Die neue Chipkarte sorgt bei vielen Schülern und Eltern im Kreis Peine für Kritik. Nach Angaben des Landkreises können 7.644 Schüler kostenlos durch ganz Deutschland mit Bus und Bahn reisen. Von insgesamt 14.994 schulpflichtigen Kindern im Kreis Peine erhalten 7.350 Schüler kein kostenloses Deutschland-Ticket. Damit fällt fast die Hälfte durch das Raster. „Der Gesetzgeber hat sich für diesen Mindestabstand entscheiden, da er die Strecke von Wohnsitz zur Schule innerhalb des Mindestabstandes für zumutbar ansieht“, erklärt Fabian Laaß, Sprecher der Peiner Kreisverwaltung.
Von den 7.350 Schülern werden nach Angaben des Landkreises voraussichtlich 723 eine Winterfahrkarte erhalten, wenn die Mindestentfernung zur Schule von drei auf zwei Kilometer gesenkt wird. Das ist in der Zeit vom 1. November bis 31. März der Fall. „Für die Ausstellung einer Winterfahrkarte wurde dieser Abstand verringert, um den Wetterbedingungen Rechnung zu tragen“, sagt Laaß.
Die rot-grüne niedersächsische Landesregierung hat im Koalitionsvertrag der aktuellen Legislatur verankert, ein rabattiertes Ticket für Schülerinnen, Schüler, Auszubildende sowie Bundesfreiwilligendienstleistende auf den Weg zu bringen. Zunächst müsse aber nach Angaben des niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung erst der Deutschland-Ticket-Preis für 2025 festgesetzt werden. Die Gespräche zwischen Bund und Ländern laufen derzeit. „Bei einer Preisdebatte müssen wir sehr moderat bleiben, sodass man den Kunden die Preisanpassung gut erklären kann“, sagt Florian Mosig, Pressesprecher des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums. Zunächst kostete das Deutschland-Ticket bei der Einführung neun Euro. Nach der ersten Preiserhöhung der kostengünstigen Fahrkarte für den ÖPNV ist das Ticket aktuell 40 Euro teurer.
Zuerst muss der Preis für das Deutschland-Ticket festgelegt werden, dann folgt die Debatte um ein Schülerticket. 2027 wird in Niedersachsen das nächste Mal der Landtag gewählt. Damit bleiben der Regierung noch knapp drei Jahre, um das rabattierte Deutschland-Ticket für Schüler auf den Weg zu bringen. Der Preis könnte sich nach Angaben des Wirtschaftsministeriums auf 29 Euro belaufen. Die Einführung hängt aber nicht nur von der Festsetzung des Preises ab, sondern auch von der Verfügbarkeit zusätzlichen Haushaltsgeldes des Landes. Extrageld war zuletzt nicht vorhanden, weswegen die Einführung des rabattierten Tickets weiter auf sich warten lässt. „2024 standen entsprechende Haushaltsmittel nicht zur Verfügung. Inwieweit 2025 die Mittel bereitstehen, bleibt in Anbetracht der angespannten Haushaltslage abzuwarten“, erklärt Mosig und ergänzt: „Natürlich ist es unser Ziel, das Ticket in dieser Legislaturperiode einzuführen.“
Auch der Peiner Kreisverwaltung ist bewusst, dass die Einführung des Deutschland-Tickets für alle Schülerinnen und Schüler zusätzliche Aufgaben mit einem finanziellen Mehraufwand zur Folge hätte. Die finanzielle Belastung soll im mittleren sechsstelligen Bereich liegen. „Aufgrund der Haushaltskonsolidierung müssen wir nicht nur alle freiwilligen Leistungen auf ihre Notwendigkeit prüfen, sondern auch die Übernahme zusätzlicher freiwilliger Auf- und Ausgaben vermeiden“, sagt Fabian Laaß. Eine baldige Entscheidung der Landesregierung zum rabattierten Deutschland-Ticket für Schüler wäre auch nach Meinung der Kreisverwaltung wünschenswert, sofern die Finanzierbarkeit berücksichtigt und gewährleistet ist. „Um einen landesweiten Flickenteppich zu vermeiden, wäre es sinnvoll, wenn das Land eine entsprechende Regelung zum Deutschland-Tickets für alle Schüler treffen würde“, so Laaß.
Weil das rabattierte Deutschland-Ticket für Schüler auf sich warten lässt, werden viele im Landkreis Peine, die dennoch den ÖPNV nutzen möchten, auf das Schülerticket des Verkehrsverbundes Region Braunschweig (VRB) zurückgreifen. Die jeweiligen Verkehrsverbände können die regionale Fahrkarte durch eine Finanzhilfe des Landes Niedersachsen anbieten. In 30 von 39 Verkehrsregionen kommt so ein Schülerticket zum Einsatz.
Doch nicht nur Schüler nutzen den ÖPNV zur Fahrt zum Lernen. Im Großraum Braunschweig befinden sich mit der TU Braunschweig und der Ostfalia mehrere Hochschulen in der Region. Studierende erhalten ein Semesterticket im Rahmen ihrer Studiengebühren, das zur Fahrt in Niedersachsen berechtigt. Seit diesem Jahr können Studienvertretungen der Universitäten entscheiden, ob in Absprache mit ortsansässigen Verkehrsunternehmen eine solidarische Fahrkarte genutzt werden soll.
Es handelt sich dabei um ein Upgrade des Semestertickets auf das Deutschland-Ticket. Für den Preis von monatlich 29,40 Euro berechtigt der Studienausweis dann zur Fahrt im gesamten ÖPNV in Deutschland. „Das sind 60 Prozent vom normalen Deutschland-Ticket-Preis“, sagt Florian Mosig. Das Studierenden-Ticket gibt es im VRB für die Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel oder die TU Braunschweig. Auch an den Hochschulen in Hannover wird das Upgrade angeboten. Für das kommende Wintersemester (sechs Monate) an der Ostfalia in Wolfsburg werden dann 176,40 Euro für das Deutschland-Semesterticket fällig.
Das Semesterticket ist beliebt bei den Studierenden. Im Wintersemester 2023/24 waren an den drei Fakultäten am Campus in Wolfsburg 2.260 Studierende eingeschrieben. Der Großteil von ihnen wohnte allerdings nicht in der VW-Stadt, sondern pendelte, auch aus Peine. Nur knapp 20 Prozent der Wolfsburger studierten an der Hochschule vor Ort.