Zunächst erhielten die Besucher von den Tennet-Mitarbeitern ihre persönliche Schutzausrüstung: Ohne Helm und Weste wurde niemand aufs Gelände gelassen. Beim Gang durch die Schaltfelder konnten die Gäste dann in das Innere eines Trafos schauen. Darin wird Höchstspannung in die nächstniedrigere Spannungsebene umgewandelt. Das Stromnetz lasse sich mit einem Straßennetz vergleichen, war zu erfahren. Die Höchstspannungsleitungen mit Spannungen von 380 oder 220 Kilovolt seien die Autobahnen. Zur Verteilung der Energie in der Region dienten Hochspannungsleitungen mit einer Spannung von 110 Kilovolt, sozusagen die Bundes- oder Landstraßen. Die Mittel- und Niederspannungsleitungen, die den Strom mit zehn bis 30 Kilovolt meist unterirdisch in die Städte transportierten, seien vergleichbar mit Ortsstraßen. Die Kreuzungen in diesem Netz seien gewissermaßen die Umspannwerke.
Zudem konnten sich die Besucher an verschiedenen Ständen informieren. Beim Ausmalen von Strommastbildern, Suchen von Umspannwerken auf einem Wimmelbild oder Planen eigener Stromleitungen mit einem interaktiven Grid-Planner kamen die jüngsten Gäste auf ihre Kosten. Darüber hinaus stellte der Übertragungsnetzbetreiber die Aufgabenfelder bei Tennet vor – denn der Übertragungsnetzbetreiber sucht deutschlandweit neue Mitarbeitende.
„Dass so viele Gäste da waren, hat unserer Erwartungen übertroffen“, sagt Stella Meyer, bei Tennet Referentin für Bürgerbeteiligung. „Das zeigt, dass das Thema viele interessiert.“ Die Besucher, unter denen auch viele ehemalige Beschäftigte des Mehrumer Kraftwerks gewesen seien, seien sehr wissbegierig und aufgeschlossen gewesen und hätten viele Fragen zum Aufbau und der Funktionsweise eines Umspannwerks gestellt.
Darüber hinaus diente der Tag des offenen Umspannwerks auch dazu, über die neuen Leitungsprojekte von Tennet zu informieren. „In Mehrum passiert viel“, so Meyer. Denn rund um die Region Mehrum wird zukünftig vermehrt erneuerbare Energie ins Netz eingespeist und übertragen. Um die Übertragungskapazität zu erhöhen, eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten und die Anlage für die Energiewende fit zu machen, erneuert und erweitert Tennet sowohl das bestehende 220-Kilovolt-Umspannwerk Mehrum als auch das neuere 380-Kilovolt-Umspannwerk Mehrum/Nord.
Zudem werden zwei neue 380 kV-Höchstspannungsleitungen gebaut – einmal von Landesbergen bis Mehrum-Nord und von Mehrum-Nord nach Liedingen. Die bestehende 220-kV-Leitung wird in den nächsten Jahren durch eine 380-kV-Freileitung ersetzt werden. Die neue Leitung orientiert sich in ihrem Verlauf so weit wie möglich an der Bestandsleitung und wird parallel dazu geführt.
Zudem ist neben der Erhöhung der Spannungsebene auch aus technischer Sicht eine Erneuerung der Leitungen notwendig, denn die Leitung von Lehrte nach Mehrum ist eine der ältesten, die von Tennet betrieben wird. Die Bauteile entsprechen nicht mehr dem heutigen Stand der Technik und müssen erneuert werden.
Zudem plant Tennet die 380-kV-Freileitung Mehrum/Nord – Liedingen. Diese Leitung soll ab 2032 das Umspannwerk Mehrum/Nord mit dem neu zu errichtenden Umspannwerk Liedingen in der Gemeinde Vechelde verbinden. Sie schließt westlich an die Industrieleitung Salzgitter an. Im Zuge des Ausbaus der erneuerbaren Energien, insbesondere aus On- und Offshore-Windanlagen sowie Photovoltaik in den norddeutschen Bundesländern wird deutlich mehr Energie erzeugt, als verbraucht werden kann. Der Stromkreis zwischen Wahle und Lamspringe ist daher deutlich überlastet. Tennet-Referentin Meyer zufolge sei ab 2028 mit den ersten Bauarbeiten zu rechnen.