Der Kartierbericht wurde im Februar 2023 gefertigt und sah einen Maßnahmenkatalog vor, um ein Weiterleben der Tiere auf dem Gelände des Kraftwerkes zu ermöglichen. Die Umweltuntersuchung nahm das Braunschweiger Planungsbüro Landschaftsplanung, Rekultivierung, Grünplanung (LaReG) vor. Auf knapp 50 Seiten legt das Ingenieurbüro Informationen zu den Tieren und ihren Lebensräumen auf dem Kraftwerksgelände vor. Das Ergebnis: Elf Gebäude auf dem Kraftwerksgelände eignen sich als potenzielle Fortpflanzungs- und Ruhestätte für Vögel und Fledermäuse als Sommer- oder Winterquartier.
Insgesamt konnte trotz der hohen Versiegelung sowie nächtlicher Beleuchtung eines Großteils des Geländes mit neun Fledermausarten eine vergleichsweise hohe Artenzahl festgestellt werden, darunter zwei deutschlandweit gefährdete Arten (Teichfledermaus und Breitflügelfledermaus). Die Fledermäuse befinden sich dabei sowohl auf dem Kraftwerkgelände (sieben Arten nachgewiesen) als auch im Bereich des Kohleförderbandes entlang des Mittellandkanals (sechs Arten nachgewiesen, drei davon mit Jagdaktivität) und im Kohlehafen (drei Arten nachgewiesen, alle nutzen das Teilgebiet zur Jagd).
Auf dem Kraftwerkgelände stellen insbesondere die Betonbecken im Westen, aber auch die vergleichsweise gering beleuchteten Grünflächen im Süden des Geländes bedeutende Jagdgebiete für Fledermäuse dar. Der Nordteil hingegen sei gut beleuchtet und wird fast ausschließlich von den lichttoleranten Arten (Breitflügelfledermaus und Zwergfledermaus) zur Jagd aufgesucht.
Durch den Abriss der bestehenden Gebäude gehen Fortpflanzungs- und Ruhestätten dauerhaft verloren. Zusätzlich können überwinternde Fledermäuse während der Abrissarbeiten verletzt oder getötet werden. „Es muss die Brut abgewartet werden und Ersatznisthilfen geschaffen werden. Das sind alles Forderungen und Konzepte, die wir angesprochen haben“, sagt Hans-Werner Kuklik. Daher müssen alle Gebäude vor Abriss auf Fledermäuse kontrolliert werden.
Auch das Planungsbüro verweist auf die nötigen Vorkehrungen im Kartierbericht: Die Abrissarbeiten seien auf den Zeitraum außerhalb der Wochenstubenzeit, das bedeute nicht im Zeitraum von Mitte April bis Ende August, zu beschränken. Potenzielle Winterquartiere wie die Kellerräume sollten dagegen nicht während des Winterschlafes von Fledermäusen abgerissen werden. Das betrifft den Zeitraum von Anfang Oktober bis Ende März. „Sollten während der Abrissarbeiten Fledermäuse gefunden werden, müssen die Arbeiten vorerst eingestellt werden und die zuständige Untere Naturschutzbehörde ist umgehend zu informieren“, gibt das Planungsbüro bekannt.
Die Analyse von LaReG zeigt: Fledermäuse finden insbesondere im Sommer hinter Verkleidungen und in Hohlräumen Quartiermöglichkeiten, wobei sich allerdings die nächtliche Beleuchtung nachteilig auf die tatsächliche Nutzung durch Fledermäuse auswirken kann. Unter dem Kraftwerk befindet sich ein weitverzweigtes Netz aus Gängen und Kellerräumen, die über Öffnungen für Fledermäuse ganzjährig zugänglich sind. Auf dem Gelände gibt es Dohlen, Rebhühner, Fledermäuse und einen Wanderfalken. Bereits errichtet sind zwei Dohlentürme und ein Kasten für den Wanderfalken. „Dieser ist eine Besonderheit. Das ist eine spontane Ansiedlung und eine solche gab es im Landkreis Peine seit mehr als zehn Jahren nicht mehr“, sagt Kuklik.