„Heimat ist nicht nur ein Ort. Heimat gibt auch ein Gefühl von Akzeptanz und Geborgenheit“, sagte Siedlecka. Gerade ist die gebürtige Polin 17 Jahre alt geworden und schon begeisterte sie mit ihrer Rede die Menschen auf dem gefüllten Marktplatz. „Rechtsextreme Gruppen wollen die Jugendlichen für sich gewinnen. Aber wir lassen uns nicht blenden“, so die Schülerin. „Wir zeigen, dass es bei der Wahl von Freunden nicht darauf ankommt, woher die Eltern kommen, sondern dass es um den Menschen geht, um den Charakter und die Interessen.“
Siedlecka ist selbst im Alter von acht Jahren nach Deutschland gekommen. „Anfangs hat es mich sehr belastet, dass ich die Sprache noch nicht konnte und kaum kommunizieren konnte“, schilderte die Schülerin. „Aber ich erinnere mich, dass ich sehr gut aufgenommen wurde – trotz der Sprachbarriere. Das hat mir unheimlich geholfen.“
Auch Julius Schneider vom Peiner Bündnis für Toleranz war bei der Kundgebung in Peine dabei. Gerade die Rede von Siedlecka, aber auch die mutigen und klaren Ansprachen von Selin Cakir vom Konzern der Jugend- und Auszubildenden-Vertretung der Salzgitter AG sowie der Klima-Aktivistin Clara Upadeck, die beide über die Chancen sprachen, die gut eingebürgerte Schutzsuchende für die Gesellschaft bieten würden, beeindruckten den SPD-Landtagsabgeordneten. „Das waren top Reden. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen dazu erhalten.“
Er ist „hochgradig zufrieden“ mit dem Demonstrationstag. „Der Marktplatz war voll. Wir haben ein starkes Zeichen für die Demokratie gesetzt“, sagt Schneider. Das Bündnis habe gemeinsam mit dem Stadtschülerrat diesmal bewusst den Fokus auf die Jugend gelegt. „Diese Abschiebefantasien, die im rechtsradikalen Umfeld auftauchen, fallen am meisten bei jungen Leuten auf. Es sind ihre Freunde, um die es da geht.“
Auch Landrat Hennig Heiß (SPD) wandte sich auf dem Marktplatz an die Demonstrierenden – als „verbindende Brücke“ zwischen den Generationen. Denn junge und alte Menschen standen Schulter an Schulter, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen. Auch aus den Reihen der neu gegründeten Peiner Regionalgruppe „Omas gegen rechts“ gab es nur Lob. Immer wieder wurden die Frauen und Männer der Gruppe während der Demonstration von weiteren Interessierten angesprochen, die sich ebenfalls solidarisieren wollen. Mit bewusst schlichten Plakaten und Bannern machten sie deutlich: „Wir unterstützen die jungen Menschen!“ Ihre eigens für die Veranstaltung hergestellten Buttons fanden reißenden Absatz.
„Die Demo ist absolut gelungen – auch, wenn leider nicht so viele Schülerinnen und Schüler gekommen sind“, fasst Siedlecka zusammen. Die Kommunikationswege über die Schulleitungen seien noch nicht optimal, daran werde gearbeitet. Dass aber vor allem auch die neuen Omas und Opas dabei waren, freute die Schülerin besonders. „Ich finde das unfassbar süß. Da öffnet sich das ganze Herz“, so die 17-Jährige, die bei Kundgebungen auch schon ältere Menschen mit Rollatoren oder im Rollstuhl gesehen habe. „Dass sie noch die Kraft aufbringen, um ein Zeichen zu setzen, ist unheimlich wertvoll und eine große Inspiration.“