Artur Linzmeier lenkt seinen dunklen Toyota-Geländewagen am Abend des 4. Mai 1994 auf den Parkplatz des Heidkruges in Wipshausen. Kurz nach 22 Uhr fallen drei Schüsse. Gastwirtin Erika Blickwede hat sie gehört, ihr Mann und ihr Sohn werden davon geweckt und stürzen aus dem Haus. An dem Toyota öffnet sich die Fahrertür. Artur Linzmaier ist von zwei Kugeln am Kopf getroffen und bricht blutüberströmt zusammen.
Zusammen mit der Freundin ihres Sohnes unternimmt die Gastwirtin erste Rettungsversuche. Ihr Mann alarmiert die Polizei. Die ist wenig später an der Gaststätte an der B 214 und taucht den Parkplatz in gleißendes Scheinwerferlicht. Gefunden werden Patronenhülsen des Kalibers 22, flexibel in Pistolen, Revolvern und auch in Gewehren verwendbar. Die Ermittler sind überzeugt, dass die Schüsse „aus nächster Nähe“ abgegeben wurden, maximal aus fünf Metern. Vermutlich stand der Täter direkt auf der Bundesstraße, als er die Schüsse abgab.
Die Gastwirtin hat einen Opel Kadett beobachtet, der kurz nach der Tat den Parkplatz verließ. Die Ermittler suchen den Fahrer, der sich schließlich selbst bei der Polizei meldet. Es ist eine Studentin, die mit der Tat nichts zu tun hat. Währenddessen kämpft Artur Linzmaier im Krankenhaus um sein Leben. Die Polizei kann ihn nicht mehr befragen, denn er erlangt das Bewusstsein nicht wieder, bevor er zwei Tage nach der Tat stirbt.
Die Suche nach dem Mörder konzentriert sich nun auf das berufliche und private Umfeld des Opfers. Die Polizei findet heraus, dass der Bauunternehmer von seiner Familie getrennt lebte. Mit seiner Ex-Frau lebte er in Scheidung und hatte sich gerade in eine Frau aus Polen neu verliebt. Einer von seinen Mitarbeitern will ein Telefonat mitgehört haben, in dem sich der 52-Jährige mit einem Auftraggeber am „Heidkrug“ verabredete. Doch sämtliche bisherige Auftraggeber des Opfers scheiden aus.
Die Polizei wendet sich nun den Arbeitern zu, die in der Vergangenheit für den Getöteten tätig waren. Da viele aus Polen stammen, reisen die Ermittler dort hin. Aber auch wenn es gelegentlich Konflikte gegeben haben soll – einen Verdächtigen für den Mord an Artur Linzmaier finden sie nicht. Die Bezirksregierung Braunschweig setzt eine Belohnung von 5.000 Mark für Hinweise aus, die zur Ermittlung des Mörders von Artur Linzmaier führen.
1995 werden die Ermittlungen vorerst eingestellt. Im Februar 2022 kommt erneut Bewegung in den Fall: Die Polizei rollte den „Cold Case“ (kalter Fall) wegen neuer Spuren wieder auf. Denn da Mord nicht verjährt und sich die Kriminaltechnik ständig weiterentwickelt, können auch „kalte“ Mordfälle nach Jahrzehnten noch aufgeklärt werden.
In der ZDF-Sendung „Akzenzeichen XY ungelöst“ wird nach 28 Jahren die Aufnahme eines Anrufbeantwortes abgespielt. Die Ermittler hatten im Museum für Kommunikation ein passendes Abspielgerät für die alten Kassetten des Mordopfers gefunden und digitalisieren lassen. Auf dem Band ist zu hören, wie sich eine „Frau Lomeier“ mit dem Opfer gegen 22 Uhr vor dem „Heidkrug“ an der Bundesstraße 214 treffen wollte, um angeblich ein Geschäft zu besprechen.
Die Stimme klingt verzerrt, sie könnte verstellt gewesen sein. Experten des Bundeskriminalamts halten es für möglich, dass sogar ein junger Mann die Stimme einer älteren Frau vortäuschen wollte. Schon die Peiner Kripo hatte 1994 ein wissenschaftliches Gutachten über den Anrufer in Auftrag gegeben. Ergebnis: Die Experten gehen davon aus, dass da tatsächlich ein junger Mann im Alter zwischen 20 und 30 Jahren sprach.
Doch eine „Frau Lomeier“, für die sich der Bauunternehmer auch die Adresse „Am Marktplatz 17, Hildesheim“ notiert hatte, gibt es nicht. Name und Anschrift sind frei erfunden. Warum musste Artur Linzmaier sterben? Diese Frage bleibt, trotz neuer Hinweise, die nach der Sendung zu dem Fall eingingen, unbeantwortet. Die entscheidende Spur fehlt. Der „Heidkrug“-Mord bleibt ein Rätsel.