Die aus dem Emsland stammende Wahl-Peinerin, Diplom-Psychologin und Philosophin versteht ihr aktuelles Buch als Einladung an die Leserschaft, sich gedanklich damit auseinanderzusetzen, wer wir wirklich sind – bevor wir selbst oder Angehörige von großen Lebenskrisen oder Krankheiten durchgeschüttelt werden oder sogar dem Tod ins Auge sehen. Denn, so die Autorin, im Ausnahmezustand sei es schwer, Orientierung zu finden. Bewusstsein sei dann zwar immer noch da – aber was genau ist das? Und: Gibt es ein Bewusstsein ohne Denken und Sprachen?
Fragen über Fragen, über die Clasemann, ausgebildete Familientherapeutin und Erziehungsberaterin, bereits seit dem Kindesalter nachsinnt. „Ich versuche nun, leicht lesbar und auf meine persönliche Art wissenschaftlich fundiert mit dem Leserpublikum auf die Suche nach Antworten zu gehen“, erklärt sie. Als Einladung sozusagen, sich rechtzeitig und entspannt, als Vorbereitung sozusagen auf schwierige Lebenslagen, begreifbar und anschaulich mit der jahrtausendealten Frage auseinanderzusetzen: Was ist Bewusstsein?
Dabei hatte sich vor Pandemiebeginn der psychologisch-philosophische Gedankenweg der übrigens auch ausgebildeten Opernsängerin und Mutter zweier erwachsener Söhne zunächst in eine, zumindest geografisch gesehen, andere Richtung entwickelt.
Sie bereist Usbekistan, ist fasziniert von der ehemaligen Sowjetrepublik, die sie als islamisch geprägt, aber als besonders religionsoffen und friedlich wahrnimmt. Ihr besonderes Interesse gilt den dortigen Sufi-Grabstätten, die sie als „Kraftorte mit ganz speziellen Energien“ beschreibt, und erfreut sich an den Begegnungen mit den einheimischen Pilgern, die sie herzlich in ihre Gemeinschaft aufnehmen.
Dies führt soweit, dass sie nach einigen Alleinreisen nun in Zusammenarbeit mit einem Reisebüro kleinen Gruppen von ihr geführte Meditationsreisen in das Land anbietet. Von einer Reiseteilnehmerin lässt sie sich zu ihrem ersten Buch, dem Reiseführer „Heiliges Usbekistan – auf den Spuren großer Sufis“ inspirieren. Zuvor, so sagt sie, habe sie nämlich festgestellt, dass zuvor deutschsprachig keine entsprechende Reiseliteratur zu haben war.
Nachdem vor drei Jahren das Buch erschienen sei, habe sie in nächtlichen Schlafpausen die neue Idee über die „denkenden Affen entwickelt, die ich verwirklichen musste, um wieder schlafen zu können“, sagt sie und lacht.
Und man staunt, wie die Autorin, die ja tagsüber ihrer „normalen“ Arbeit in der Erziehungsberatungsstelle des Landkreises nachgeht, erstens mit Disziplin, zweitens scheinbar unerschöpflicher Kreativität und drittens exzellenter Fachkunde ihr Ziel verfolgt, einer an Psychologie, Philosophie und Interreligiosität interessierten Leserschaft „Anknüpfungspunkte für die eigene Lebensgestaltung und alltägliche Problemstellungen“ anzubieten.
„Denke falsch, wenn du magst, aber denke um Gottes Willen für dich selbst“, zitiert sie gerne die britische Literatur-Nobelpreisträgerin Doris Lessing. Das gelte insbesondere auch für den Umgang mit den Religionen, von denen sie fordert, die Bedürfnisse ihrer Anhänger auf der höchstpersönlichen Suche nach der Begegnung mit dem mystisch Göttlichen zu inspirieren. „Weil wir eben grandios mehr sind, als ein nur ein vergänglicher Körper – nämlich Geist, Seele und Bewusstsein.“
Zu haben ist das Taschenbuch „Denkende Affen“ im Buchhandel für 14 Euro, als E-Book für 9,99 Euro.