Am Tag des Brandes, Donnerstag, 8. August, hatte Beate Barte wie gewohnt in der Agentur an der Heinrich-Hertz-Straße in Stederdorf gearbeitet. Nachdem die letzten Mietfahrzeuge gegen 16.45 und 17 Uhr zurückgebracht worden waren, verließ auch sie ihr Büro und fuhr nach Hause. Gegen 18.30 Uhr machten auch die Mitarbeiter der Lkw-Werkstatt Ferronordic Feierabend. Spät in der Nacht jedoch wurde Barte durch einen Telefonanruf geweckt. In Stederdorf war gegen 23.10 Uhr ein Großbrand ausgebrochen - auf dem Nachbargrundstück der Autovermietung. Eine Lagerhalle mit Holzpaletten stand in Flammen. „Wir sind dann über die Autobahn Richtung Peine gefahren“, schildert sie. Allerdings sei sie nur bis zur Waschanlage bei Kaufland gekommen, dort hatte die Polizei die Straße abgesperrt. „Wir haben dann erklärt, dass wir von der Autovermietung sind, alle Schlüssel dabei haben und die Autos wegfahren wollen, doch die Polizistin sagte uns, dass das nicht mehr nötig sei.“
Nach einer schlaflosen Nacht kehrte die Agenturleiterin früh am nächsten Morgen wieder in ihr Büro in Stederdorf zurück. Der Anblick des Geländes war ein Schock: „Alles war voller weißem Löschschaum.“ 16 Fahrzeuge der Flotte waren verbrannt, auch die Lkw-Werkstatt Ferronordic, die sich mit auf dem Gelände befindet, hat Verluste erlitten. „Es sind drei Mitarbeiterfahrzeuge verbrannt und mehrere Neuwagen“, zählt Barte auf.
Dass einer der Mietwagen durch einen technischen Defekt in Brand geraten ist und dadurch das Feuer auf die Halle übergreifen konnte, kann sich die Agenturleiterin nicht vorstellen. „Als ich gegangen bin, hatten alle Fahrzeuge einen kalten Motor“, sagt sie. Zudem seien alle Fahrzeug technisch einwandfrei - anders als Privatwagen müssten Mietwagen jedes Jahr zur TÜV-Abnahme. Dass eines der Hybridfahrzeuge von selbst in Brand geraten und das Feuer ausgelöst haben könnte, schließt sie aus. „Die standen ganz woanders.“
Was nun tatsächlich die Brandursache war, das müssen nun die weiteren Ermittlungen der Brandgutachter klären, die in den nächsten Tagen das Gelände inspizieren sollen. „Es gibt verschiedene Verfahren und technische Möglichkeiten, herauszufinden, wie und auch wo genau ein Brand entstanden ist“, sagt Polizeisprecher Matthias Pintak. War es ein technischer Defekt, etwa ein defekter Stromverteilerkasten, war es fahrlässige Brandstiftung, etwa eine Zigarettenglut, oder wurde das Feuer gelegt? „Die Brandermittler untersuchen auch, ob Brandbeschleuniger eingesetzt wurde“, schildert der Polizeisprecher. Dazu würden Proben genommen, gegebenenfalls können auch Hunde eingesetzt werden.
Dass das Feuer tatsächlich durch einen Autobrand verursacht wurde, könne zum jetzigen Zeitpunkt zumindest nicht ausgeschlossen werden, sagt Pintak. Der Verdacht sei durch Zeugenhinweise aufgekommen, die von dort Rauchentwicklung wahrgenommen haben wollen. „Unser Gebäude ist alarmgesichert, das Gelände durch eine Schranke abgeriegelt“, schildert Agenturleiterin Barte. „Es kann natürlich aber trotzdem jemand von außen auf das Gelände, man kann ja nicht alles überwachen.“
Für die Einwohner der Ortschaft Stederdorf indessen ist der Großbrand ein großes Thema. „Es ist das dritte Großfeuer innerhalb von fünf Jahren“, sagt Ortsbürgermeister Holger Hahn (SPD). Natürlich sei die Gerüchteküche am Brodeln. Er selbst sei in der Brandnacht durch das Knallen der explodierenden Autoreifen wach geworden. „Dann habe ich Rauch und Feuerschein gesehen“, erzählt er. Zu diesem Zeitpunkt sei die Feuerwehr bereits alarmiert gewesen und zum Brandort gefahren. Er selbst sei kurze Zeit später dort eingetroffen und verfolgte das Geschehen bis in die frühen Morgenstunden.
An Spekulationen zur Brandursache möchte sich Hahn nicht beteiligen. „Ich kann verstehen, dass sich Leute Sorgen machen. Die anderen beiden Brände waren Brandstiftung. Was diesmal die Ursache für das Feuer war, muss nun die Polizei ermitteln.“ Dass es ausgerechnet immer wieder Stederdorf treffe, könne auch daran liegen, dass gerade hier viele große Gewerbebetriebe mit hoher Brandlast ansässig seien.
Und noch etwas beschäftigt viele Menschen, vor allem jene, die in den Freiwilligen Feuerwehren aktiv sind oder dort Angehörige haben: Die Kritik an einem zu spät begonnen Löschangriff - wie vom Geschäftsführer des betroffenen ADH-Palettenhandels geäußert. PAZ-Leserin Claudia Stiller, die Ehefrau eines Feuerwehrmannes, schreibt an die Redaktion: „Sicherlich ist es sehr ärgerlich, dass die Halle abgebrannt ist und dadurch zunächst eine Existenz gefährdet ist. Anzumerken ist jedoch, dass die Frauen und Männer alle nur freiwillige Mitglieder in den Feuerwehren sind. Peine hat keine Berufsfeuerwehr - auch wenn das viele Bürger glauben.“ Die Feuerwehren seien rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche in Bereitschaft und gingen noch „normal „ zur Arbeit. „Ich möchte nicht wissen, wieviel Personen am Freitag nach einer langen Nacht im Einsatz im Anschluss gleich zur Arbeit gefahren sind und dort auch 100 Prozent gegeben haben“, schreibt sie. Und: „Ich zolle jedem Freiwilligen meinen hohen Respekt für die tolle Arbeit und auch das gute Zusammenspiel der einzelnen Ortswehren.“ Auch Ortsbürgermeister Hahn tritt der Kritik an der Feuerwehr entschieden entgegen. „Das Feuer hatte viel Zeit, sich zu entwickeln, bevor es überhaupt entdeckt wurde“, betont er. „Alle Feuerwehren haben einen verdammt guten Job gemacht angesichts der schwierigen und gefährlichen Lage“, so der Stederdorfer.
Bei dem Feuer war eine Lagerhalle mit Holzpaletten komplett niedergebrannt. Mehr als 300 Einsatzkräfte der Peiner Stadtwehren und des Deutschen Roten Kreuzes waren zu Spitzenzeiten im Einsatz. Unterstützung kam durch Löschfahrzeuge der Flughafenfeuerwehren aus Hannover und Braunschweig. Drei Feuerwehrleute wurden durch die extreme Hitze verletzt und mussten im Klinikum behandelt werden. Der Schaden wird auf 1,5 Millionen Euro geschätzt.
Zeugen, die in der Brandnacht auffällige Beobachtungen gemacht haben, können sich an die Polizei Peine unter der Telefonnummer 05171/9990 wenden.