„Wir müssen aufpassen, dass es den Bienen gut geht“, unterstreicht Fischer. Neben gutem Futter seien neue Medikamente wesentlich, die gegen den Milbenbefall helfen würden. Problematisch sei dagegen das Spritzen, Mähen und Schlegeln der Flächen durch die Landwirtinnen und Landwirte. „Die Bienen kommen um, weil sie keine Chance haben, aus den Blühfeldern rauszukommen“, erklärt sie. Dabei seien Landwirtschaft und Insekten voneinander abhängig. Denn ohne Bienen könne unser heimisches Obst nicht bestäubt werden. Besser bestellt sei es dagegen um die Honigbiene. Die wäre nicht vom Aussterben bedroht, weil sie unter der Obhut der Imker gefüttert beziehungsweise bei Krankheiten behandelt würde.
„Aufklärung ist das A und O“, betont Ilse Fischer, die nicht selten das Gespräch mit Landwirten aus der Region suche, um das Bienensterben einzudämmen. Jede und jeder Einzelne könne bewusst etwas gegen das Bienensterben tun, indem er oder sie bewusst auf Steingärten verzichte. „Einfach mal etwas wachsen lassen“, rät Fischer. Weder müsse ständig gemäht noch Wildkräuter wie Spitzwegerich oder Löwenzahn aus dem heimischen Garten entfernt werden. Mit Letzterem könnten die Bienen schließlich auch ihre Jungen füttern.
Bienenfreundlichkeit werde bei der Vorsitzenden des Imkervereins großgeschrieben. Daran erinnert auch das Schild „Hier wächst kein Unkraut! Das ist eine Wellnessoase für Bienen“ in ihrem eigenen Garten, wie sie mit einem Augenzwinkern berichtet. Optisch sehen Wespen und Bienen teilweise zum Verwechseln ähnlich aus. Was sie unterscheide, sei jedoch der Stachel. „Wildbienen stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen“, erklärt die Vorsitzende des Imkervereins. Wer sich in Anwesenheit der Tiere jedoch ruhig und andächtig verhalte, müsse keinerlei Bedenken haben.Einer, der aktuell Wespen in seinem Garten zu Gast hat, ist der 82-jährige Otto Troppmann aus Weyhausen im Landkreis Gifhorn. „So was hat die Welt noch nicht gesehen“, murmelt er, als er die Tür zu seinem Schuppen öffnet. Vier Insekten arbeiten aktuell gleichzeitig an ihrem Nest. Dieses hängt direkt an einem Nagel, an dem Troppmann ansonsten Spanngummis und Kabel aufbewahrt. „Normalerweile tüftele und bastele ich hier drinnen“, erklärt der 82-Jährige mit Blick in sein Gartenhäuschen.
Doch seit dem 27. Mai sei der Weyhausener abgelenkt durch das wilde Treiben seiner Wespen. „Ich war völlig überrascht, als ich das Nest gesehen habe“, berichtet er. Dabei würden diese Tiere ihn nicht zum ersten Mal besuchen. Vor vier Jahren hätten sich die Insekten schon einmal in seinem Schuppen eingenistet. „Das Nest war damals so groß wie ein Kinderkopf“, erinnert sich Otto Troppmann. Seine Frau ließe sich allerdings nicht von der Euphorie ihres Mannes anstecken. „Sie hat keinen Draht zu Tieren, aber ich freue mich umso mehr über die Insekten“, begründet der 82-Jährige, der sich selbst als absoluten „Tierfreund“ bezeichnet.
Etwa zehn Mal am Tag besuche er seine geliebten Wespen. Ihr Treiben zu beobachten, findet er nämlich spannender, als fernzusehen. Auffällig sei jedoch die hohe Fluktuation der Tiere, die regelmäßig in das Gartenhaus rein- und wieder rausfliegen würden. Troppmann schätzt, dass höchstens zehn Tiere mit dem Nestbau beschäftigt seien. „Aktuell sind sie bei der dritten oder vierten Haut“, sagt er fasziniert. „Im Moment sieht das Nest aus wie ein Auge.“ Jede einzelne Schicht sei etwa zwei bis drei Millimeter dick.
Der 82-Jährige fragt sich, ob die Tiere auch nachts arbeiten. Dieser Frage wolle er nun mit seiner Wildkamera auf die Spur gehen, die er bereits seit mehreren Jahren besitze. Damit habe er zuvor bereits Biber, Vögel und Rehe beobachtet. Sein großer Traum sei es, ein Video seines Wespennestes zu erstellen, das er weltweit verbreiten könne. „Ein Zeitraffer wäre der Hit“, sagt er. Damit könne man genau sehen, wie das Nest im Laufe der Zeit gewachsen sei. Gerade in Zeiten des Insektensterbens sei es wichtiger denn je, die Tiere zu schützen. „Ich freue mich über jedes Lebewesen und möchte zeigen, wie schön die Natur ist“, erzählt Otto Troppmann. Deswegen ist für ihn das Entfernen des Nestes keine Option. Vielmehr ist der 82-Jährige schon jetzt gespannt darauf, das fertige Nest zu sehen. Er sei zwar kein Fachmann, schätzt aber, dass dies bereits in vierzehn Tagen der Fall sein könne.