Senioren berichten Jugendlichen über Nationalsozialismus und Flucht Hochbetagte Zeitzeugen lösen bei Zehntklässlern tiefe Emotionen aus
Hohenhameln. Nach wie vor erreichen viele Flüchtlinge das Peiner Land. Was es heißt, die Heimat zu verlassen, können sich vor allem Jugendliche hierzulande kaum vorstellen – und dabei gibt es noch Nachbarinnen und Nachbarn, die dieses Schicksal einst selbst erlitten haben. Einige dieser Zeitzeugen haben in Hohenhameln Schülern von ihren Erlebnissen berichtet und damit tiefe Emotionen ausgelöst.Die Abschlussklasse der Hauptschule Hohenhameln war mit Klassenlehrer Sebastian Hebbelmann zu Gast in der Begegnungsstätte der Generationenhilfe Börderegion, um sich mit Senioren zu treffen, die zwischen 1928 und 1933 geboren sind. Zuvor hatte sie im Unterricht die Weltwirtschaftskrise, den Aufstieg der Nationalsozialisten und den Zweiten Weltkrieg behandelt. „Welche einzelnen Schicksale das bedeutet, im Dritten Reich aufgewachsen zu sein und als Kind oder Jugendlicher die Strapazen von Flucht und Vertreibung erlebt zu haben, war für die jungen Menschen sehr bewegend“, sagt Gisela Grote von der Generationenhilfe.Sie hatte zwölf Mitglieder des Vereins „Hand in Hand“ interviewt und in dem Buch „Lebensgeschichten unserer 90-Jährigen“ zusammengefasst. Mit diesen Geschichten wurden die Jugendlichen nun konfrontiert – teils von den Protagonisten selber, von denen die meisten aus ehemaligen deutschen Ostgebieten stammten. Sie selbst waren im Alter ihrer jungen Gesprächspartner, als sie ihre Heimat verlassen mussten. „Nach diesen Vorträgen kam es zu einem regen Austausch, der deutlich zeigte, welche Emotionen die Berichte ausgelöst hatten“, berichtet Grote. „Ihr dürft bei der Europawahl am 9. Juni zum ersten Mal eure Stimme abgeben“, gab sie den Schülerinnen und Schüler mit auf den Weg. „Bei dieser Wahl kommt es darauf an, dass Parteien, die unsere Demokratie gefährden, nicht erstarken, damit die Geschichte sich nicht wiederholt.“
Die ersten 200 Exemplare ihres Buches waren schnell vergriffen, augfrund der großen Nachfrage wurde – finanziert von der Claus-Bendorf-Stiftung – eine zweite Auflage gedruckt. Jeder Schüler bekam ein von den vier anwesenden Zeitzeugen signiertes Exemplar überreicht. Zudem erhielt der Klassenlehrer einen Klassensatz für den Unterricht nachfolgender Schuljahrgänge überreicht.