Bundesweit waren während des Kalten Krieges Sirenen in Bereitschaft, die im Zivilschutzfall einen lauten Warnton von sich geben sollten. Doch in den 1990er Jahren war der Kalte Krieg Geschichte, die Ressourcen für Sirenen wurden zurückgefahren, die Standorte zurückgebaut. Ein eigenes Warnsystem schuf das Land Niedersachsen daraufhin nicht. Feuerwehren sind auf Sirenen in der Regel auch nicht mehr angewiesen, da sie meist auf digitalem Weg alarmiert werden. Lediglich drei aktive Sirenenstandorte gibt es derzeit im Kreis Peine: in den Gemeinden Edemissen, Hohenhameln und Wendeburg.
Gewarnt werden soll die Bevölkerung im Ernstfall zum Beispiel durch Apps, soziale Netzwerke und den Rundfunk. Aber wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, werden viele Bürgerinnen und Bürger auf diesen Wegen gar nicht erreicht. Eine Lösung soll also her, schließlich ist die potenzielle Bedrohungslage heute größer als noch vor einigen Jahren – vor allem durch den Krieg in der Ukraine. Aber auch Naturkatastrophen werden zur immer größeren Gefahr. Dies zeigte sich unter anderem beim Hochwasser um den vergangenen Jahreswechsel herum, von dem auch der Kreis Peine betroffen war.Wie sich schon vor mehr als zwei Jahren gezeigt hat, bräuchte der Landkreis 144 Sirenenstandorte für eine ausreichende Flächendeckung. Das kostet natürlich Geld: Rund 2,3 Millionen Euro wären dafür nötig, und das allein für die Errichtung. Gerechnet werden könne mit 500 Euro Wartungskosten pro Standort, also insgesamt 70.000 Euro jährlich.
Das Vergabeverfahren zum Aufbau der Sireneninfrastruktur sei im vergangenen Jahr erfolgreich abgeschlossen worden, sagt Katja Schröder, stellvertretende Sprecherin der Peiner Kreisverwaltung. Direkt im Anschluss habe man die beabsichtigten Standorte gemeinsam mit dem Bieter begutachtet. Außerdem gebe es schon die ersten nötigen Bestellungen, um die neuen Sirenen errichten zu können. „Mit der ersten Lieferung wird in Kürze gerechnet, so dass auch bald die ersten Standorte errichtet und sichtbar werden“, sagt Schröder. Der Plan lautet, dass bis zum Jahr 2026 die flächendeckende Sireneninfrastruktur ausgebaut sein soll.
Wichtig sei es außerdem, die Bevölkerung zur Eigenvorsorge zu sensibilisieren, um auf einen Katastrophenfall vorbereitet zu sein. In den ersten zehn Tagen nach Eintreten eines solchen Falls sollten sich Bürgerinnen und Bürger selbst mit Lebensmitteln versorgen können. Der Kreis selbst könnte das nur schwer übernehmen, denn es wären allein 1,2 Millionen Liter Mineralwasser für alle Einwohnerinnen und Einwohner des Kreisgebiets während der ersten Tage nötig. In einer Krisensituation müssten Gemeinden, Stadt und Landkreis mit ihren Feuerwehren und Hilfsorganisationen zuerst die allgemeine Lage meistern. Daher sei es von erheblicher Bedeutung, dass sich Bürgerinnen und Bürger selbst eindecken – in erster Linie mit Lebensmitteln und Wasser, aber zum Beispiel auch mit Batterien.
Ins Auge gefasst ist allerdings die Einrichtung von Versorgungsstellen für die Bevölkerung. An diesen soll es im Katastrophenfall Medikamente, Rückzugsmöglichkeiten, Wärmeräume und eine Essensausgabe geben. Hierzu prüfe der Landkreis Peine verschiedene Alternativen hinsichtlich der Umsetzbarkeit und stehe mit entsprechenden Organisationen im Austausch, erklärt Schröder. Gebäude beziehungsweise Grundstücke, die für Versorgungsstellen infrage kommen, könne der Landkreis allerdings noch nicht benennen.
Bei einem Katastrophenfall-Szenario würden Anlaufstellen in den Gemeinden und der Stadt zum Erhalt von nötigen Informationen eingerichtet. Diese Stellen befinden sich noch im Aufbau, für die sechs Kreisgemeinden sind sie schon benannt. Meist sind es die Feuerwehrhäuser, in Vechelde und Wendeburg aber auch zusätzlich das Rathaus. In der Stadt Peine soll es acht Standorte geben, die zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt werden sollen. Eine Übersicht gibt es auf der Internetseite des Landkreises Peine unter www.landkreis-peine.de/Aktuelles/Vorsorge-im-Krisenfall.