„Die Zeit der Sperrung des Sees macht sich sehr bemerkbar“, sagt der Gastronom. In der ersten Ferienwoche hätte er durch die Sperrung bereits große Umsatzeinbußen verzeichnet. „Die Höhe kann man gar nicht beziffern“, sagt Horneffer. Viele Badegäste seien zum See gekommen, aber dann direkt wieder gefahren, als sie gelesen haben, dass der See gesperrt ist. „Dabei hätten sie zum Beispiel auch Tretboot fahren können.“
Der Landkreis Peine hatte den See am 26. Juni – kurz nach Ferienbeginn – sperren müssen, da eine erhöhte Belastung mit E.coli-Bakterien festgestellt worden war. Zunächst war das Baden vom Landkreis Peine nur am Ostufer des Eixer Sees verboten worden, dann wurde das Verbot auf den gesamten See ausgeweitet. Es war die erste offizielle Sperrung des Eixer Sees. Doch bereits im Frühjahr gab es Probleme mit der Wasserqualität des Naherholungssees. Anfang März und Anfang April warnte der Landkreis davor, dass sich Blaualgen (Cyanobakterien) im Wasser ausgebreitet haben. Weil die Badesaison damals noch nicht offiziell begonnen hatte, sah der Landkreis aber von einem Schwimmverbot im Eixer See ab.
„Die Saison geht jetzt eigentlich erst los“, meint DLRG-Wachleiter Andreas Schwarznecker am ersten Wochenende nach der Freigabe des Sees. Bislang sei der Eixer See in diesem Sommer noch nicht so stark von Schwimmenden genutzt worden. Neben der Sperrung habe das vor allem am Wetter gelegen. „Die Peinerinnen und Peiner kommen meist erst bei strahlend blauem Himmel und bei über Tage anhaltendem Sonnenschein zum Baden“, weiß Rettungsschwimmerin Alexandra Fickert. „Das ist hier wirklich ein Phänomen.“
Bei der Peiner DLRG sei durch die Einschränkungen im Badebetrieb die ein oder andere Übungsstunde an Land verlegt worden. „Wir schulen ja auch in Erster Hilfe oder fahren mit dem Boot raus“, erklärt Schwarznecker. „Derzeit ist der Trainingsbetrieb aber ohnehin in der Sommerpause.“ Denn viele der DLRG-Mitglieder würden den Sommer an der Deutschen Küste verbringen, wo sie ehrenamtlich Wachdienst an den Badestränden der Nord- und Ostsee ableisten. Aber auch dort kommt es immer mal wegen Blaualgen zu gesperrten Badeabschnitten.
Blaualgen scheiden Giftstoffe aus, die bei Menschen durch Verschlucken und Hautkontakt Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Gliederschmerzen, Bindehautentzündungen, Ohrenschmerzen und Atemwegserkrankungen auslösen. Sogenannte Blaualgen-Blüten treten vor allem bei hohen Wassertemperaturen auf. „Hier ist aber niemand besorgt“, meint Schwarznecker. Auch die Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer haben keine Bedenken, in das Wasser zu gehen – notfalls auch, wenn der See wegen einer hohen Bakterien-Konzentration gesperrt ist. „Im Notfall denkt man darüber nicht nach“, meint Rettungsschwimmerin Iris Schwarznecker.
Bis zum 15. September nehmen Mitarbeitende des Gesundheitsamtes weiter im dreiwöchigen Rhythmus Proben am Eixer See. Ebenso an den vier weiteren EU-Gewässern im Landkreis Peine – dem Wehnser See, dem Kiessee Wipshausen, dam Freibad Bettmar sowie dem Pfannteich in Hohenhameln. Bedenken hätten Badegäste am Eixer See bislang nicht geäußert, meint Schwarznecker. „Eigentlich können sich die Gäste hier besonders sicher fühlen, denn das Wasser wird regelmäßig überprüft. Das ist ja nicht an jedem kleinen See der Fall.“
Deshalb hat auch Birgit Busch aus Edemissen kein Problem damit, weiterhin im Eixer See schwimmen zu gehen. „Es ist schön hier. Ich schwimme gern mal bis zur Insel und zurück. Ich verlasse mich darauf, dass der See regelmäßig kontrolliert wird“, sagt die 56-Jährige. Letztendlich seien Blaualgen bei heißen Temperaturen immer ein Thema. „Wenn man aber ohne Chlor baden will, muss man solche Vorfälle in Kauf nehmen. In der Natur passiert das halt mal.“
Tatsächlich ist der Grund für das vermehrte Blaualgen-Vorkommen und die Verunreinigung mit E.coli-Bakterien bislang nicht abschließend geklärt. Der Landkreis Peine geht davon aus, dass größere Ansammlungen an Vögeln auf dem See zur Bakterien-Belastung geführt haben. „Dies ist derzeit die einzig schlüssige Vermutung. Gemeinsam mit dem Landesgesundheitsamt werden wir die Ursachenforschung weiter vorantreiben“, hieß es im Zusammenhang mit der Sperrung. Escherichia coli (E.coli) ist nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung ein natürlich vorkommender Keim im Darm von Vögeln und warmblütigen Säugetieren. Ebenso sei er Bestandteil der Darmflora des Menschen. Sie sind der häufigste Verursacher von bakteriellen Harnwegsinfektionen. Zudem sind sie als Erreger von Blutvergiftungen und Krankenhausinfektionen gefürchtet.
„Hier gibt es wirklich viele Seevögel“, meint auch Helmut Döhne. Er und seine Frau Evelyn kommen gern zum Eixer See, wenn die Enkeltochter Malia zu Besuch ist. „Es gibt hier einen schönen Sandstrand. Aber leider ist er total durch Gänsekot verunreinigt“, hat der Bültener – wie auch einige andere Gäste – festgestellt. „Das ist natürlich nicht schön, wenn dann die Kinder hier spielen.“ Im Sand buddeln kann die kleine Malina deshalb an diesem Sommer-Tag nicht. Stattdessen stochert das Mädchen mit einem Stock am flachen Ufer herum, freut sich darüber, die kleinen Segelboote auf dem Wasser zu beobachten.
Diese haben Hans-Michale Lennartz, Dirk Kiesewetter und Ottfried Bökelmann an diesem sonnigen Sonntag im Eixer See zu Wasser gelassen. Die drei Modellboot-Freunde nutzen regelmäßig das gute Wetter, um ihre ferngesteuerten Miniatur-Boote elegant über das Wasser gleiten zu lassen. Dass derzeit noch kein großer Badebetrieb am Eixer See herrscht, kommt den Männern daher ganz gelegen. „Wenn viel los ist, fahren wir hier natürlich nicht mit den Booten“, sagt Lennartz, der ebenso wie sein Freund Ottfried Bökelmann Mitglied im Schiffsmodellbau-Club Peine ist.
Bedenken wegen der Bakterien machen sich die Peiner nicht. Sie fahren mit ihren Modellbooten auch raus, wenn der See für den Badebetrieb gesperrt ist. „Wir gehen ja nicht ins Wasser“, meint Bökelmann. Zudem würden die Boote ohnehin nach jeder Fahrt gründlich gereinigt werden. Wenn es allerdings erlaubt ist, nutzt Bökelmann als einziger der drei Männer auch gern mal die Gelegenheit, um sich im Eixer See abzukühlen. „Ich mache mir da keine Sorgen. Er wird ja geprüft.“