Der erste gut 250 Meter lange Abschnitt war bereits 2022 fertiggestellt worden – nun folgten weitere 300 Meter. Eine Untersuchung habe gezeigt, dass die Fischdichte im ersten Teil innerhalb von zwei Jahren um rund 400 Prozent zugenommen hat. „Besonders erfreulich ist es, dass durch den Wanderweg entlang der Fuhse viele Menschen die Entwicklung des Gewässers verfolgen können“, sagt Brose und appelliert zugleich: „Wir möchten alle Naturgenießer darum bitten, die Uferbereiche und das Gewässer so schonend wie möglich zu behandeln!“
Ziel des Projektes war es, die Struktur- und Strömungsvielfalt in diesem Abschnitt der Fuhse zu erhöhen. Dafür wurden große Stammhölzer eingebaut, die den Fluss lenken und Dynamik erzeugen. Ganze Bäume mit Krone und Wurzelstubben liegen nun im Wasser, gut im Grund verankert. Das Geäst sorgt ebenfalls für Strömungsvielfalt und Verwirbelungen. Es bietet Lebensraum für Kleinlebewesen wie Insektenlarven. Kleine Fische können sich im Strömungsschatten ausruhen und finden Schutz vor Räubern.
Auch die Uferbereiche wurden ökologisch aufgewertet. Die Böschung wurde abgeflacht und dadurch der Übergangsbereich zwischen Wasser und Land vergrößert. Ufergehölze wurden gepflanzt, die in Zukunft Lebensraum und Schattenspender sein werden. „Gerade im Hinblick auf die klimatischen Veränderungen sind Ufergehölze enorm wichtig. Sie beschatten das Gewässer und wirken nachweislich einer übermäßigen Erwärmung entgegen“, so Brose.
Zudem wurde das Flussbett mit rund 350 Tonnen Kies stabilisiert. Der Kies bietet vielen spezialisierten Arten Lebensraum und Fortpflanzungsstätten – auch der Barbe, nach der das Projekt benannt ist. Kies ist ein natürlicher Bestandteil des Flussbettes, wurde aber beim Ausbau des Flusses entfernt. Das Projekt dient somit der Revitalisierung und soll massive Eingriffe der Vergangenheit abmildern.
Die Fuhse wurde im vergangenen Jahrhundert vertieft und begradigt. Die Ufer wurden vielerorts mit einer dicken Schicht von Wasserbausteinen gegen Abbrüche gesichert, sodass der Fluss in ein breites Korsett gezwungen wurde. Junge Bäume im Uferbereich wurden abgemäht, Wasserpflanzen und Flussholz wurden regelmäßig entfernt. Die Hauptaufgabe des Flusses sah man lange Zeit darin, das Wasser abzuführen.
Seitdem hat sich aber sowohl im Bewusstsein der Menschen als auch in den Anforderungen an die Bewirtschaftung der Flüsse vieles geändert. Die Gewässerunterhaltung wird an der Fuhse seit vielen Jahren zurückgefahren. Die Funktion des Flusses als Lebensraum und Lebensader für Tier, Pflanze und Mensch rückt immer stärker in den Vordergrund. Es werden Wege gesucht, mit denen Lebensraumvielfalt und geregelter Wasserabfluss koexistieren können.
Beim Barben-Projekt an der Fuhse wurden die Eigentümer und Bewirtschafter der angrenzenden Flächen sowie die Pächter des Fischereirechts frühzeitig einbezogen. Sowohl bei ihnen als auch in der Bevölkerung insgesamt gebe es eine große Zustimmung zu dem Projekt. „Das zeigt sich auch darin, dass der Pächter des Fischereirechts ehrenamtlich Dutzende Erlen pflanzte und die Gehölze in den Sommermonaten pflegt“, betont Brose.