„Grund für die bisherige Verzögerung war die feuchte und nasse Witterung im Dezember und Januar“, erklärt Neumann. Die Böden seien so aufgeweicht gewesen, dass ein Befahren der Baustelle kaum möglich war und die Pflasterarbeiten nicht ausgeführt werden konnten. Denn auf nassen Böden könne keine Verdichtung des Untergrunds erfolgen, um die Arbeiten im Anschluss durchzuführen. Zwischenzeitlich sei es aber wieder trocken genug, so dass die Pflasterarbeiten wieder aufgenommen werden konnten.
„Auch der Bau der Geländer schreitet voran, wesentliche Teile sind bereits montiert“, sagt Neumann. Außerdem soll der Belag der Brücke innerhalb der kommenden Wochen noch fertiggestellt werden. Die Gesamtkosten für das Bauprojekt belaufen sich laut Stadtverwaltung auf 5,6 Millionen Euro, wobei sich das Land Niedersachsen mit Fördergeld in Höhe von 2,8 Millionen Euro beteiligt.
Begonnen haben die Arbeiten an der neuen Brücke Mitte 2022 – und damals war eine Fertigstellung für das Frühjahr 2023 vorgesehen. Allerdings kam es zu Komplikationen: Es gab Materialknappheit und Lieferengpässe im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. „Die Kosten gingen durch die Decke“, erinnert sich Projektleiter Oliver Schumann. Bei ersten Kalkulationen im Jahr 2017 rechnete die Stadt noch mit 3,3 Millionen Euro, 2021 war man bereits bei 4,2 Millionen angelangt – und nun ist man bei besagten 5,6 Millionen Euro. Immerhin: Das Land passte die Fördersumme stets an die aktuellen Kosten an.
Die waren aber nicht das einzige Problem. Anfang 2023 meldete eine beteiligte Stahlbaufirma Insolvenz an. „Dadurch haben wir einen Hauptauftragnehmer verloren“, sagt Schumann. Relativ kurzfristig habe man sich nicht nur um die neue Finanzierung kümmern, sondern auch einen neuen Stahlbauer finden müssen – was dann aber glücklicherweise geklappt habe. Zu dem Zeitpunkt stand bereits fest: Vor 2024 wird es nichts mit der Fertigstellung der Brücke. „Ohne die Verzögerung wären wir Mitte 2023 bereits fertig gewesen“, so der Projektleiter. Nun sei das Ziel aber endlich in deutlicher Sichtweite. „Wir freuen uns darauf, Ende April die fertige Brücke übergeben zu können.“Eine besondere technische Herausforderung sei die Montage gewesen, bei der es auf zentimetergenaue Abmessungen angekommen sei, sagt Schumann. „Das musste bis ins letzte Detail genau abgestimmt werden.“ So zum Beispiel beim Einheben des 50 Meter langen und 50 Tonnen schweren Mittelstücks im vergangenen September oder kurz davon beim Aufstellen der 34 Meter hohen Pylonen auf beiden Seiten des Mittellandkanals. Bei dem zweiten Pylon zeigte sich, wie haargenau alles passen muss: Er konnte erst einen Tag später als geplant aufgestellt werden, weil es Bedenken wegen der Sicherheit gegeben hatte. Diese seien zwar sehr gering gewesen, wie Schumann zum entsprechenden Zeitpunkt erklärte, doch man habe kein unnötiges Risiko eingehen wollen.Die Hertha-Peters-Brücke mit ihrem drei Meter breiten Weg soll ausschließlich Fußgängern und Radfahrern dienen. Bevor die Bauarbeiten 2022 begannen, wurde das „Vorgängermodell“, das den gleichen Namen trug, abgerissen. Errichtet wurde die alte Brücke im Jahr 1988, verwendet wurde für den Bau größtenteils tropisches Bongossi-Holz. Dieses galt seinerzeit als extrem langlebig – doch bei einer Routinekontrolle im Jahr 2010 wurde bei der Brücke ein Pilzbefall festgestellt. Das tatsächliche Ausmaß der Schäden wurde 2013 bei Reparaturarbeiten klar. 2020 stimmte der Rat der Stadt mehrheitlich für einen Ersatzneubau der maroden Hertha-Peters-Brücke. Gesperrt wurde das alte Bauwerk im Mai 2020.