„In früheren Zeiten hatte jeder Vollbürger, also jeder, der Grundbesitz sein eigen nennen konnte, ein Braurecht. So gab es zum Beispiel in Einbeck 700 Brauherren. Den Überschuss an Bier, den diese nicht selbst verwerteten, verkaufte dann die Stadt. Wo gebraut wurde, kann man an den großen Toren in Häusern erkennen. Der Peiner Schwan hatte auch einmal so ein Tor“, begann Dr. Holländer seinen Vortrag mit einem kleinen Rückblick.
Das heutige Härke-Gelände war früher im Besitz der Raulsschen Brauerei und umfasste Sudhaus, Malzsilo und Eiskeller. 1890 übernahm Ernst Härke das Unternehmen, führte es aber noch bis 1907 unter dem Namen Rauls weiter. „Damals war um das Gelände noch wenig Bebauung. Es gibt Bilder von 1893, die das zeigen. Den bis heute bestehenden Ausschank gab es auch Ende des 19. Jahrhunderts schon, allerdings sah er noch etwas anders aus. Die Härke-Villa kam später dazu und wurde 1924 im Stil der 20er-Jahre umgebaut. Else Härke engagierte dafür Anton van Norden, der dadurch quasi Hausarchitekt der Brauerei wurde und noch viele andere Bauten gestaltete“, berichtete Dr. Holländer.
Ab 1927 habe eigentlich immer irgendein Baugerüst auf dem Härke-Hof gestanden. Unter Heinrich Härke entstand die bis heute bestehende, markante Backstein-Klinker-Fassade, die den gleichen Stil wie andere Bauten van Nordens aufweist. Bekannt seien auch die beiden großen Keramikfiguren der Kieler Kunstkeramik.
„Auch davon gibt es an anderen Häusern in Peine Figuren, wie zum Beispiel am Elefantenhaus. Das neue Torhaus entstand 1930, das neue Betriebsgebäude, das die Anmutung einer Burg mit Turm hat, von Beginn bis Mitte der 30er-Jahre. Hier gibt es einige Parallelen zu Gebäuden des Architekten Fritz Höger, der das Hamburger Chilehaus oder auch das Anzeiger-Hochhaus in Hannover gestaltete. Van Norden orientierte sich an diesen Vorbildern“, führte der Referent aus.
Auf der Rückseite der neuen Brauereigebäude gab es immer noch einen weniger ansehnlichen Altbestand. Die Idee für deren Einbeziehung in das neue Ensemble entstand schon Ende der 30er-Jahre, konnte aber wegen des Krieges nicht umgesetzt werden. Erst in den 50er-Jahren wurden die alten Gebäude mit einer Schildwand verdeckt. In den 60ern kam das Sudhaus 3 dazu, 2008 das Sudhaus 4. „Es gab 1942 Planungen, den Pulverturmwall zu überbauen, auf dem Schützenplatz ein großes Behördenzentrum zu errichten und eine Achse von der Echternstraße zum Schützenplatz zu schaffen. Das hatte den Charakter einer Aufmarschstraße. Härke sollte das Gelände flankieren. Umgesetzt wurde davon aber nichts“, erklärt Dr. Holländer.
In den 80er-Jahren entstanden dann weitere Gebäude entlang des Pulverturmwalls sowie zur Abgrenzung die Mauer. Dort befindet sich auch das Braustübchen. „Heute hoffen wohl alle auf eine Umnutzung des Geländes, denn nur so können die teils denkmalgeschützten Gebäude erhalten werden. Leerstand ist tödlich“, schloss der Experte seinen Vortrag.