Einer, der sich mit Hühnern und allem was zu ihrer Haltung und Aufzucht nötig ist, bestens auskennt, ist Klaus-Dieter Ebert. Der 72-Jährige ist im Vorstand des Geflügelzuchtvereins Peine-Hainwald, der jüngst sein 125-jähriges Bestehen feiern konnte. Seit 1973 züchtet er Hühner. Seine Lieblinge zurzeit sind die Federfüßigen Zwerghühner – „sie sind klein, wiegen nur ein Pfund, haben kleine Eier und sind sehr hübsch und friedlich“ – sowie Thüringer Bartzwerghühner mit rot-weiß gepunktetem Gefieder, die „haben mir und meiner Frau gefallen“ und sehen tatsächlich so aus, als hätten sie einen „Weihnachtsmannbart“.
16 Hühner hat Ebert, der in Eixe lebt und nach wie vor von den Tieren begeistert ist. „ Das Faszinierende ist, wenn man im Frühjahr Eier ausbrütet und das Küken aus dem Ei rauskommt“, erzählt er. Um das ganze Wunder mitzuerleben, brütet Ebert die Eier unter der Wärmelampe im Brutapparat aus, in dem die Küken auch schlüpfen. Anschließend werden sie mit Spezialfutter aufgezogen. „Bei uns wandert kein Essen in die Mülltonne, alles wird von den Hühnern verwertet, denn sie sind Allesfresser“, erklärt der Züchter.
Im Sommer sitzt er gern im Garten und beobachtet die Hühner: „Wenn sie hochspringen und Fliegen fangen, dann ist das ein Bild für die Götter“, schwärmt er. Während es mit der Geflügelzucht immer weniger werde – denn sie nehme viel Zeit in Anspruch und das Füttern der Tiere schrecke viele ab –, nehme die Hühnerhaltung zu. „Aber meist ohne Hahn, denn der kräht ja und dann kann es Ärger mit dem Nachbarn geben“, sagt Ebert.
Den Trend zum Huhn bestätigen auch die Zahlen der Peiner Kreisverwaltung. Gab es unter den Einwohnern des Landkreises Peine im Jahr 2019 612 private Geflügelhalter, sind es fünf Jahre später bereits 1.088. Am meisten werden Hühner gehalten (208.636), gefolgt von Tauben (4.087). Dann folgen mit deutlichem Abstand Enten (973), Gänse (472), Wachteln (344) und Puten (183). Auch einige exotischere Exemplare sind dabei: Fünf Pfauen, fünf Emus, vier Rebhühner und drei Nandus leben ebenfalls im Kreis Peine. Die Verteilung ist dabei über das Kreisgebiet fast gleichmäßig: Mit 281 Haltern und 2036 Tieren führt Peine das Ranking an, gefolgt von Edemissen mit 220 Haltern und 1847 Tieren. In Ilsede gibt es 201 Geflügelhalter mit 1.550 Tieren, dann kommt Vechelde mit 152 Haltern und 1.159 Tieren und knapp dahinter Hohenhameln mit 150 Haltern, dafür aber mehr, nämlich 1.243 Tieren. Schlusslichter sind die Gemeinde Wendeburg mit 126 Haltern und 941 Tieren sowie Lengede mit 88 Haltern und 702 Tieren.
Darunter befinden sich auch 20 Hühnerhalter, die als Rassegeflügelhalter gemeldet sind. „Züchter“ im Sinne von Legehennen- oder Masthühnerzuchtbetrieben gibt es im Kreisgebiet nicht, teilt Kreisverwaltungssprecher Fabian Laaß mit. Allerdings gibt es einige Hühnermastbetriebe, die für bis zu 40.000 und bis zu 80.000 Tierplätze genehmigt sind. „Die tatsächliche Tierzahl liegt jedoch bei allen Betrieben darunter, da die Betriebe an der ‚Initiative Tierwohl‘ teilnehmen“, so Laaß.
Doch zurück zum Traum von der Hühnerhaltung im eigenen Garten: Wer Eier von glücklichen Hühnern genießen möchte, muss für die Vögel einen ausreichend großen, überdachten oder auch mit einem Netz überspannten Auslauf anbieten – denn einige Hühner fliegen gern –, außerdem einen trockenen Schlafplatz in einem Stall und natürlich die Möglichkeit, Eier zu legen. Aufpassen sollte man zudem auf Ungeziefer. „Das ist eine große Herausforderung für Züchter“, sagt der Experte. Milben seien eine Qual für die Tiere.
Hühner können im Durchschnitt bis zu acht Jahre alt werden, sie legen dann aber oft nur noch wenige oder keine Eier mehr. „Ich hatte ein Huhn, das acht Jahre alt geworden ist und immer noch zwei Eier in der Woche gelegt hat“, sagt Ebert. Dies sei aber auch von der Rasse abhängig. Seine Thüringer Bartzwerghühner legen 120 Eier im Jahr, die Federfüße weniger.
Und was ist, wenn das Huhn keine Eier mehr legt? „Dann kann man es bis zu seinem Lebensende im Garten laufen lassen“, sagt Ebert. „Oder auch schlachten oder schlachten lassen.“ Das dürfe allerdings nur, wer dafür eine Sachkundebescheinigung hat.
Wer sich ein Huhn zulegt – auch wenn es nur bei dem einen bleibt –, muss dies beim zuständigen Veterinäramt anmelden. Das Veterinäramt wiederum meldet dies der Tierseuchenkasse. „Die Registrierungspflicht ergibt sich daraus, dass Tierseuchen nicht vor privaten Tierhaltungen stoppen und im Falle eines Tierseuchenausbruchs alle entsprechenden Tierhaltungen bei der Veterinärbehörde bekannt sein müssen, um gegebenenfalls nötige Präventions- oder Bekämpfungsmaßnahmen durchführen zu können“, erklärt Fabian Laaß vom Landkreis. Zudem seien nach jeweiliger Tierzahl gestaffelte Beiträge zur Tierseuchenkasse zu zahlen. „Daraus werden Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen finanziert.“ Darüber hinaus sei jeder Halter von Hühnern und Puten verpflichtet, seine Tiere regelmäßig gegen die Newcastle-Krankheit impfen zu lassen. „Wir machen das vom Verein aus zusammen beim Tierarzt“, berichtet Hühnerhalter Klaus-Dieter Ebert. Damit lohne sich auch für private Hühnerhalter ein Eintritt in den Verein.
Anders als der reine Hühnerhalter präsentieren die rund 40 Mitglieder des Geflügelzuchtvereins Peine-Hainwald ihre Tiere – neben Hühnern vor allem Tauben – auf Ausstellungen, wo sie von Preisrichtern bewertet werden. Auch Eberts Enkel Fabio Kügow (28) ist im Verein dabei, auch wenn er derzeit keine Hühner hält. Doch trotz des Nachwuchses mussten die Geflügelzüchter auch Rückschläge hinnehmen: Von den ursprünglich zehn Vereinen im Kreisgebiet gibt es nur noch sechs. Aber vielleicht – so die Hoffnung – kann der Traum vom frischen Ei direkt aus dem heimischen Hühnerstall auch den Geflügelzüchtern neuen Aufwind bescheren.