„Das hat mehrere Gründe“, erzählt der 51-Jährige. Einer davon ist: Es wurde zu viel gestohlen. „Wir hatten zum Beispiel ein Feld an der Bundesstraße 65 in Richtung Sehnde“, sagt er. Das sei ein guter Standort gewesen, weil viele Leute dort vorbeikamen, anhielten und Schnittblumen kaufen wollten. Doch nicht nur zahlende Klientel hielt an, sondern auch diejenigen, die sich gratis bedienen wollten. „Teilweise wurden die Gladiolen wäschekorbweise in der Dämmerung gepflückt, sodass das Feld abgeräumt war, wenn man morgens hinkam“, schildert der Landwirt. „Das Ganze sah organisiert aus, wie zum Weiterverkauf. Wir haben dann Schilder aufgestellt, dass die Leute darauf achten und es melden, wenn andere große Mengen Blumen schneiden.“
Doch das half nicht, ebenso wenig wie das Aufstellen von Kameras. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die dann auch mit zerstört werden, sodass man noch einen zusätzlichen Schaden hat“, so Behrens, der das in jüngster Zeit vor allem bei seinen Kartoffelverkaufsstellen erleben musste, an denen auch die Kassen mit brachialer Gewalt aufgebrochen wurden.
Der Dungelbecker Landwirt hat die Diebstähle zur Anzeige gebracht, allerdings oft ohne einen Ermittlungserfolg. „Allerdings hatten wir einen Fall, in dem Nachbarn einen Dieb beobachtet hatten und sich das Nummernschild notiert hatten.“ Die Polizei habe den Täter stellen können, der mehrere Säcke Kartoffeln in seinen Wagen geladen hatte. „Allerdings wurde das Verfahren dann nicht weiterverfolgt, weil er so viel auf dem Kerbholz hatte, dass der Kartoffelklau dabei nicht mehr ins Gewicht fiel“, erzählt der Landwirt.
Dass Carsten Behrens nun nur noch ein einziges Blumenfeld neben dem Dungelbecker Friedhof hat, hat auch noch andere Gründe: Manche Standorte hätten sich als nicht rentabel erwiesen, auch das Verbot von bestimmten Pflanzenschutzmitteln habe dazu beigetragen. „Wir dürfen zum Beispiel die Gladiolenzwiebeln nicht mehr beizen. Aber ohne das werden sie von Schädlingen befallen, sodass sich die Knospen nicht öffnen.“ Und Blumen, deren Knospen sich nicht öffneten, könne man Kunden nicht verkaufen. Natürlich könnte er auch andere Blumen anpflanzen. „Aber der Aufwand muss sich schon lohnen“, erklärt er. „Es ist schade, denn natürlich steckt da auch Herzblut drin.“
Genauso viel Leidenschaft steckt Henning Peyers in seine Erdbeeren, die er derzeit auf seinen Feldern am Hofladen in Dungelbeck und am Krankenhausweg an der B65 zum Selbstpflücken anbietet. Sein „Selbstbedienungs-Erdbeerparadies“, wie der Landwirt es liebevoll nennt, ist beliebt – auch bei Dieben. „Unsere Felder sind weitestgehend umzäunt und es hängen Schilder, auf denen meine Alarm-Nummer angegeben ist. Dort können Diebstähle und verdächtige Geschehnisse sofort gemeldet werden“, erklärt Peyers. Tatsächlich sei das in dieser Saison auch schon vorgekommen. „Wir sind dann sofort hingefahren und ich hatte auch meinen Jagdhund dabei“, sagt er. „Der ist zwar ganz lieb, macht aber doch Eindruck.“ Seither seien die „dreisten Damen“ noch nicht wieder gekommen.
Doch nicht nur auf den Erdbeerfeldern würden regelmäßig die leckeren Früchte gepflückt werden, ohne dass dafür bezahlt wird. Auch in seinem Hofladen und auf dem Grundstück in Dungelbeck komme es immer wieder zu dreisten Diebstählen. Kirschen werden gepflückt und auch Äpfel und Beeren seien bei Langfingern beliebt. „Die Menschen haben heute wohl nicht mehr so viel Geld in der Tasche“, meint Peyers. Trotzdem findet der Landwirt es „gemein und unfair“ den Kunden gegenüber, die ordnungsgemäß bezahlen.„Ich habe ja gar nichts dagegen, wenn man an der Kante mal eine Erdbeere nascht“, sagt Peyers. „Wenn es schmeckt, kommt man das nächste Mal zum Pflücken.“ Für das Kilo selbstgepflückte Erdbeeren bezahlen die Kunden bei Peyers sechs Euro bei einem Mindestpreis von 2,50 Euro pro Person. „Es gab schon Gäste, die einfach mit leeren Schüsseln vom Feld zurückgekommen sind und behaupteten, dass sie nichts gefunden hätten. Die Bäuche waren aber voll“, erklärt Peyers. Dem wirke er durch die Mindestabnahme entgegen.
Kameras, Zäune und Hinweis-Schilder mit Alarm-Nummer – all das sei auf den Feldern von Peyers leider wohl notwendig. „Auch an den Feldern, wo wir jetzt Bohnen, Zuckermais und Kürbisse angepflanzt haben, stehen sie bereits“, sagt der Dungelbecker Landwirt. „Bis jetzt hat das ganz gut geklappt.“ Wie hoch der Schaden durch Diebstahl in der Saison ist, kann Peyers nicht beziffern. „Das will ich auch gar nicht wissen“, scherzt er. „Sonst könnte ich nicht mehr ruhig in den Schlaf finden.“