Zwei Ehrenamtliche vom „Wünschewagen“ begleiteten die krebskranke Josie und ihre Familie an diesem Tag. Es gab eine Flughafen-Rundfahrt in einem extra vom ASB gecharterten Bus. Als der Bus in der Nähe einer Cessna 172 stoppte, ahnte die Vierjährige, dass sich für sie ein Traum erfüllen wird und sie in das Flugzeug steigen darf. Mit ihrer Schwester als „Copilotin“ wurden abwechselnd das Steuer oder eine Landkarte gehalten. Josie lachte an diesem Tag, spielte, tanzte und hüpfte. Es waren Momente unbeschwerter, kindlicher Freude. „Glück“, sagte ihre Mutter damals dazu.
Und genau dies sei das Ziel des „Wünschewagens“, sagt ASB-Projektleiterin Julia-Marie Meisenburg aus Hannover. „Es wird viel gelacht bei den Fahrten. Die Sterbenden, die gehen werden, und diejenigen, die bleiben, sollen unbeschwerte Momente und Schönes erleben, Krankheit und Leid für ein paar Stunden vergessen.“ Begleitet werden die Fahrgäste, wie Meisenburg die Patienten bewusst nennt, von qualifizierten Fachkräften wie Pflege- und Rettungskräften, Medizinerinnen und Mediziner oder Feuerwehrleuten. „Sie haben Respekt vor der Krankheit, kümmern sich während der Reise ehrenamtlich um das Wohl und die medizinisch-pflegerische Versorgung und gehen ganz auf die Bedürfnisse der Fahrgäste ein – schenken ihnen ihre Zeit.“
Der „Wünschewagen“ ist ein gemütlich eingerichteter Krankentransportwagen, der mit allen notwendigen medizinischen Gerätschaften ausgestattet ist. Statt klinischer Krankenhaus-Bettwäsche gibt es blau-weiße Sternenbettwäsche, die Fahrgäste können liegend oder sitzend gefahren werden und über ihnen strahlt ein blauer LED-Himmel. „Es gibt eine Musik- und TV-Anlage und eine Minibar“, schildert Meisenburg. „Bei Kindern sind Tablets beliebt, auf denen sie während er der Fahrt einen Lieblingsfilm sehen können.“ Eine verspiegelte Rundum-Verglasung erlaubt einen Panoramablick nach draußen, während neugierige Blicke ins Innere ausgeschlossen sind. „So wird schon die Fahrt zum Wunschziel zu einem Erlebnis.“
Seit 2017 gibt es den „Wünschewagen“ in Niedersachsen. Rund 125 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer konnten bereits etwa 440 Sterbenskranken einen letzten Wunsch erfüllen, darunter waren auch zehn aus dem Landkreis Peine. Erst am vergangenen Wochenende konnte einer krebskranken Frau, die aus Peine stammt, der Wunsch erfüllt werden, ihren ebenfalls kranken Sohn in der Fuhsestadt zu besuchen, um sich mit ihm auszusprechen. „Es war ein sehr schönes Wiedersehen“, freut sich Meisenburg. In Peine arbeitet der ASB sehr eng mit dem Palliativnetz zusammen.
Seit Februar ist ein zweiter „Wünschewagen“ beim ASB in Hannover stationiert. „So ein Fahrzeug kostet 200.000 Euro“, sagt Meisenburg. Finanziert wird das Projekt ausschließlich durch Spenden. „Deshalb ist Unterstützung wie jetzt vom Stadtorchester Peine so wichtig für uns“, sagt Meisenburg. Wie berichtet hatten die Musikerinnen und Musiker in der prall gefüllten Friedenskirche ein Benefiz-Konzert zugunsten des „Wünschewagens“ gegeben. Dabei kamen 3.650 Euro zusammen. Ein großer Spendenscheck wurde jetzt im Beisein von Bürgermeister Klaus Saemann an das „Wünschewagen“-Team übergeben. „Gemeinsam mit dem Bürgermeister suchen wir immer ein Projekt aus, das wir unterstützen wollen“, sagt Ann-Kathrin Möhle vom Stadtorchester-Vorstand. „Wir freuen uns sehr, dass so viel Geld für den ,Wünschewagen’ zusammengekommen ist.“
Bei der Scheckübergabe gab es auch ein Wiedersehen. Barbara, die Frau des „Wünschewagen“-Fahrgastes Adalbert aus Peine, kam dazu und berichtete, wie gut der Ausflug ans Meer ihrem Mann getan hat. Gemeinsam mit den ehrenamtlichen Helferinnen Frauke und Svenja ging es im Juni 2022 nach Bremerhaven in den „Zoo am Meer“. Der COPD-Patient verputzte einen großen Erdbeer-Eisbecher, war am Wasser spazieren und hatte sich in der Strandhalle „Bremer Knipp“ schmecken lassen. Dutzende Fotos haben Adalbert und seine Frau Barbara geschossen. „Allen Beteiligten wurde klar: Hier sammelt ein Herz Eindrücke, die auch in dunklen Zeiten glücklich machen sollen“, heißt es im „Wünschewagen“-Reisebericht.