Siebenmeterteich in Hannover, im Dieksee bei Lingen, im Surfsee in Cloppenburg und in der Rolle bei Nienburg. Im Eixer See wurden 2010 bereits in Wasserproben toxische Cyanobakterien nachgewiesen. Weitere Fälle liegen dem NLWKN zum Eixer See nicht vor. Seit Kurzem ist der Uferbereich abgesperrt.